Tschoklet
mitgebracht. Tut mir leid um Ihren letzten Gunny, Sir. Da an Ihrem Fahrzeug angeblich der MG-Schlitten fehlt, müssen wir etwas basteln. Normalerweise müssten Sie innen an der Seitenpanzerung der Halbkette je einen hochstehenden Bolzen rechts und links haben?«
»Ja, haben wir. Aber die sind meines Wissens nur für kleine MGs?«
»Die großen passen auch, bis der Schlitten in Karlsruhe fertig ist. Wir dürfen halt solange keine Messerschmitt vom Himmel holen. Der Bolzen ist nur eine kurzfristige Lösung.«
Wilson fasste den Gunner an der Schulter. »Edwards, er kann nicht nur schießen, er ist ein zweiter Vickers! Wenn mal der Wagenheber fehlt, hilft Ihnen van Bouren!«
Piece sah den Neuen erstaunt an. »Wagenheber?«
Wilson nickte. »Er erinnert mich an Joe Louis. Er ist genauso muskulös. Schauen Sie sich die Arme an. Kein Gramm Fett.«
Van Bouren verdrehte die Augen. »Sir, ich bin kein Boxer! Ich bin ein gelernter Schmied aus New York.«
Edwards nickte, machte auf dem Absatz kehrt und drehte den restlichen Soldaten demonstrativ den Rücken zu. »Okay! Lassen Sie uns in Zukunft nach einem dunklen Renault schauen. Wir fahren jetzt zurück in die Ortsmitte zu den Franzosen!«
Dann ging er zu dem Dodge und wartete an der Beifahrerseite.
»Piece, van Bouren, kommen Sie! Ich will nicht noch mehr Zeit verlieren! Machen Sie es gut, Wilson, und vielen Dank für Ihre Hilfe! Sagen Sie Goddard einen schönen Gruß von mir!«
Nachdem Piece und der neue Gunner endlich im Dodge Platz genommen hatten und zurück nach Neulußheim fuhren, zündete sich Edwards eine Chesterfield an, die er in dem offenen Handschuhfach gefunden hatte. Danach drehte er sich zu van Bouren um. »Der Master Sergeant hat aber ganz schön dick aufgetragen. Was haben Sie denn gemacht, dass er so begeistert von Ihnen ist?«
Van Bouren lachte und seine weißen Zähne blitzten hervor: »Ich habe gestern Abend noch eine Runde durch die Kaserne gedreht. Ich laufe eigentlich immer abends noch ein bisschen. Da hat er mich gesehen, als ich an seinem Büroschuppen vorbeikam.«
»Daran ist doch nichts Besonderes?«
»Nein, eigentlich nicht. Aber ich hatte nur mein Unterhemd und eine kurze Trainingshose zum Laufen an. Da fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf!«
»Weil Sie abends noch laufen?«
»Nein, ich bin gut trainiert. Ich mache seit zehn Jahren Kraftsport. Warten Sie es ab. Wenn ich wieder eine Gelegenheit habe, gehe ich laufen.«
»Okay, vielleicht laufe ich eine Runde mit Ihnen. Wir werden sehen.«
Wieder an der Kreuzung in der Ortsmitte angekommen, bremste Piece das Fahrzeug ab und bog nach rechts Richtung Hockenheim ab, nach knapp hundert Metern hielt er vor dem französischen Kontrollposten an. Edwards schnippte die Zigarette weg und stieg aus. Der französische Wachoffizier stand mit den Händen in den Hosentaschen am Straßenrand und musterte ihn schief.
»Haben Sie etwas vergessen, Monsieur?«
»Nein, wir haben etwas gefunden! Barricourt und seine Leute.«
»Ah, sehr gut. Sie haben mit ihm wegen des Unfalls gesprochen?«
»Nein. Er konnte nicht mehr mit uns sprechen. Er und seine Leute wurden heute von einem desertierten US-Soldaten erschossen.«
»Mon dieu! Das ist ja eine Katastrophe! Sind Sie sicher?«
»Ja. Ich habe sie selbst gesehen. Sie lagen in ihrem Blut auf der Straße.«
»Aber wieso denn?«
»Unser Deserteur will nicht erkannt werden. Er hat eines unserer Motorräder der Militärpolizei geklaut und ist mit einem Gewehr auf dem Rücken unterwegs.«
»Ich erinnere mich. Heute Morgen war ein Motorradfahrer mit einem langen Gegenstand auf dem Rücken in Altlußheim unterwegs, wo wir heute einen Kontrollpunkt hatten. Er kam mit der Sirene an, wir haben ihn durchgewunken. Er fuhr Richtung Rheinufer und kam nach etwa einer Stunde wieder zurück. Das war der Deserteur?«
»Ja. Das Motorrad steht jetzt am Friedhof bei den drei Leichen. Er hat stattdessen das schwarze Auto mitgenommen.«
»Den Renault? Warten Sie, Monsieur, ich muss meinen Funker instruieren.« Er winkte den jungen Mann vom letzten Mal heran und sprach eindringlich auf Französisch mit ihm, dessen Gesichtsfarbe daraufhin entwich. Dann sah dieser an seinem Vorgesetzten vorbei und warf einen kurzen, ungläubigen Blick auf Edwards, der nur nickte. Wie ein aufgescheuchter Hase rannte er zu dem getarnten Lastwagen.
»Monsieur, wir müssen unsere Kontrolle hier beenden und zurück nach Karlsruhe. Wenn Sie nach Karlsruhe kommen, treffen wir uns in unserem
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