Tschoklet
ist ein sogenannter Goum. Er trägt eine traditionelle marokkanische Uniform«, setzte der Captain hinzu. Dann öffnete er seine Beifahrertür, lehnte sich hinaus und brüllte einen Befehl nach hinten zum Dodge. Nach wenigen Sekunden kam Letchus angerannt und erklärte dem verdutzten marokkanischen Wachsoldaten die Situation. Dieser schüttelte nur kurz den Kopf, winkte aber einen weiteren Mann von hinten heran, der sich kurz als Lieutenant Al Waquiri vorstellte und dann direkt zu Edwards, übersetzt von Letchus, sprach: »Guten Tag, mon Capitaine. Wir sind im Alarm, weil ein amerikanischer Polizist gestern Abend in Graben zwei von unseren Soldaten angeschossen hat. Sie wurden nur verletzt, haben aber beide zurück auf den schwarzen Renault geschossen, als der Amerikaner darin flüchtete. Er hatte in einem Lager beim Bahnhof einen Kanister Benzin gestohlen. Wir haben in allen Orten bis Karlsruhe Straßensperren aufgebaut.«
»Vielen Dank, Lieutenant, der Amerikaner in dem Renault ist ein Deserteur aus Mannheim. Wir haben leider auch einige Männer wegen ihm verloren. Setzen Sie sich per Funk über diese Frequenz mit Master Sergeant Wilson in Schwetzingen in Verbindung. Dort bekommen Sie weitere Informationen. Aber Vorsicht, der Renault hat auch Funk. Er gehörte dem Polizei-Offizier Barricourt, der von ihm ermordet wurde.« Edwards überreichte dem Offizier einen kleinen Zettel, den er aus seinem Notizbuch gerissen und darauf schnell eine Zahl gekritzelt hatte.
»Wir wissen es schon. Das Fahrzeug hat übrigens keine Heckscheibe mehr und verliert Benzin. Unsere verletzten Soldaten haben den Kofferraum durchlöchert. Capitaine Edwards, ich sage den Kontrollen Bescheid, dass man Sie fahren lässt. Ich danke Ihnen für die Kooperation. Sie können weiter! La shukran ala wajib – bitte schön!« Der Wachoffizier gab die Dokumente zurück und gleichzeitig ein kurzes Handzeichen und die mobilen Barrieren wurden sofort von der Straße entfernt. Er grüßte die vorbeifahrenden Amerikaner noch einmal.
Vickers hielt sich den Kopf. »An diese Araber muss ich mich wirklich noch gewöhnen. Haben Sie die Verabschiedung eben gehört?«
Edwards nickte. »Hört sich an wie Brechreiz mit Kehlkopf-Entzündung!«
Die beiden Männer lachten.
Als die Soldaten in Neudorf das Schulgebäude passierten, fing es wieder an zu regnen.
»Vickers, da rechts unter die Bäume!«
Der Fahrer lenkte das Fahrzeug unter die Kastanienbäume zwischen der baufälligen Schule und der Sankt-Wendelinus-Kirche an der Adolf-Hitler-Straße {10} . Edwards hatte die Schlechtwetterabdeckung der Halbkette absichtlich am Morgen weggelassen, da es schnell sehr warm unter ihr wurde und diese auch erheblich die Rundumsicht einschränkte. Außerdem war sie noch nass wie ein Schwamm von der letzten Nacht. Während die Besatzung auf eine Wetterbesserung wartete und von oben weiße, abgebrochene Blüten aus den Bäumen fielen, sahen sie Zivilisten, die trotz des schlechten Wetters von verschiedenen Seiten über die Straße liefen und hinter dem anderen Ende der Kirche verschwanden.
»Seit wann ist montagmorgens Kirche?« Vickers blickte auf seine Armbanduhr. »Captain, die laufen alle hinter die Kirche. Sollten wir nicht mal nachschauen, was die Leute da machen?«
Edwards seufzte: »Vielleicht ist eine Beerdigung. Ich hab keine Lust, bei dem Sauwetter hier auszusteigen.«
»Captain, hören Sie das? Da spricht jemand ziemlich laut! Der übertönt sogar den Regen! Das ist sicher keine Beerdigung!«
Edwards warf genervt die Zigarette aus dem Fenster. »Joey, Sie können einem auf den Wecker gehen! Also gut, Sie und van Bouren kommen mit.« Während des Aussteigens machte er ein paar Handzeichen zu Piece im Dodge. Kurz danach sprang Sergeant Letchus mit der Thompson in der Hand von der Ladefläche und folgte dem Captain neben der Straße um die Kirche herum, zu dem mit Linden bewachsenen Vorplatz mit dem Hauptportal.
Zwischen dem Seitenschiff und der angrenzenden Friedhofsmauer hatten sich etwa dreißig hauptsächlich ältere Menschen versammelt und hörten einem alten Mann zu, der etwas erhöht mit dem Rücken zur Kirche stand und lautstark schrie: »… und ich sage euch noch mal, die Franzmänner sind vom Teufel geschickt! Schon über hundertfünfzig Frauen wurden hier von den Marokkanern vergewaltigt! So kann das nicht weitergehen! In allen Häusern und Höfen haben sie geplündert! Es gibt kein einziges Stück Vieh mehr! Ich werde persönlich die Franzosen
Weitere Kostenlose Bücher