Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
Vom Netzwerk:
Geheimpolizei in der französischen Zone, Alain Barricourt.«
    »So ein junger Mann ist schon Chef der Polizei?«
    »Von wegen jung, Fräulein! Wenn der alte Barricourt befiehlt, tanzen alle nach seiner Pfeife. Ein Wort gegen ihn und Sie sind praktisch schon verhaftet. Ein richtiger Giftpilz!«
    Christine witterte ihre Chance. »Aber der Mann mit der Armschlinge war höchstens fünfundzwanzig Jahre alt!« Sie deutete wieder nach draußen.
    »Nein, nein! Barricourt ist Anfang fünfzig und spricht etwas komisch. So irgendwie durch die Nase. Vor einigen Wochen war er schon mal da und hat mit meinem Vorgesetzten gesprochen. Ich habe ihn damals nur gehört. Die Franzosen haben uns aus unseren Büros geworfen, als er im Anmarsch war. Der ist hier ein ganz hohes Tier!«
    »Der Offizier mit dem Namensschild von Barricourt auf dem Pullover sprach aber Deutsch mit englischem Akzent! Und auch nicht durch die Nase. Ganz normal!« Jetzt war es raus! Nun gab es kein Zurück mehr! »Dieser Mann mit der Armschlinge hat mir erzählt, er wäre in Mannheim stationiert gewesen.«
    »Um Gottes willen, nein! Sie irren sich! Er ist aus Straßburg. Barricourt ist nur von Amts wegen in der französischen Zone unterwegs. Das ist sein Beruf.«
    »Dann war der Mann mit der Armschlinge nicht Ihr Barricourt! Er hörte sich an, als wäre er Amerikaner.«
    »Fräulein, das kann nicht sein!« Der Pförtner kratzte sich am Bauch, lachte und schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich! Ich kenne ihn doch.«
    Christine machte ein verärgertes Gesicht. Sie stand auf und stemmte die Hände in die Hüfte. Sie zitterte jetzt am ganzen Leib.
    »Der junge Mann mit dem verletzten Arm ist sicherlich ein Betrüger! Er ist meiner Meinung nach nicht der Geheimpolizeimann. Dafür ist er einfach zu jung! Er war maximal fünfundzwanzig Jahre alt! Vielleicht trägt er die Kleider von diesem Barricourt!«
    Der Pförtner starrte sie entrüstet an. »Fräulein, zügeln Sie sich! Sie machen sich gerade strafbar! Das hätten wir doch schon längst gemerkt! Barricourt ist stark kurzsichtig und trägt eine Nickelbrille mit dicken Gläsern. Außerdem näselt er, wie ich bereits sagte!«
    »Haben Sie denn schon einmal mit ihm gesprochen?«
    »Nein, einer der Krankenpfleger erzählte uns, dass durch seine Verletzung und die Blutvergiftung in der Schulter vermutlich sein Kehlkopf …« Er verstummte und fing an zu überlegen. »Eigentlich haben Sie recht, Fräulein. Der Patient hat nie gesprochen und er trägt auch keine Brille. Er hatte jedenfalls keine Brille auf dem Nachttisch. Ich hatte ihm im Namen der Belegschaft Blumen hingestellt. Da war er noch bewusstlos.«
    »Er hat mich auch vorhin aus einiger Entfernung mit Fraulein angesprochen. Fraulein sagen doch nur die Amerikaner! Die Franzosen sagten immer Mademoiselle zu mir!«, setzte sie noch hinzu. »Wenn er kurzsichtig wäre, hätte er mich ohne Brille nicht aus so großer Entfernung als Frau erkannt. Ein Nachbar von uns ist auch extrem kurzsichtig. Er erkennt mich nicht mal, wenn ich direkt an ihm vorbeilaufe. Wenn er seine Brille nicht trägt, muss er mich immer erst aus zwanzig Zentimetern Entfernung anschauen!«
    »Herrje, Fräulein, ich glaube, Sie haben recht! Da fällt mir was ein! Drüben in der Kaserne gibt es eine Gendarmerie, direkt in dem Gebäude an der Pforte. Dort hängt meines Wissens ein Bild von Barricourt. Ich werde dort gleich anrufen! Wenn Sie recht haben, ist er wirklich ein Betrüger. Oh, mein Gott! Wo ist dann der echte Barricourt? Das müssen wir sofort prüfen!« Der Pförtner hastete zum Telefon und wählte mit zitternden Fingern eine Nummer. Nebenbei suchte er immer wieder nervös ihren Blick. Seine Finger trommelten ein Stakkato auf die Tischplatte.
    »Hallo, Monsieur Jannaux, hier ist Kuppinger von der Pforte im Krankenhaus. Ich möchte Sie nicht stören. … Ja, Monsieur. Entschuldigung. … Es ist aber wichtig! Haben Sie noch das Bild des ehrenwerten Monsieur Barricourt in Ihrem Büro? … Ja, ich weiß, er ist bei uns im Krankenhaus. Ja, Monsieur Barricourt geht es schon wieder besser. Er geht bereits im Park spazieren. Jawohl, ich lasse es ihm ausrichten. … Kann ich Ihnen gleich eine Dame vorbeischicken? Sie ist persönlich mit ihm bekannt. Ja. … Natürlich, ich komme mit. … Mein Vertreter bleibt solange hier. Merci, Monsieur Jannaux. Wir sind unterwegs.« Er legte auf, strich sich nervös durch das graue Gestrüpp unter seiner Nase, schluckte und starrte sekundenlang auf das

Weitere Kostenlose Bücher