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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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die Holzkiste dort rechts verwenden. Sehen Sie? Dort auf der Wiese? Die sind normalerweise sehr stabil. Schauen Sie sich an, was Sie brauchen, der Soldat holt Ihnen alles aus dem Depot. Sie können auch von vorn ins Gebäude gehen. Noch etwas: Vor dem kaputten Fenster auf dem Boden liegt vermutlich das angeblich verlorene Notizbuch von Boone. Bringen Sie mir das mit, wenn Sie fertig sind.« Und nach einer Pause fügte er noch hinzu: »Private Jonas, Sie müssen das hier nicht machen!«
    Private Jonas richtete sich wieder auf, zündete sich zittrig ein Zigarette an und lief in Richtung der Ruine. Vor dem kaputten Fenster blieb er stehen und sah in den Raum hinein. In circa vier Meter Entfernung hing die Bombe aus der Decke. Er schätzte die Größe auf etwa hundertfünfzig bis zweihundert Pfund. Er überlegte. Boone war knapp sechs Fuß, fünf Zoll groß. Wenn er den Zünder nur knapp mit den Haaren berührt hatte, müsste das Gestell mindestens zwei Meter zwanzig hoch sein. Acht Balken mit acht mal acht oder sechs mal sechs Querschnitt, die Streben oben dreißig, unten fünfzig Zentimeter lang und drei angespitzte Pfosten mit zweidreißig. Das müsste passen. Eine Säge, ein Hammer und eine Handvoll Nägel. Okay. Er drehte sich um, bückte sich vorher nach dem Notizbuch vor seinen Füßen, klappte es zu und steckte es ein. Er hatte kurz gesehen, dass die Seiten dicht beschrieben waren. Hatte Boone Tagebuch geführt? Als er bei Wilson und Edwards wieder ankam, übergab er das Buch und teilte dem Soldaten seine Wünsche mit. Dieser schrieb eifrig auf seinen mitgebrachten Notizblock und nickte ein paar Mal bestätigend. Anschließend rannte er Richtung Depot davon.
    Die drei Männer mussten fast eine halbe Stunde warten, bis das angeforderte Baumaterial fertig war. Ein anderer junger Private brachte es mit einem Dreivierteltonner-Lkw vorbei und lud hastig und nervös, mit stetigen Seitenblicken auf die Gefahrenstelle, aus. Dann brauste er wieder davon. Edwards und Jonas rauchten noch ihre Zigaretten fertig. Als das Holz kam, konnte Edwards deutlich sehen, wie Jonas’ Hand mit der Zigarette zu zittern begann. Wenn du das schaffst, kriegst du einen Orden, dachte er sich. Er versuchte gegenüber Jonas, möglichst gleichgültig zu wirken, man konnte seine Nervosität aber deutlich sehen.
    Jonas stopfte sich das Werkzeug in die Taschen, hängte sich die Säge über die Schulter und nahm die Hölzer unter den Arm. Er drehte sich noch mal um, zwinkerte Wilson aufmunternd zu und schleppte sein Material vorsichtig zurück zur Bombe.
    »Der ist ganz schön optimistisch!«
    »Nein«, entgegnete Edwards. »Er ist nicht optimistisch. Er macht sich fast die Hosen voll!«
    Jonas kam gerade mit dem Holz vor dem Fenster an, als es ein knackendes Geräusch aus dem Raum vor ihm gab. Putz rieselte von der Decke. Das Ding hatte sich wieder bewegt! Hastig fing er an, die Holzteile mit den vorgesehenen Ausschnitten zu versehen. Er sägte wie ein Wilder, Schweiß tropfte auf seine Hände, er zitterte am ganzen Leib und sein Herz raste. Erneut knackte es in der Decke, wieder rieselte feiner weißer Staub von oben herunter. Er nagelte die kurzen Balken zu einem stabilen, dreieckigen Holzrahmen zusammen und befestigte zwei der drei angespitzten Pfähle daran. Er hatte geplant, den Rahmen unter dem vorderen Rand der Bombe zu verkeilen und die ganze Sache an den drei Holzbeinen am Boden zu befestigen. Den halb fertigen Rahmen mit den Beinen daran schob er jetzt durch die zerborstene Fensterscheibe in Brusthöhe in den Raum hinein. Säge und Hammer warf er hinterher. Einige Meter von ihm entfernt lag die würfelförmige Munitionskiste im Gras. Er lief zu ihr hin, um sie vor das Fenster zu stellen, doch sie ließ sich nicht bewegen. Er öffnete den Deckel und sah hinein. Sie war fast zur Hälfte mit Glasscherben und Metallschrott gefüllt, den Jonas unmöglich in so kurzer Zeit mit den Händen ausräumen konnte. Hektisch sah er sich um. Es gab nur diese Kiste als Behelfsmittel!
    Wilson schrie von hinten: »Nehmen Sie die Kiste!«
    »Ich kann nicht, sie ist voller Glasscherben und rührt sich nicht von der Stelle!«
    »Lassen Sie sich was einfallen oder kommen Sie zurück, die Bombe rutscht wieder! Sie hängt schon ganz schief!«
    Jonas sah hinter sich und bemerkte den Schiefhang. Sie hatte sich innerhalb von nur fünf Minuten komplett verschoben. Die Idee mit dem Stützgestell konnte er vergessen. Der Zünder ragte in Richtung Fenster, direkt ihm

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