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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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schwarze Telefon.
    Doch die junge Frau wehrte mit winkenden Händen ab. »Aber ich muss hierbleiben! Ich werde gleich abgeholt.«
    »Nein, unmöglich, Lieutenant Jannaux wartet auf uns. Wir müssen sofort los.« Er kritzelte für seinen Vertreter eine Notiz auf einen Zettel. Als er aufstand und den Stuhl nach hinten schob, fiel das Papierstück unbemerkt durch den Luftzug vom Tisch.
    Die beiden verließen eilig die Pforte und liefen quer durch das lange Krankenhausgelände zum anderen Portal, wo die beiden Wachen nur kurze Notiz von ihnen nahmen und dem Pförtner zunickten.
    Eineinhalb Stunden später fuhren die Amerikaner wieder an der Krankenhauspforte in der Moltkestraße vor, um Christine abzuholen. Durch eine Kurzvisite bei der neuen Übergangsverwaltung mit ihrem Sitz in der Münzanstalt in der Karlstraße hatten sie sich etwas verspätet. Andererseits hatten sie jetzt für Karlsruhe eine offizielle Aufenthaltsgenehmigung bekommen.
    Doch das blonde Mädchen war nicht mehr da. Der junge Franzose an der Pforte wusste von nichts. Der Zettel war leider inzwischen unter die Heizung gerutscht.
    Edwards zündete sich genervt eine Zigarette an und lehnte sich mit der Hüfte gegen das schmale, in Bauchhöhe angebrachte Brett vor dem offenen Fenster. Sollte er warten? War Christine noch bei ihrer Tante im Hospital? Oder hatte sie das Gelände verlassen? Der Pförtner zuckte nur mit den Schultern. Er hatte ein Mädchen weder kommen noch gehen sehen.
    Gerade als der Captain etwas zum Pförtner sagen wollte, klingelte das Telefon und dieser begann ein Gespräch mit dem Anrufer auf Französisch. Edwards richtete sich wieder auf, winkte ab und lief zurück zu den Fahrzeugen. Unschlüssig setzte er sich in die M3 Halbkette und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Vickers schaute zu ihm herüber.
    »War sie nicht da?«
    »Nein, beim Pförtner kam sie nicht vorbei. Der weiß von nichts.«
    »Komisch, da drin in dem Häuschen hängt aber ihr Mantel an der Wand.«
    Edwards starrte ihn überrascht an. »Wie bitte? Sind Sie sicher, Joey?«
    »Ja, sie hatte den Mantel über den Arm gehängt, als sie vorhin da reinging. Ich erkenne ihn wieder. Der Kragen ist innen weiß und hinten am Wäscheschild abgerissen. Sie hatte den Mantel eine ganze Weile an, als sie in Ketsch morgens vor mir stand.«
    »Joey, Sie sind genial!« Edwards klopfte dem Fahrer anerkennend auf die Schulter, sprang wieder aus dem Fahrzeug und rannte zurück zum Pförtner. Gerade als dieser aufstehen und ihm den Mantel holen wollte, klingelte erneut das Telefon und gleichzeitig ertönte aus einiger Entfernung außerhalb des Krankenhauses eine laute Sirene.
    Der an- und abschwellende Ton machte den Pförtner ganz zittrig. Er schoss, als hätte er sich auf eine heiße Herdplatte gesetzt, vom Stuhl auf und rannte zu einem Blechspind, der in der Ecke des Raumes stand. Er griff sich daraus einen Stahlhelm und ein uraltes Repetiergewehr und setzte sich dann wieder nervös an seinen Schreibtisch. Das Telefon klingelte weiter, der Franzose griff zum Hörer, meldete sich, sprang wieder auf, sagte ein paar Mal »Oui, oui, Gendarmerie, merci« und knallte den Hörer wieder auf die Gabel. Daraufhin schob er das kleine hölzerne Fensterchen zu, vor dem Edwards noch immer ungeduldig wartete, und ließ eilig den Rollladen heruntersausen. Nach wenigen Sekunden öffnete sich die Tür des Pförtnerhauses und der junge Mann rannte mit Christines Mantel unterm Arm davon. Die Tatsache, dass das Haupttor des Krankenhauses sperrangelweit offen stand, interessierte in nicht.
    Edwards sah dem Mann verwundert hinterher. Danach warf er einen kurzen Blick auf die Übersichtskarte des Krankenhausareals.
    »Vickers, fahren Sie weiter die Straße runter! Unser Mantel flüchtet auch in diese Richtung! Ich laufe ihm nach! Weiter hinten gibt es noch einen Eingang!«
    Das Sirenengeheule ließ nicht nach. Von allen Seiten liefen Soldaten auf die Kaserne zu, die großen Doppeltore wurden geschlossen und mit Maschinengewehren bewaffnete Wachen zogen hinter Sandsackmauern auf. Dienstfreie, die an verschiedenen Stellen der Unterkunftsgebäude rauchend an den Fenstern zur Straße saßen und allem Weiblichen unter ihnen hinterherpfiffen, warfen die Zigaretten hinunter und verbarrikadierten sich in ihren Stuben.
    Der Soldat von der Pforte war tatsächlich mit dem Mantel durch das andere Seitentor des Hospitals hinausgelaufen, die beiden Wachen verschlossen gerade eilig die schwere Tür.
    Edwards schrie

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