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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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die gesamte Ladung auf den anderen Karren umzuladen. Die Holzbalken konnten sie allerdings nur anheben, weshalb sie sie vorerst an Ort und Stelle ließen. Ein herbeigeeilter Kolonialfranzose mit Fez und Turban brüllte in hartem Französisch die Männer an, sich zu beeilen. Gleichzeitig fuchtelte er mit einem uralten Gewehr herum, an dem die hölzerne Schulterstütze abgebrochen war. Wahrscheinlich hatte er sie im letzten Winter verheizt.
    Captain Edwards sah dem ungleichen Quartett eine Weile zu.
    »Joey, wollen Sie nicht kurz mit anpacken?«
    Vickers nickte. »Sie haben recht, ein wenig Bewegung kann nie schaden. Van Bouren, komm mit, wir helfen den Männern!«
    Der Fahrer und der muskulöse Kanonier sprangen aus dem Fahrzeug. Jonas hatte den anderen Bescheid gesagt und von hinten kamen Roebuck und der Funker hinzu. Die drei alten Männer, welche gerade mit dem dunkelhäutigen Marokkaner haderten, schauten überrascht hinter sich. Dann griffen sie zu siebt nach dem ersten Balken und mit einem »Zuuuu-gleich!« der Deutschen hoben sie ihn gemeinsam an und setzten ihn auf den anderen Wagen. Dies wiederholte sich noch viermal, dann war das Langholz umgesetzt.
    Anschließend bildeten sie eine kurze Menschenkette und warfen wie im Akkord die Steine nacheinander auf den neuen Wagen. Innerhalb von wenigen Minuten war die Straße wieder frei, in dieser kurzen Zeit waren auch drei französische Jeeps mit heulender Sirene an ihnen vorbeigefahren.
    Der schlecht rasierte Marokkaner glotzte bloß ungeduldig und mit offenem Mund, was da vor seinen Augen geschah. Nachdem sich die Amerikaner und die Deutschen die Hände zum Dank gereicht hatten, klopfte Letchus dem Kolonial-Franzosen im Vorbeigehen auf die Schulter und bemerkte in dessen Sprache: »Mach dein Maul zu und hilf das nächste Mal mit, Frenchy.«
    Die Männer spannten noch das erschöpfte Pferd von dem kaputten Wagen aus, schoben die Reste der Kutsche an den Straßenrand, um sie später abzuholen, und fuhren dann weiter. Die Amerikaner winkten und schrien hinter den Deutschen her, den einsamen, sprachlosen Marokkaner auf der Straße ignorierten sie völlig. Dieser musste sogar ein paar Schritte rückwärts machen, sonst wäre ihm Vickers über die Füße gefahren.
    Auf der Kriegsstraße im Bereich einiger dicker Linden ließ Edwards die Fahrzeuge für eine Zigarettenpause und kurze Lagebesprechung halten. Auch an den Rändern dieser breiten Straße waren beidseitig teils meterhohe Schuttberge der zerstörten Häuser aus der Jahrhundertwende. An den Stellen, wo die eingestürzten Ruinen bis zur Straße standen, waren trotz des Schutts meist viele der Kellerfenster freigelegt und zugänglich. Die Fassadenteile über den Öffnungen waren überall mit den Namen der ehemaligen Hausbewohner beschriftet. Viele Leute wohnten seit Monaten in den meist überfüllten Kellern oder in primitiven Hütten in den Vorgärten
    Sofort wurden die Amerikaner von Passanten und vor allem von Kindern in einigem Abstand umringt und wie eine Sensation bestaunt. Letchus diente als Übersetzer für den jungen Brigadier, der Christine ständig schöne Augen zu machen versuchte. Roebuck bemerkte nach kurzer Zeit diese Annäherungsversuche und hielt dem einen Kopf kleineren Franzosen schweigend die geballte Faust unter die Nase, während er mit einer Kopfbewegung zu Christine wies.
    Dieser verstand, lief rot an, grinste unschuldig, trollte sich sofort an eine andere Stelle der Gruppe und wandte Roebuck den Rücken zu.
    Edwards nahm einen großen Schluck Wasser, wischte sich das Gesicht ab und sprach dann zu den anderen Soldaten: »Okay, Jungs, erst drei Stunden in Karlsruhe und wir haben schon einen Großalarm ausgelöst. Christine, deine Zeugenaussage bei den Frenchys war gut, aber Harrison weiß jetzt Bescheid, dass wir hier sind. Er ist gewarnt und wird sich vor uns verstecken. Wir haben keine Möglichkeit mehr, ihn noch zu schnappen.«
    Mit dieser Annahme irrte sich Edwards gewaltig.
    »Wir haben jedenfalls das Okay von General Valluy bekommen und dürfen uns hier frei bewegen. Mal abgesehen von ein paar verdammten Idioten, die nicht zuhören können!« Damit drehte er sich um und hielt dem gerade anhaltenden Fahrer des französischen Polizei-Jeeps das neue Valluy-Dokument hin. Dieser nickte nur wortlos, grüßte kurz und raste dann weiter.
    »Also, die beiden Kasernen im Norden hat Roebuck schon erfasst, hier hat uns die Luftaufklärung geholfen, in die Frenchy-Kaserne in der Moltkestraße habe

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