Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention
Tsunamigefahr überall an Küsten, die in der Nähe von Subduktionszonen liegen. Vor allem betrifft dies den pazifischen Raum: Fast der gesamte Randbereich des Pazifiks besteht aus Subduktionszonen; sie bilden den sogenannten Pazifischen Feuerring. Dieser Großraum ist die geologisch aktivste Region auf der Erde; statistisch werden etwa 80 Prozent der weltweit durch Erdbeben ausgelösten Energie im Pazifikraum freigesetzt. Die Tsunamigefahr betrifft somit alle Pazifikküsten; über die Hälfte aller Tsunamis weltweit ereignen sich hier.
Besonders Japan ist betroffen: Von den in den letzten einhundertvierzig Jahren weltweit erfassten Tsunamis fällt etwaein Viertel allein auf dieses Land. Allerdings richteten in den letzten einhundert Jahren nur rund 15 Prozent der 150 registrierten japanischen Tsunamis Schäden an: Das jahrhundertelange Leben mit der Gefahr und entsprechende Überlieferung, immer effektivere Frühwarnsysteme, vorausschauendes Küstenmanagement und gezielte Erziehung haben die Menschen in Japan früher und nachhaltiger beschützt als die Bewohner anderer Küstenregionen. Freilich hat der Tsunami von 2011 gezeigt, dass bei einem Ereignis von so unerwarteter Stärke auch in Japan die bewährten Schutzmaßnahmen versagen können.
Ansonsten sind im Pazifikraum die Westküsten von Nord-, Süd- und Mittelamerika gefährdet, die Philippinen, Neuguinea, Neuseeland, die Solomon-Inseln, im Norden die Kurilen und die Kamtschatka-Halbinsel (diese mit einer besonders hohen Frequenz an tsunamigenen Erdbeben und lokalen Tsunamis) sowie Alaska mit den Alëuten. Und mitten im Zentrum immer wieder die Inselgruppe Hawaii, die im Laufe des 20. Jahrhunderts zum Brennpunkt für Tsunamiforschung und -warnung geworden ist. In Mittelamerika kommt neben den allgegenwärtigen unterseeischen Erdbeben eine weitere Gefahr hinzu: Vor Costa Rica führt die Subduktion von Tiefseekuppen zu Instabilitäten des unterseeischen Kontinentalhangs – Hangrutschungen können hier starke lokale und regionale Tsunamis auslösen.
Nur wenigen Menschen in Europa ist bewusst, dass die zweitgrößte Tsunami-Gefahrenzone der Welt das Mittelmeer ist. Die Subduktionszone zwischen Afrikanischer und Eurasischer Platte verläuft mitten durch das Mittelmeer. In historischer Zeit gab es hier verheerende Erdbeben, Vulkanausbrüche und Tsunamis: der Santorin-Ausbruch vor etwa 3600 Jahren, zahlreiche Erdbeben und Tsunamis in der Antike, das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 (dessen Epizentrum allerdings nicht im Mittelmeer, sondern westlich der Straße von Gibraltar lag). Doch auch im 20. Jahrhundert kam es im Mittelmeer zu Katastrophen wie etwa dem Erdbeben von Messina 1908, das zusammen mit dem folgenden Tsunami nach kontroversen Schätzungen zwischen 80.000 und weit über 100.000 Opfer forderte.Aufgrund der begrenzten Ausdehnung des Mittelmeers gibt es bei Tsunamis jeweils nur eine kurze Vorwarnzeit für die Küstenbewohner; die Region ist daher als besonders gefährdet einzustufen.
Seltener ereignen sich Tsunamis im Atlantik und den angrenzenden Randmeeren, da diese Region seismisch weniger aktiv ist. Kombinationen von Erdbeben und Hangrutschungen können jedoch auch hier Katastrophen auslösen, wie etwa beim Neufundlandbank-Tsunami von 1929. Eine besonders gefährdete Region ist freilich die Karibik, wo die Karibische und die Amerikanische Platte aufeinandertreffen. Hier kommt es immer wieder zu Erdbeben, die auch tsunamigen sein können. Doch auch der Nordostatlantik ist keineswegs eine sichere Region. Im Europäischen Nordmeer löste vor Tausenden von Jahren die Storegga-Rutschung hohe Tsunamis an den Küsten der Anrainerstaaten aus. Ebenso ist es durchaus denkbar, dass sich künftig Hangrutschungen am Kontinentalschelf ereignen werden, sei es vor Norwegen oder weiter westlich vor den Westküsten Schottlands und Irlands.
Der Indische Ozean ist trotz wiederholter Erdbeben und Tsunamis am Sundagraben (oder Sundabogen) vor Indonesien erst mit dem Tsunami von 2004 weltweit als Gefahrenzone bekannt geworden. Der Sundagraben ist eine hochaktive Subduktionszone, die sich über 5000 Kilometer bogenförmig von Myanmar (Birma) entlang der indonesischen Inseln Sumatra und Java bis nach Neuguinea erstreckt. Die Australische Platte schiebt sich hier unter die mächtigere Eurasische Platte. Dies führt zu einer langgestreckten Erdbebenzone, die parallel zu und dicht vor der Küste verläuft. Menschen in dieser Region sind in ständiger Gefahr: Die
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