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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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einen besseren Überblick.« Als er ein paar Schritte auf Roebuck zugemacht hatte, rempelte er ihn leicht von hinten an, dass dieser dabei nach vorne kippte und Christine berührte. Sofort umarmte sie ihn an der Hüfte, um die Kippbewegung zu stoppen. Der Stoß genügte, um Roebucks Kopf sehr nahe an Christines Stirn zu bringen. Er nutzte die Situation sofort, um sie dort zu küssen. Die kurzen blonden Haare kitzelten ihn an der Nase. Als sie ihren Kopf nach hinten in den Nacken legte, berührten sich ihre Lippen für einige Sekunden.
    Private Piece stapfte leise kichernd durch die taunasse Wiese davon. Als er am anderen Ende angekommen war und sich umdrehte, konnte er die beiden sehen, wie sie eng umschlungen dastanden und sich küssten. Piece seufzte, zu gerne hätte er jetzt mit Roebuck getauscht. Das Feuer war inzwischen heruntergebrannt und rauchte nur noch schwelend vor sich hin. Piece lief darauf zu, nahm noch ein paar Scheite Holz, die daneben lagen, und warf sie in die rote Glut. Kurz darauf flackerte das Feuer wieder hell auf und er bemerkte einen Schatten außerhalb des Zaunes, der sich flink zwischen den Bäumen bewegte.
    Der Private eilte sofort in Richtung des Dodge, beugte sich hinein und griff nach dem Fernglas, welches immer zwischen den Sitzen steckte. Er stützte das Glas an dem Rand der Windschutzscheibenbefestigung der M3 Halbkette auf und suchte systematisch die Vegetation nach einem ungewöhnlichen Umriss ab. Wieder nahm er eine Bewegung zwischen den Bäumen wahr, schwenkte mit dem Glas dorthin und erkannte sofort die Statur des Knechts Edgar, angelehnt hinter einer der dicken Platanen. Dessen breite Schultern schauten im Schein des Feuers beidseitig aus dem Schatten des Baumes hervor. Private Piece ließ das Glas sinken und warf einen kurzen Blick auf Roebuck und seine neue Freundin: Diese standen weiterhin auf der Wiese und knutschten miteinander, während sie von einer Seite von dem flackernden Licht unregelmäßig angeleuchtet wurden. Piece stieß ein kurzes, leises »Psst!« zu den beiden hinüber und machte eine Handbewegung für In-Deckung-gehen. Roebuck reagierte sofort und ging in die Hocke, das Mädchen drückte er mit herunter und deutete ihr, sich still zu verhalten. Sachte schob er sie auf allen vieren voran in Richtung der Fahrzeuge, um aus dem Blickwinkel des unerwünschten Beobachters zu kommen. Christine kauerte sich an das Hinterrad des Dodge, während Roebuck zu Piece weiterkroch. Aus dem Fahrzeug konnte sie Letchus’ Schnarchen hören.
    »Was ist los, Jimmy?«
    »Wir werden beobachtet! Da drüben, halb links von dem schiefen Busch, da steht einer hinter dem Baum. Den breiten Schultern nach würde ich sagen, dass es Edgar ist.«
    »Was will der hier?«
    Christine hatte die Unterhaltung zwar nicht verstanden, aber als sie den Namen Edgar vernahm, drückte sie sich näher an den Dodge heran, um nicht gesehen zu werden. Roebuck bemerkte dies und kam auf allen vieren zu ihr zurück.
    »Baby, was ist los?« Er tastete nach ihrem Kinn und hob ihren Kopf an. Im Widerschein des Feuers erkannte er nackte Angst in ihren Augen. »Don’t panic – Keine Panik!« Er klopfte mit der anderen Hand gegen die Maschinenpistole. »Wenn er dich anfasst, ist er tot!« Christine schüttelte traurig den Kopf. Sie hatte ihn nicht verstanden. Er deutete auf seine Waffe und zu den Bäumen. »Peng!«, sagte er und bekreuzigte sich. Christine lächelte ihn kurz an, beugte sich zu ihm und küsste ihn auf den Mund.
    »Er ist weg. Ich kann ihn nicht mehr sehen.« Piece legte das Fernglas wieder beiseite.
    »Jimmy, gehst du Letchus und Huckleby wecken? Sag auch dem Captain Bescheid, dass wir einen Besucher hatten.« Der Soldat tat, wie ihm befohlen. Bis die Ablösung soweit fertig war, setzte er sich vor das Feuer und rauchte eine Lucky Strike. Hoffentlich blieb die Nacht so ruhig. Piece nahm einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche und seufzte. Langsam machte sich bei ihm eine bleierne Müdigkeit breit. Zehn endlose Minuten später setzte sich Hucky neben ihn. Er sah seinen müden Freund kurz an und sagte: »Jimmy, ich habe das Fernglas und die Thompson griffbereit, wenn er wiederkommt, knallen wir ihn ab! Gute Nacht!« Daraufhin stand er auf, um nach Sergeant Letchus zu schauen.
    Corporal Roebuck hatte Christine bis zur Tür ihres Elternhauses begleitet und wünschte ihr eine gute Nacht. Sie streichelte ihm kurz über die Uniform und verschwand kichernd im dunklen

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