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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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plötzlich von kleinen Dämmen unterbrochen, die die Wasserfläche in große Parzellen unterteilte.
    Corporal Jonas, der den Fahrweg optisch überwachte und die ganze Zeit nur mit dem Stahlhelm auf dem Kopf dem Fahrtwind widerstehen musste, wischte sich ständig die Augen. Dann drehte er sich um, nahm schließlich den Helm ab und setzte sich seine Schutzbrille auf.
    »Verdammt, ich habe ständig kleine Mücken im Gesicht! Das sind diese komischen Teiche hier. Mein Vater besaß ein Buch über China, da sahen die Reisfelder genauso aus. Pflanzen die hier auch Reis an?«, wandte er sich an Christine.
    Christine kam zu ihm hoch, während sie sich auf den Panzerplatten abstützte, und warf einen Blick über den See. »Das sind Sickerteiche von der Zuckerfabrik in Waghäusel.«
    »That’s what – was ist das?«
    Die Amerikaner blickten verständnislos. Christine versuchte mit Händen und Füßen, die Worte Sickerteich und Zuckerfabrik zu erklären . Als Jonas nach einiger Zeit »Sugar production!« sagte, nickten alle, schauten sich gegenseitig an und streckten den Daumen nach oben. Das größte Problem für Christine war, die Aussprache für das Wort Waghäusel zu erklären. Nach einigen Minuten Erklärversuchen schüttelte sie nur noch den Kopf und sagte: »Nein, nein! Nicht Wickeisle und auch nicht Wackissel! Das ist der Ort! Jungs, der Ort heißt so. Da kommt doch das Schild: ›WAGHÄUSEL‹.« Sie deutete erleichtert auf das krumme Ortsschild, das sie eben passierten.
    Letchus versetzte Jonas einen Stoß in die Rippen. »Führ das Mädchen nicht an der Nase herum! Sie bemüht sich doch so sehr! Es ist ganz einfach. Dieses Nest hier heißt Wacka… Wicka… oder so. Hast du es jetzt begriffen?«
    Jonas nickte nur stumm und grinste Christine an. Dann machte er auf der Ladefläche einen Schritt nach hinten auf eine Munitionskiste und fixierte konzentriert einen Punkt auf der Straße, an dem sie gerade vorbeigefahren waren.
    Er hätte schwören können, dass am Straßenrand eben eine deutsche Handgranate lag.
    »Vickers, halt mal an!«, brüllte er nach vorn.
    Kaum hatte Vickers die Halbkette zum Stehen gebracht, sprang Jonas, mit einer Maschinenpistole bewaffnet, hinaus und lief zurück, am Ortsschild vorbei, an die vermeintliche Stelle. Doch er konnte nichts finden. Hier irgendwo müsste es gewesen sein. Roebuck und Letchus waren inzwischen auch ausgestiegen und liefen mit schussbereiten Gewehren in seine Richtung.
    »Hast du etwas verloren?«
    »Nein, ich glaube, da lag eben eine Stielhandgranate. Die suche ich.«
    Roebuck wandte sich daraufhin zurück zur Halbkette, sprach kurz mit Vickers und stieg wieder ein. Der Motor des Fahrzeugs heulte auf und bewegte sich langsam rückwärts. Roebuck stand auf der Ladefläche und gab dem Fahrer Handzeichen, Christine war neben ihm und hielt ihn zärtlich fest. Kaum waren sie auf der Höhe von Jonas angekommen, schrie Roebuck plötzlich: »Stopp!« Er deutete in den Graben. »Jonas, ein paar Meter rechts von dir!« Dann stieg er selbst von der Halbkette herunter und lief zum Straßenrand.
    »Hier ist sie!« Triumphierend hielt er Jonas die Handgranate mit dem hölzernen Stiel vor die Nase.
    »Roebuck, verdammt! Bist du wahnsinnig? Wirf sie schnell weg! Der Sicherheitssplint fehlt! Das Ding ist noch scharf!«
    Roebuck holte weit aus und warf die Granate erschrocken auf den Acker hinter der Halbkette. Nach wenigen Sekunden explodierte sie und hinterließ einen kleinen, rauchenden Krater.
    »Wow, das war knapp! Danke!« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Jonas blieb zögernd stehen. Letchus kam von der M3 herbeigelaufen. »Hey, Jungs, seid ihr wahnsinnig? Wieso werft ihr mit Handgranaten herum?«
    »Tony hat eine scharfe Handgranate von den Deutschen gefunden.«
    »Von dem Deutschen da!« Er deutete auf ein dunkelgrünes Bündel, welches unter den Büschen hervorlugte.
    »Wie meinst du das?«
    »Da liegt ein toter Wehrmachtssoldat.«
    Letchus schob mit dem Gewehrlauf die Sträucher beiseite.
    »Puh, der liegt aber schon lange hier! Der ist ja fast nur noch ein Skelett.« Jonas ließ die beiseitegedrückten Büsche wieder zurückschnellen. Angewidert wandte er sich ab. Der tote Soldat war halb in einen Mantel eingewickelt. Nur sein nahezu blanker Totenschädel und der verrostete Helm sahen aus dem Stoff heraus. Die dunklen Augenhöhlen glotzten ins Leere, die Insekten der Umgebung hatten ihr Werk beinahe vollendet.
    Mit kalkweißem Gesicht drehte sich Jonas um und lief

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