Tschoklet
saß resigniert vor dem Funkgerät und stützte verzweifelt den Kopf in die Hände.
»Jimmy, wenn ich Wilson treffe, lacht der mich aus! Nur weil ich einmal nicht da war! Was mache ich denn jetzt?«
»Er war begeistert, wie gut ich die Sache gemacht habe, und ich sollte dir einen Gruß ausrichten!« Piece grinste.
»Goddard zerreißt mich in der Luft. Da hat doch sicherlich halb Deutschland mitgehört. Wenn ich in die Kaserne zurückkomme, bin ich blamiert.« Er starrte trübsinnig auf die Empfangsanlage.
»Amos, mach die Funkanlage doch noch mal an und sage Wilson per Was-weiß-ich-was-Code, dass die Mission erfolgreich abgeschlossen wurde. Dann weiß er, dass wieder ein Profi am Mikrofon ist.«
»Bist du sicher?« Er kratzte sich am Kopf.
Roebuck meldete sich zu Wort: »Er hat recht. Sag denen, dass wir unterwegs sind und alles im grünen Bereich ist. Das wollen sie doch hören. Aber codiert, bitte schön.«
»Meinetwegen. Ich versuche es.«
Letchus schaltete die Anlage ein und sprach diverse Codes in das Mikrofon. Als er eine positive Antwort bekam und ein großes Lob für seine erfolgreiche Nachwuchsförderung, wurde er ganz verlegen. Colonel Goddard hatte außerdem für Private Piece die Beförderung zum Specialist und die Verleihung des Silver Star für Corporal Jonas beim Hauptquartier beantragt und sofort genehmigt bekommen. Von Versagen war bei Wilson keine Spur. Das Gespräch war kurz und knapp, wie immer. Letchus lehnte sich nach nicht einmal zwei Minuten zufrieden zurück: seine Ehre war gerettet.
Plötzlich erinnerte er sich an den Zettel mit den Frequenzen, welchen sie beim Knecht gefunden hatten. Er zog das zerknüllte Papierchen aus seiner Brusttasche und las sich die Zahlenkolonnen noch einmal durch.
1044.25 19-20
1041.00 10-18
932.50 08-09
1002.25 11-16
1046.75 21-22
Letchus sah kurz auf seine Armbanduhr: Neunzehn Uhr einundzwanzig. Er stellte die seiner Meinung nach passende Frequenz für diesen Zeitabschnitt ein und meldete sich mit dem internationalen Rufcode. Außerdem flüsterte er zu Roebuck: »Hol den Captain. Das könnte interessant für ihn sein!«
*
Hallo, Mister, Benzin – Petrol – Gas? Wie heißt das bei euch? Ja, danke. Gib her! Merci, Monsieur! Ich amerikanisch. Panne. Auto. Guck nicht so blöd! Na so was, der Kanister ist ja von der US-Army! Die Franzosen beklauen uns? Ciao, Idiot!
*
Der Funkempfänger schwieg nicht lange. Schon nach kurzer Zeit meldete sich ein Franzose, der gleich freundlich nach den Waffen fragte. Da der Empfang nicht sonderlich gut war, befand sich der Sender vermutlich in größerer Entfernung.
»Bonjour, Monsieur Kohler, wir haben schon auf Ihren Ruf gewartet.«
Letchus sprach mit heiserer Stimme in das Mikrofon und täuschte eine starke Erkältung vor. »Es tut mir leid. Ich wollte mich schon vorgestern melden, aber ich bin krank geworden. Außerdem hatten wir hier Ärger mit den Amerikanern. Sie haben uns mehrmals kontrolliert und wollten das Haus durchsuchen.«
»Das ist kein Problem, Herr Kohler. Ich kenne den kommandierenden US-Offizier in Heidelberg. Wir geben ihm ein paar Hakenkreuzfahnen, Ehrenabzeichen und Beutestücke von der Wehrmacht, dann haben Sie wieder ein paar Wochen Ihre Ruhe. Der Mann ist ganz scharf auf diesen Kram.«
»Vielen Dank, Monsieur!«
»Nicht doch. Sie brauchen sich nicht zu bedanken! Wir bekommen wieder ein oder zwei junge Frauen von Ihnen und zwei große Fässer Wein. Das ist alles. Und Sie bekommen die Waffen, die Sie benötigen.«
»Wo treffen wir uns?«
»An der gleichen Stelle wie immer, Kohler.«
»Letztes Mal wäre ich fast den Amis in die Arme gelaufen. Können wir uns nicht woanders treffen?« Letchus hustete theatralisch ins Mikrofon, schniefte laut und fuhr dann fort: »Diese Stelle könnte gefährlich werden.«
»Wieso gefährlich? Was ist an einem Friedhof gefährlich?«
»Die Amerikaner waren sehr misstrauisch. Sie haben mich unterwegs kontrolliert.«
»Also gut, Monsieur Kohler. Wo treffen wir uns dann?«
»Was halten Sie von der Neudorfer Mühle oder der kleinen Kapelle nördlich auf den Äckern von Neudorf?«
»Die kleine Kapelle ist gut. Morgen Abend um acht Uhr?«
»Ich hoffe, bis dann geht es mir besser. Wenn nicht, melde ich mich noch einmal.«
»Sehr gut. Ich freue mich. Vergessen Sie nicht den Rotwein und ein paar amerikanische Zigaretten. Shukran – danke! Nariq Taib – einen schönen Tag.«
Captain Edwards hatte die ganze Zeit schweigend mitgehört. Als
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