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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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unterirdische Büro hinein. Der Knecht fingerte hektisch an dem rauchenden Rohr der Waffe. Ohne sich umzudrehen, griff er nach links zu einem Tisch neben der Tür, auf dem noch mehrere MG-Ersatzrohre wild durcheinander lagen. Das an einem Ende dunkelrot glühende Rohr zog er mit einem Lappen vorsichtig aus dem Mündungsteil heraus und ließ es achtlos auf den Boden fallen. Dann steckte er das neue Rohr hinein und schraubte das Mündungsstück wieder auf. Als er alles wieder zusammengebaut hatte, gewahrte er Private Piece, der mit gezogener Maschinenpistole hinter ihm stand. Edgar grinste kurz die Waffe an und nestelte weiter hektisch an dem Verschluss.
    »Erschießen Sie mich doch, Ami!« Er klappte den Deckel des Maschinengewehrs hoch und stopfte einen neuen Patronengurt in die Waffe. »Na los doch! Schießen Sie!« Edgar lachte laut und hämisch und drehte sich zu dem Amerikaner um. Doch Piece schoss nicht, sondern machte ein paar schnelle Schritte vorwärts und stieß den Gewehrkolben ruckartig in Richtung Edgars Magen. Millimeter vor dem Auftreffen stoppte er abrupt in der Bewegung. Der Knecht sah überrascht nach unten, weil der Schmerz ausblieb. Daraufhin zog Piece den Kolben mit einem kräftigen Ruck nach oben und hieb ihm das hölzerne Ende krachend unter das Kinn gegen den Kehlkopf. Der Knecht stürzte sich mit einem gurgelnden Laut auf Piece.
    Das deutsche Maschinengewehr fiel scheppernd zu Boden, einige Patronen aus dem Gurt kullerten umher. Mit einem Fausthieb schlug er dem Amerikaner den Helm vom Kopf, während dieser sich mit Schlägen des Gewehrkolbens wehrte. Als sich beide auf dem Boden wälzten und dabei den Schreibtischstuhl zerbrachen, konnte Piece kurz nach dem Deutschen greifen. Er versuchte, ihm den rechten Daumen ins linke Auge zu bohren und schlug dabei dessen Kopf mehrfach hintereinander auf den Boden. Nachdem sich der Knecht noch einmal aufrappeln wollte, um mit den Resten des Stuhls zuschlagen zu können, trat ihn Piece mit dem Stiefel mit voller Wucht in den Unterleib, wodurch der Knecht mit dem Gesicht nach vorne erst gegen die Wand und danach polternd auf den Holzboden fiel. Dann rührte er sich nicht mehr.
    Bevor er wieder zur Besinnung kommen konnte, zog der schwer atmende Private dem Knecht den eigenen Gürtel aus der Hose und fesselte ihn damit. Zusätzlich stopfte er ihm noch einen alten Lumpen in den Mund, den er auf dem Boden fand, und schleifte ihn zurück durch die dunkle Betonröhre zur Treppe. Unterwegs fand er ein kurzes Stück Seil, womit er ihm die Füße zusammenknotete.
    Schweißgebadet kroch der Amerikaner aus dem Loch heraus ins Freie und winkte seinen Kameraden. Unten auf der Treppe wandte sich der inzwischen wieder halbwegs wache Deutsche wie ein Wurm im Schnabel eines Vogels, um der endgültigen Verhaftung durch die Alliierten zu entgehen. Doch es nützte nichts, der Gürtel saß zu fest, lediglich den Knebel hatte er ausspucken können.
    Edgar schmeckte Blut in seinem Mund. Viel Blut. Und kleine Steinchen. Ein ziehender Schmerz von seiner Kinnspitze und an der Unterlippe ließ ihn mit der Zunge vorsichtig danach tasten. Entsetzt stellte er fest, dass seine unteren Schneidezähne abgebrochen waren. Als er die gezackten Stümpfe mit der Zungenspitze berührte, bohrte sich eine stechende Welle des Schmerzes in seinen Kopf, außerdem war die Unterlippe aufgeplatzt. Edgar versuchte, ein Stöhnen aufgrund der höllischen Schmerzen zu verhindern, dies gelang ihm aber nur teilweise. Ein Geräusch wie von einem wütenden Löwen drang durch die Bodenöffnung nach draußen. Piece, der oben auf Roebuck und Letchus wartete, sah erstaunt in das Loch hinein. Edgars Gesicht war vollkommen bedeckt von seinem Blut aus dem Mund und er machte Knurrgeräusche, während er sich in der Fesselung bewegte.
    »Halt’s Maul, Nazi!«, brüllte Piece nach unten und drohte ihm mit der abgeschossenen Panzerfaust, die er neben dem Loch entdeckt hatte. Dann stand er auf, um Letchus und Roebuck Platz zu machen, die hintereinander in der Öffnung die Treppe zu Edgar hinunterstiegen.
    »Passen Sie auf, der ist gefährlich! Wenn er sich muckst, schlagen Sie ihn wieder k. o.!«
    »Gut gemacht, Piece, wir transportieren ihn nach oben. Kümmern Sie sich bitte um Hucky. Der liegt alleine in der M3. Die Sanitäter aus Schwetzingen müssten bald da sein. Ich habe ihm etwas gegen die Schmerzen gegeben, er dämmert vor sich hin. Vickers ist mit ihm inzwischen vor das Gebäude gefahren.«
    »Armer

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