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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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Bücken immer noch Kreuzschmerzen wegen des Zwischenfalls mit der Fliegerbombe. Ein Verschlussteil seines Gürtels hatte sich bei dem akrobatischen Sprung in das Fenster in seinen Rücken gebohrt, als er auf dem harten Holzboden und der Säge aufgeschlagen war. Abends unter der Dusche entdeckte er überall an sich blaue Flecken, der Bluterguss im Bereich der Hüfte tat höllisch weh. Die Sanitäter hatten ihm eine übel riechende, gelbe Kräutersalbe mitgegeben, damit er sich damit die Blessuren einschmieren konnte.
    Er stapfte zum x-ten Mal an dem Dodge vorbei, unter den alten Kastanienbäumen hindurch Richtung Hauptstraße, als er plötzlich ein lautes Motorengeräusch hörte. Instinktiv drehte er sich um und entdeckte eine Harley-Davidson der Militärpolizei, die mit hoher Geschwindigkeit von Schwetzingen kommend durch den Ort fuhr. Der Fahrer raste an ihm vorbei, ohne ihn zu grüßen oder gar zu bemerken.
    Jonas hatte sich in jungen Jahren während der Schulzeit für die alte Harley, die sein Vater besaß, begeistert. Er durfte als Fünfzehnjähriger auf dem Hof eine Runde mit dieser betagten Zweizylinder-Flathead von 1926 drehen. Das Motorrad des MPs war natürlich eine neuere WLA Knucklehead von 1940 gewesen. Das erkannte er an dem unregelmäßig bullernden Geräusch und den buckeligen Zylinderköpfen. Die Deutschen mit ihren BMWs und Zündapps hatte er schon damals nur beneiden können, weil sie auch für seinen Vater unbezahlbar waren.
    Seltsam, waren die Militärpolizisten nicht grundsätzlich zu zweit unterwegs? Dieser Motorradfahrer trug auch nicht die übliche Polizei-Uniform, sondern nur eine Standard-Kampfuniform, aber trotzdem einen MP-Helm? Und wieso war der Rucksack auf dem Rücken und nicht in den großen Packtaschen an den Hinterrädern? Die auf dem grünen Nummernschild über den zwei Hecklichtern angebrachten Lettern der Serviceeinheit
    12-AGP
    2-RNGR
    kritzelte Jonas schnell mit dem Finger in den Straßenstaub, um sie später im Notizblock aufschreiben zu können. Der Motorradfahrer mit der Harley kam ihm irgendwie rätselhaft vor. Er würde auf jeden Fall Letchus fragen, ob das zweite Ranger-Bataillon der zwölften Armeegruppe hier in der Gegend unterwegs sei. Da Letchus ständig mit irgendwelchen Leuten funkte, würde es für ihn sicherlich ein Leichtes sein, dies herauszufinden. Jonas hatte noch nie vorher einen Schwarzen kennengelernt, der ihm auf Anhieb so sympathisch war. Daheim in den Staaten gab es so gut wie keine Schwarzen in seinem näheren Umfeld und wenn, dann waren es heruntergekommene Hilfsarbeiter, die für die Farmer billige Jobs übernahmen. Letchus dagegen war gebildet, intelligent, sprach Französisch und wurde von Colonel Goddard hoch geachtet. Darüber hinaus hatte er auch noch einen Silver Star verliehen bekommen. Jonas hoffte für sich, irgendwann einmal zumindest eine Service-Medaille zu bekommen. Die konnte er später seinen Kindern zeigen und ihnen vom Krieg erzählen. Und von seinen Heldentaten …
    Er schreckte durch ein fernes Geräusch aus den Gedanken hoch.
    Da schoss doch jemand mit einem schweren Maschinengewehr! War das Hucky, der mit der Fünfziger Browning herumballerte? Zumindest hatte es sich so angehört. Der warme Südwestwind trug aus der Entfernung noch mehrere dumpfe Detonationen zu ihm herüber. Captain Edwards würde dem Knecht und seinen Leuten sicherlich mächtig einheizen! Jetzt war wieder Ruhe. Jonas nahm einen Schluck Wasser aus der Blechflasche und setzte seine Wachpatrouille rund um den Lagerort fort.
    Fünfzehn Minuten später sah er einen amerikanischen Sanitätswagen mit lauter Sirene durch den Ort rasen. Jonas hätte zu gerne gewusst, was da passiert war, aber er musste ja hier auf den blöden Dodge aufpassen.
    Zumindest hatte er Christine kurz halb nackt in ihrer Unterwäsche hinter einem Fenster des Bauernhauses sehen können. Er grinste und reckte seinen Hals nach ihr, doch sie war schon wieder verschwunden. Vor einer Stunde hatte sie ihn kurz aus einem anderen offenen Fenster gerufen und ihm zugewunken. Roebuck war echt zu beneiden! Die Kleine hatte vor dem Knecht ja richtig Panik gehabt. Als dessen Name abends nur kurz erwähnt wurde, war sie schon zusammengezuckt. Was hatte dieser Typ dem Mädel bloß angetan? Wahrscheinlich hatte er sie mehrmals verprügelt und ihr aufgelauert. Sie tat ihm leid und er nahm sich vor, falls der Knecht noch mal vorbeikommen würde, sie vor ihm zu beschützen.
    Am Morgen hatte sie Hucky auf die Wange

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