Tschoklet

Schokoriegelverpackungen quollen heraus und ergossen sich direkt vor die Füße des Offiziers.
    »Ist das hier Roebucks Mülleimer?«
    »Entschuldigung, Sir, jeder steckt seinen Abfall da hinein. Hab’s vergessen, sauber zu machen.«
    »Aha. Vergessen? Wann haben Sie das Fach zuletzt geleert? Am D-Day?«
    Private Piece schmollte und schwieg. Dann erhellte sich sein Gesicht wieder. »Sir, lassen Sie uns das Funkgerät ausprobieren. Ich habe Letchus schon einige Male dabei zugesehen. Sah relativ easy aus.«
    »Meinetwegen, probieren Sie es, aber machen Sie nichts kaputt. Sonst macht Sie Letchus einen Kopf kürzer. Ich nehme das Gewehr und halte den Verkehr auf. Sie rufen per Funk um Hilfe. Und räumen Sie diesen verdammten Dreck hier weg!«
    Edwards versuchte während des Gesprächs, die abgefallene Klappe wieder dranzusetzen, was allerdings misslang. Nach mehreren Versuchen schleuderte er sie entnervt aus dem Fahrzeug heraus auf den Acker.
    Piece übergab die Waffe an den Captain, schwang sich sportlich in den Laderaum und setzte sich vor Letchus’ Heiligtum. Da auf die Ladefläche von draußen kaum Licht drang, klappte er noch schnell einen Teil der hinteren Plane des Lasters nach oben. Die schräge Nachmittagssonne fiel auf die sorgfältig abgedeckten Funkgeräte.
    Schalter auf ›ON‹. Nichts. Schalter wieder ›OFF‹. Kein Strom. Wo ist die Stromversorgung? Piece durchsuchte hektisch alle Kästen und prüfte noch mal die Schalter. Nichts. Dann fiel ihm ein, die Kabel zu verfolgen, die hinten aus der Funkanlage führten. Ah, hier, zwei Schalter! 14 Volt auf ON, 24 Volt auf ON, Schalter Empfänger auf ON, Schalter Sender auf ON. Das war’s! Der Empfänger fing an, leise zu brummen, die im Inneren verbauten Röhren begannen zu glühen, die Zeiger der Anzeigeinstrumente des Senders begannen leicht zu wackeln, beruhigten sich dann aber wieder. Letchus hatte beim letzten Funkspruch eine Frequenz eingestellt, diese musste jetzt für den ersten Versuch herhalten.
    Der Private nahm leicht zittrig das Mikrofon in die Hand, kontrollierte noch die Lautstärke des Empfängers und sprach hinein, während er die Talk-Taste drückte: »Hallo, hier spricht Private Piece, Scout Squad der US-Army, hört mich jemand?«
    Eine Minute Warten. Rauschen. Stille.
    »Hallo, hier spricht Priv…«
    »Wer hält sich hier nicht an die Funk-Disziplin, verdammt?« Eine Stimme brüllte ihn aus dem Lautsprecher des Empfängers an. Piece suchte erschrocken nach dem Regler, fand ihn schließlich und stellte das Gerät erleichtert leiser. Die Stimme kam ihm irgendwie bekannt vor. Von draußen erschien Captain Edwards Kopf, er schaute grinsend auf die Ladefläche.
    »Ich bin von der Scout-Einheit …«
    »Weiß ich! Geben Sie mir Letchus! Ich will nicht mit einem Anfänger sprechen!«
    »Letchus ist nicht da. Nur ich und der Captain. Der hält aber gerade Wache.«
    »Der Captain ist auf Wache und überlässt einem Private die Funkanlage?«
    »Ja, … äh, nein! Der Captain passt auf uns auf. Wir werden hier von einem Scharfschützen bedroht!«
    »Sie haben ihn gefunden?«
    »Äh … ich glaube, ja. Wer sind Sie eigentlich?«
    »Auch wenn’s wieder gegen die Funk-Disziplin verstößt. Irgendwer hört sowieso mit. Hier ist Master Sergeant Wilson!«
    Piece atmete tief durch. »Hallo, Sir, Können Sie uns bitte Hilfe schicken?«
    »Natürlich, mein Junge. Wohin denn?«
    »Wir stehen am Bahnübergang, östlicher Ortsausgang von Neulußheim. Der Schütze oder besser gesagt sein Motorrad befindet sich einige Hundert Meter vor uns an einer Friedhofsmauer, linker Hand der Straße.«
    »Da sind Sie aber nicht weit gekommen in den letzten zwei Tagen!« Wilson lachte laut und räusperte sich.
    »Okay, die Hilfe ist unterwegs. Wir schicken Ihnen eine gepanzerte Einheit und ein paar von unseren Jungs. Hoffentlich haben die Frenchys nichts gegen unsere kleine Invasion.« Er lachte wieder. »Letztes Mal kamen wir über den Strand zu Besuch!«
    »Vielen Dank, Sir!«
    »Gut gemacht, Private. Wir sehen uns. Over und aus.«
    Rauschen. Piece stellte alle Schalter wieder auf OFF und hoffte innerlich, dass ihn Letchus wegen dieser Aktion nicht umbringen würde. Er deckte die Funkanlage mit der Staubschutzplane ab und stieg aus.
    »Hat’s geklappt, Private?«
    »Ja, Sir. Wilson schickt uns eine gepanzerte Einheit.«
    »Gut gemacht. Wenn Sie mit Wilson gesprochen haben, war das okay.« Edwards hielt dem jungen Soldaten eine Patrone vor die Nase. »Schaun Sie mal. Habe