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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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Gemüseverkäufen einlagern und ein paar persönliche Unterlagen. Aber das da? Das ist ja ein Vermögen!«
    »Können Sie mir erklären, wo das herkommt?«
    »Edgar brachte eine Holztruhe mit, als er aus dem Krieg kam. Er hatte letztes Jahr im November ein paar Wochen bei mir zur Probe gearbeitet und sich als zuverlässiger und fleißiger Arbeiter gezeigt. Ich habe ihn dann als Vorarbeiter eingestellt, weil ich nicht mehr so richtig kann. Mein Rheuma macht mir sehr zu schaffen. Seit Edgar die Geschäfte führte, haben wir unseren Landbesitz und die Einnahmen mehr als verdreifachen können. So einen Mann hält man doch fest!«
    »Hat er Ihnen etwas von seiner Vergangenheit erzählt?«
    »Nein, eigentlich sagte er nur, er wäre im Ausland gewesen. Ich glaube, er war Soldat. Ich sah mal zufällig ein Bild, wo er einen Orden von unserem Füh… äh … Adolf … Adolf Hitler bekam.«
    Beim Namen des ehemaligen Diktators ging Dollmann leicht in Deckung und grinste merkwürdig, weil die Amerikaner sofort hellhörig wurden.
    »Von Hitler persönlich?«
    »Ja. Nur die richtigen Helden bekamen diesen Orden vom … von Hitler.«
    »War Edgar ein Held?«
    »Er sagte mal, er habe in Metz fünfzig Volksverräter verschwinden lassen. Mehr nicht. Damals war er mir betrunken im Keller begegnet. Er hatte lautstark gelacht und ein Lied gegrölt. Nur dieses einzige Mal. Er war in letzter Zeit öfters nachts weg, vielleicht hatte er eine Freundin. Im Schuppen hinten habe ich vor drei Wochen abgeschnittene Haare und zerrissene Damenwäsche gefunden. Eine von den jüngeren Arbeiterinnen hatte bis vor Kurzem noch lange, blonde Haare. Ich will nicht wissen, was für Schweinereien er mit den Frauen macht. Das ist seine Sache.«
    »Die Schweinereien, wie Sie es nennen, werden ihm den Strick einbringen. Kurz und fast schmerzlos.«
    Während Edwards, Vickers und der Lieutenant der MP sich noch intensiv mit dem Hauseigentümer unterhielten, fuhren drei große Armeelastwagen, die Letchus aus Schwetzingen angefordert hatte, auf den Hof, um die beschlagnahmten Waffen und die Medikamente abzutransportieren. Acht junge Soldaten sprangen von den Lastern und wurden von Private Piece eingewiesen. Kurz darauf trafen noch zwei weitere Mannschaftstransporter mit Helfern und einem Waffenexperten aus Heidelberg ein. Diese fuhren gleich hinter das Haus, um die Munitions- und Waffenkisten zu sichten und zu übernehmen. Für die nötige Sicherheit vor Ort sorgten vier schwer bewaffnete Marines, die aus Mannheim eintrafen und alles fachmännisch unter ihre Obhut nahmen.
    Die beiden Huckleby-Brüder fuhren zusammen in dem Sanitätswagen nach Heidelberg, der festgenommene Knecht wurde erst von den Sanitätern versorgt und dann zur Mittagszeit von der Militärpolizei aus Heidelberg abgeholt und in das Militärgefängnis nach Wiesbaden gefahren.
    Der frisch beförderte Corporal Jonas lief gelangweilt mit seinem Karabiner auf der Schulter auf der Wiese hin und her, gelegentlich kamen Bewohner des Ortes vorbei und musterten den einsamen Amerikaner schief. Die Leute waren ihm gegenüber jedoch nicht feindselig. Einige Kinder waren morgens gekommen und hatten um Kaugummi gebettelt. Als er ihnen je ein Stückchen Hershey’s Schokolade und einen Streifen Wrigley’s geschenkt hatte, sagten sie artig »Sängju«, lachten ihn an und rannten wieder davon. Die Kinder lernten schnell und passten sich an die Situation an, während die Älteren meist einen großen Abstand zu den Alliierten hielten. Der Schock über den erlebten Krieg, die Zerstörungen, der Hunger, das oft persönliche Leid durch gefallene Angehörige und das daraus resultierende Gefühl der Zukunftslosigkeit saßen tief. Insgeheim waren aber die meisten froh, dass der Krieg nun endgültig vorbei war.
    Die Amerikaner hatten eine Abteilung, die in Heidelberg untergebracht war und in den umliegenden Orten gelegentlich nach dem Rechten schauen sollte. Da am Südende von Hockenheim schon die französische Zone begann, mussten sie viele Kontrollen machen und sich mit Formalitäten herumschlagen.
    Diese Zonengrenze verlief seit der Kapitulation am 8. Mai 1945 rechts des Rheins von Speyer aus Richtung Wiesloch, zwischen Neulußheim und südlich von Hockenheim hindurch. Letchus hatte dem Heidelberger Posten mehrmals per Funk Informationen geben wollen, doch jedes Mal landete er wieder bei Master Sergeant Wilson, der scheinbar alles um sich herum im eisernen Griff hatte.
    Jonas, der den Dodge bewachte, hatte beim

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