Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
Vom Netzwerk:
Blick die Schwellung in ihrem Gesicht und strich ihr dann zärtlich über den Kopf. Dann verschwand er im Haus.
    Während die Soldaten aus ihren Fahrzeugen stiegen, war die ältere Frau vom Feld bereits mit Fahrrad und Handkarren eingetroffen und verlangte von Hucky in schlechtem Englisch den Spargel, der sogleich entladen wurde. Als Christine sich etwas von dem Gemüse für das Abendessen heraussuchen wollte, lehnte die andere Frau dies sofort ab, da der Knecht sie angewiesen hatte, den Spargel nicht abzugeben.
    »Was sollen wir denn heute essen? Der Vater hat nur noch ein halbes Brot und etwas Käse.« Christine stemmte ärgerlich die Hände in die Hüften. Sie hatte die Soldaten zum Essen eingeladen und konnte nichts anbieten! Sieben Stunden hatte sie auf dem Feld für nichts geschuftet! Heute Nacht würde bestimmt wieder Edgar kommen und sie betatschen. Sie hasste das. Und morgens hätten sie dann was zu essen. Immer das Gleiche! Sie wandte sich zu Captain Edwards, der mit Roebuck, Letchus und besonders Vickers ungehalten über dessen Überfalltheorie diskutierte. Man war sich mittlerweile einig, dass der unbekannte Schütze ihnen auf dem Weg nach Karlsruhe wohl weiter auflauern würde.
    »Roebuck, Sie machen heute Abend die erste Wache mit Piece, danach Letchus mit Huckleby und Vickers mit Jonas. Außerdem machen wir ein Feuer, welches die ganze Nacht brennen muss. Holz gibt’s hier ja überall genug. Die Leute freuen sich, dass wir da sind, hängt wohl mit dem Bauern und seinem Knecht zusammen. Wenn der Knecht hier auftaucht, wecken Sie mich. Wenn er bewaffnet ist, verhaften Sie ihn sofort! Ich will hier keinen Krieg mit einem einzigen Idioten anfangen. Außerdem soll Letchus mit dem Kommando in Heidelberg Kontakt aufnehmen, die sollen hier morgen mal nach dem Rechten schauen.«
    »Mr Edwards?« Christine sprach sehr leise. »Wir können Sie nicht einladen, wir haben leider selbst nicht mehr genug Essbares da. Der Knecht hat mir heute meine Spargelration verweigert. Somit müssen Sie und wir heute hungern.« Das gerade Gesagte war ihr sichtlich peinlich, denn sie bekam einen roten Kopf. »Meinen Stiefvater werden Sie später kennenlernen, wenn er die Sonntagsandacht beendet hat.«
    Edwards grinste Christine an. »Machen Sie sich keine Sorgen! Wir verhungern nicht, wir haben so viele Verpflegungsrationen dabei, dass Sie bei uns mitessen können. Wir benötigen aber einen großen Topf und acht bis zehn Eier. Haben Sie Eier? Das Fleisch schmeckt mit gebratenen Eiern besser.«
    »Sie haben Fleisch?«
    »Ja, zehn Rindersteaks, heute morgen frisch geschlachtet. Aus dem Hauptquartier.«
    »Eier können Sie bekommen, unser Nachbar hat Hühner. Mein Gott, ich habe seit Monaten kein Fleisch mehr gegessen! Seit der Knecht da ist, bekommen wir hier gar nichts mehr.«
    »Roebuck kann Ihnen sicher ein Stück braten, er ist unser Koch. Er weiß, welche frischen Kräuter man mit dem Fleisch braten kann, um den Geschmack zu verbessern. Normalerweise kriecht er immer auf allen vieren im Gras herum, um seine Kräuter zu finden. Nicht wahr, Anthony?« Er klopfte Roebuck anerkennend auf die Schulter. Dieser grinste nur, denn er hatte außer seinem Namen nichts von der Unterhaltung verstanden.
    »Sie sagten, der Knecht wäre aus dem Krieg gekommen. War er ein Gefangener?«
    »Nein, angeblich war er früher SS-Unteroffizier in Frankreich und wurde später nach Köln versetzt. Er sagte, man hatte ihn nach Hause geschickt, als die Amerikaner über den Rhein kamen.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Ja. Anfangs hat er uns noch viel von Frankreich erzählt, später gar nichts mehr.«
    »Seltsam, so was habe ich noch nie gehört. Man beurlaubt doch keinen Soldaten, wenn die Kampfmoral der Truppe sowieso geschwächt ist und der Feind vor der Tür steht! Das ergibt keinen Sinn! Erinnern Sie sich, als er vor uns stand, hat er nicht mal bemerkt, dass wir keine Franzosen sind.«
    »Stimmt. Er hat sofort französisch mit Ihnen gesprochen.«
    »Ich denke, wir sollten ihm morgen früh einen kleinen Besuch abstatten. Vielleicht finden wir auch die Waffen, die er den Franzosen abkauft. Wissen Sie, wo wir da hinmüssen?«
    »Oh ja, den Weg zum Bauernhof finde ich im Schlaf!«
    »Wir nehmen die Halbkette und hängen die Sterne zu, dann fallen wir nicht gleich so auf. Mit dem Funkgerät können wir im Notfall Hilfe holen. Blondie, ehe ich es vergesse. Unser Sanitäter kann sich mal Ihr Auge ansehen. Der Soldat mit der kleinen schwarzen Brille, das ist

Weitere Kostenlose Bücher