Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention
Wortes zentrale Rolle spielt hier Hawaii, die Inselgruppe mitten im Pazifik, die einerseits durch ihre vulkanische Aktivität und die damit verbundenen HangrutschungenTsunamis ausgesetzt ist, vor allem aber der Fernwirkung von Erdbeben rund um den Pazifik. Der Tsunami, der 1946 Hawaii traf und die Stadt Hilo verwüstete (ausgelöst durch ein Erdbeben vor Alaska), führte zur Einrichtung des Tsunami-Warnzentrums auf der Hauptinsel Hawaii. Nach dem chilenischen Erdbeben und Tsunami von 1960 beschlossen die Pazifikstaaten, ihre Forschung und Maßnahmen gegen die Tsunamigefahr zu vereinen: 1968 wurde unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen die Intergovernmental Coordination Group for the Pacific Warning System eingerichtet, mit dem Pacific Tsunami Warning Center (PTWC) auf Hawaii als operativem Hauptquartier. Für die amerikanische und kanadische Westküste entstand ein zusätzliches regionales Warnzentrum, das in Koordination mit dem PTWC arbeitet; ebenso erfolgte eine Vernetzung mit dem japanischen Warnsystem. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts waren 25 Länder rund um den Pazifischen Ozean dem Pacific Tsunami Warning System beigetreten; weitere zehn Länder erhalten automatisch Warnungen.
Nach dem Sumatra-Andaman-Tsunami von 2004 wurde die Zuständigkeit des PTWC auch auf andere Meere und Ozeane erweitert; eine weltweite Koordination von Messungen und Frühwarnungen in Verbindung sämtlicher regionaler Zentren ist beabsichtigt. Seit 2005 wurde in Indonesien außerdem das Deutsch-Indonesische Tsunami-Frühwarnsystem (GITEWS) aufgebaut, das vor allem der Überwachung des kritischen Sundagrabens dient und die notwendigen Daten für Frühwarnungen primär an Indonesien herausgibt, jedoch auch mit den Frühwarnsystemen anderer Staaten verknüpft ist (vgl. Kapitel 4). Ziel ist, unter Koordination der Intergovernmental Oceanographic Commission (IOC) der UNESCO ein Gesamtkonzept für den Indischen Ozean einzurichten.
Als internationale Sammelstelle für Daten, Informationen und Forschung über Tsunamis dient das 1965 eingerichtete International Tsunami Information Center (ITIC) auf Hawaii. In Zusammenarbeit mit der IOC und der US-amerikanischen Wetter- und Ozeanographiebehörde NOAA stellt ITIC international Rat und Hilfe für die Einrichtung von Warnsystemen zurVerfügung, prüft existierende Systeme, fördert die Forschung sowie den wissenschaftlichen und pädagogischen Austausch.
Die Verbindung von Forschung und Küstenmanagement ist wesentlich für eine effektive Prävention. Während die Einrichtung der Frühwarnsysteme vor allem in Reaktion auf die Großkatastrophen von 1960 und 2004 erfolgte, verdichtete und vernetzte sich seit den 60er Jahren auch die Tsunamiforschung; in dieser Zeit setzte sich auch der Begriff «Tsunami» als international gebräuchliches Wort durch. 1982 wurde, ebenfalls auf Hawaii, von führenden Vertretern der Tsunamiforschung die International Tsunami Society gegründet. Ihr Ziel ist es, in Form von internationalen Kooperationen, Symposien, Workshops und Publikationen die Forschung in den verschiedenen Disziplinen zu bündeln, die Einrichtung von effektiven Frühwarnsystemen zu fördern und die Bewusstseinsbildung und Schulung der Bevölkerung in gefährdeten Regionen zu unterstützen – um so letzten Endes die tödlichen Auswirkungen von Tsunamis weltweit zu reduzieren. Wichtig ist dabei, wie auch in den Warnzentren selbst, die enge Vernetzung von Wissenschaft, Behörden und Öffentlichkeit.
Seit dem chilenischen Erdbeben und Tsunami von 1960 wurde die Entstehung und Ausbreitung von Tsunamis, die von Erdbeben ausgelöst werden, relativ gut erforscht. Hangrutschungen als Tsunami-Auslöser werden dagegen erst seit rund fünfzehn Jahren intensiver untersucht; ein Schlüsselereignis war hier der Tsunami von 1998 auf Papua-Neuguinea mit seiner ungewöhnlichen Auflaufhöhe und Ausbreitung. Durch verbesserte Forschungsmethoden vor allem in der Seismik, Geotechnologie und Geomechanik hat sich dieses neue Forschungsgebiet rasch entwickelt. Wesentlich für die Risikoprognostik ist die Frage, in welchen Regionen und in welchen Abständen es immer wieder zu großen Hangrutschungen gekommen ist, welche Auslösemechanismen hier typisch sind und ob die Gefahr besteht, dass frühere Rutschungen reaktiviert werden können. Der große Tsunami von 2004 gab der internationalen Tsunamiforschung einen weiteren enormen Impuls. Tsunamis wurden erstmals von einer breiten internationalen Öffentlichkeit
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