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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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Hund!«
    »Ja, schade um ihn. Er hat diesen Job geliebt, obwohl er gefährlich war. Sie werden ihn wohl nach Hause fliegen. So, mein Freund«, er wandte sich an Edgar. »Für dich fängt der Krieg jetzt von vorne an!« Letchus griff dem gefesselten Edgar unbarmherzig unter die Arme und stellte ihn zusammen mit Roebuck wieder auf seine Füße. Dieser schrie dabei vor Schmerzen. Bei dem Sturz in dem Büro hatte er sich auch die linke Schulter ausgekugelt.
    »Wenn meine französischen Freunde kommen, könnt ihr was erleben!«
    »Deine Franzosen haben dir unbrauchbare Waffen geliefert, so was nennst du Freunde? Los, die Treppe hoch! Wir haben nicht ewig Zeit!«
    Letchus schob den sich wehrenden Knecht vorwärts, während Roebuck ihm den Knebel wieder in den Mund stopfte. Er klopfte dem Deutschen zustimmend auf die ramponierte Schulter, bis dieser zusammenzuckte, und lächelte ihn freundlich an. »Let’s go, Gerry {7} !«
    Oben angekommen, zogen sie ihn gemeinsam aus dem Loch heraus und durchsuchten ihn, während die grelle Morgensonne bereits über das Dach des Bauernhauses schien. Sie fanden einen Geldbeutel, Streichhölzer, eine Packung Overstolz-Zigaretten, ein Taschentuch mit den Initialen EK, ein leeres Notizheft und verschiedene Schlüssel. Roebuck stopfte die Utensilien bis auf den Geldbeutel und die Schlüssel in Edgars Taschen zurück. Vorher roch er noch mit gerümpfter Nase an den Zigaretten, schüttelte sie aus der Packung und zertrat sie auf dem Boden. Als er den Geldbeutel öffnete, ließ er das Kleingeld auf den Boden fallen und besah sich die kleinen Zettel, die zwischen den etwas veralteten Reichsmark-Scheinen steckten. Auf einem dieser Zettel waren lauter Zahlen notiert, diesen gab er an Letchus weiter. Die beiden Geldscheine nahm er heraus und steckte sie grinsend ein, den Rest der Notizen zündete er an und ließ sie fallen. Edgar starrte mit aufgerissenen Augen den schwelenden Papierchen nach.
    »Wo du hingehst, braucht man kein deutsches Geld und auch keine Zettelchen.«
    Letchus betrachtete die Zahlen genau.
    »Das sind Frequenzen. Kurzwellen-Frequenzen, um genau zu sein. Ich glaube, hier steht drauf, zu welcher Uhrzeit er welche Frequenz einstellen muss. Das werde ich später mal ausprobieren.«
    Die beiden Soldaten schubsten den Knecht unsanft vor sich her, durch den zerstörten Hühnerschuppen hindurch, an der stinkenden Jauchegrube vorbei, bis sie um die Ecke des herrschaftlichen Anwesens gekommen waren. Der erschöpfte Private Piece trottete langsam hinter ihnen her.
    Quer auf dem Vorplatz standen die M3 Halbkette, direkt daneben der Sanitätswagen aus der Schwetzinger Kaserne und ein Jeep der Militärpolizei mit einer langen Funkantenne. Die Hecktüren des Transporters waren weit geöffnet, eine Krankentrage war halb herausgezogen. Auf dem Hof standen außerdem verschiedene Bedienstete. Captain Edwards und ein Lieutenant der MP diskutierten mit dem Bauern Dollmann, der immer wieder mit den Schultern zuckte, und zwei ältere Frauen, die auch am Vortag auf dem Spargelfeld gewesen waren, als die Amerikaner kamen, waren ebenfalls unter den Versammelten. Roebuck erinnerte sich daran, da eine der beiden so seltsam Englisch sprach und ihnen von Christines Leid mit Edgar berichtete. Der andere MP kontrollierte die Ausweise der Anwesenden und machte sich kurze Notizen.
    Als die kleine Gruppe mit dem Gefangenen bei Captain Edwards ankam und den Knecht an die MP übergab, kam Piece von hinten angelaufen und erklärte den Polizisten seine Entdeckungen in dem unterirdischen Tunnel. Außerdem übergab er die zwei Fotos an Edwards.
    »Captain, schauen Sie mal, er kriegt hier von unserem lieben Addy einen Orden angesteckt! Wie nett!«
    »Stabsunteroffizier der Waffen-SS Kohler? Ein SS-Mann?«
    Der zweite Militärpolizist, ein Staff Sergeant, kam dazu, musterte den Deutschen genau und sagte: »Warten Sie mal hier. Ich habe das MOST-WANTED-BOOK im Jeep liegen. Vielleicht ist er ja mit dabei.«
    Piece sah den Staff Sergeant fragend an. »Most wanted?«
    »Ja, in diesem Heft stehen die meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher. Teilweise sogar mit Bild. Wenn wir zum Beispiel einen Oberfeldwebel der SS, einen Gauleiter der NSDAP oder einen Major der GESTAPO festnehmen, finden wir hier die Daten zur Person. Rausreden nützt erstmal nichts. Hier sind auch alle wichtigen Lagerleiter und Verantwortlichen der Konzentrationslager namentlich aufgeführt. Die Liste wird wöchentlich aktualisiert. Seit Neuestem sogar mit

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