Tschoklet
den Weg nach Hockenheim gemacht. Der Kommandeur in Schwetzingen informierte uns, dass Sie dorthin wollten. Unterwegs haben wir den Funkspruch von Sergeant Letchus mitgehört. Jetzt sind wir hier und haben auch noch einen Most Wanted erwischt. Ein guter Tag!«
»Nein, Huckleby, der Tag ist nicht gut. Der Tag ist gar nicht gut.«
»Aber wieso denn nicht?«
»Ich habe meinen besten Mann verloren! Unser Gunner, der normalerweise immer hinter mir am MG steht, auf den ich mich hundertprozentig verlassen konnte, ist jetzt wegen so einem Idioten ausgefallen. Durch dieses Nazi-Schwein habe ich meinen besten Mann verloren!«
»Aber Sir! Es gab nur einen Verletzten, der Mann ist doch nicht tot!«
»Der Verletzte, wie Sie sagen, hat mich von Anfang an begleitet und mir x-Mal das Leben gerettet. Heute hat er wegen mir sein Gehör verloren und Sie reden von nur einem Verletzten!«
»Sir, Soldaten können doch ersetzt werden. Sie bekommen garantiert einen neuen Gunner! Vielleicht noch einen besseren!«
»Natürlich bekomme ich einen neuen Gunner! Scheiße noch mal, mein Gunner ist nicht irgendeiner! Er ist meine Lebensversicherung und er ist Ihr Bruder! Verstehen Sie mich jetzt?« Edwards atmete tief durch, seine Augenlider flatterten. Er warf seine Zigarette weg und zündete sich die nächste an.
»Hucky ist ein guter Freund! Er ist zwar kein Offizier, aber er ist trotzdem ein treuer Freund. Wir haben uns blind vertraut. Können Sie das nachvollziehen? Sie kennen ihn doch noch besser.«
Der hochgewachsene Staff Sergeant Samuel Huckleby war unterwegs stehen geblieben. Er stand da, überlegte, kaute auf seiner Unterlippe und sah aus der Ferne die Halbkette an. Er konnte sehen, wie die Sanitäter einen dicken Verband um Huckys Kopf banden. Er war zwar bei Bewusstsein, dämmerte aber durch die Drogen, die man ihm verabreicht hatte, nur vor sich hin.
Kurz darauf war der Militärpolizist mit besorgter Miene zu der Halbkette gelaufen und sah durch die offene Heckklappe ins Fahrzeug. Auf den Munitionskisten, zwischen den C-Ration-Kartons, lag der blasse, kleine Bruder mit geschlossenen Augen, den Kopf bandagiert wie ein indischer Yogi. Die beiden dicken Klappen über den Ohren schützten die geplatzten Trommelfelle.
Einer der Sanitäter bemerkte den Staff Sergeant und dessen besorgten Gesichtsausdruck. »Sir, nicht alle kommen so gut weg, wie wir immer hoffen!«
»Ich weiß. Ich bin sein Bruder. Was machen Sie jetzt mit ihm?«
»Wir bringen ihn in das große Heereslazarett bei Heidelberg. Dort wird er richtig versorgt. Wenn er Glück hat, ist er bald wieder daheim. In vier bis sechs Monaten kann er auch wieder normal hören.«
»Zu Hause wird er aber nicht mehr glücklich sein.«
»Nein? Wieso denn nicht?«
»Seine Freundin hat vor drei Monaten einen anderen geheiratet und vor vier Wochen ist unser Vater gestorben. Er war so stolz auf uns. Als ich seinen Brief bekam, war er leider schon tot. Wenn Gordon nach Hause kommt, wird er ganz alleine sein. Es ist niemand mehr da, der auf ihn wartet.«
»Tut mir leid, Sir.«
»Danke schön. Corporal, geben Sie ihm bitte diesen Brief zu lesen, wenn es ihm etwas besser geht.«
»Ich leite alles weiter, Sir. Colonel Goddard wird sich persönlich darum kümmern. Er ist unser Big Daddy hier. Versprochen!«
Trotz Gegenwehr des Bauern waren die Soldaten in das Bauernhaus eingedrungen und hatten alles durchsucht. Die Männer fanden im Keller große Mengen an haltbaren Lebensmitteln, Getreide, Schnaps, Wein, Zivilbekleidung in verschiedenen Größen und in einem Nebenraum ein Arsenal an Medikamenten, bei dem so manches Krankenhaus in Deutschland hätte neidisch werden können.
Der alte Dollmann beteuerte immer wieder, von diesen Dingen nichts gewusst zu haben. Der Knecht konnte hier schalten und walten, Hauptsache, die Kasse stimmte am Ende. Als die Männer in einem Seitenraum im Obergeschoss einen schweren Panzerschrank fanden und diesen mit dem bei dem Knecht gefundenen Schlüssel öffneten, fanden sie einen kleinen Goldbarren mit einem Judenstern darauf, kiloweise Gold- und Silberschmuck und Unmengen von Aktien und Wertpapieren der großen deutschen Industriellen Siemens, Bayer, Bosch, Thyssen und Henschel.
Dollmann, der nur noch von einem Schreck in den nächsten fiel, stand mit offenem Mund vor dem Safe und staunte, was sich so alles darin befand. Beschwichtigend wandte er sich an Edwards: »Meine Herren, das ist mir ein Rätsel! Edgar sagte mir, er müsse im Safe Bargeld aus den
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