TTB 101: Die große Explosion
worden bin?«
Gleed sah ihn verständnislos an.
»Wo sind Ihre Streifen?« brüllte Bidworthy.
»An meiner Uniform, Herr Feldwebel«, erwiderte Gleed so besänftigend wie möglich. »Und die trage ich im Augenblick nicht.«
»Ach nein! Vielen Dank für die Aufklärung. Ich hätte es sonst bestimmt nicht bemerkt!« Er schäumte ein bißchen und schrie dann: »Ich will Sie augenblicklich in Streifen sehen! Wie Sie das machen, ist mir egal! Von mir aus malen Sie sie auf. Die Tatsache, daß Sie nackt sind, bedeutet noch nicht, daß Sie aus der Truppe ausgeschieden sind!« Mit diesen Worten marschierte er erbost hinaus.
»Was hat denn nur der gute Rufus?« fragte der Bodybuilding-Experte, drückte seine Brust heraus und stolzierte auf und ab. »Kommen Sie nun mit, oder gehen Sie allein?«
»Ich muß erst diese Streifen haben. Wie mache ich das nur?«
»Gehen Sie zu O'Keefe auf Stube vier«, schlug einer vor. »Der hat eine ganze Menge Lippenstift.«
»Danke. Ihr wartet hier auf mich, Leute!« Gleed lief los und fand O'Keefe auf seinem Bett, wo er mit zwei bunten Bällen und einem seidenen Taschentuch einen Zaubertrick übte. Die Stubenbewohner starrten den nackten Sergeanten an. Gleed ignorierte das und fragte O'Keefe: »Sie haben Lippenstift?«
»Lippenstift?« O'Keefe war sichtlich gekränkt. »Wofür halten Sie mich?« Unter dem Bett zog er eine Schachtel hervor, die Spielkarten, Geschicklichkeitsspiele und ähnliches enthielt. Aus diesem Durcheinander grub er ein flaches Tablett mit farbigen Stiften hervor. »Theaterschminke«, erklärte er. »Wollen Sie sich verkleiden?«
»Nein. Ich muß meine Streifen tragen. Ich dachte. Sie könnten sie mir vielleicht auf den Arm malen.«
»Tut mir leid«, sagte O'Keefe mit diebischer Freude, »aber als gemeiner Soldat bin ich nicht befugt, Sie zum Sergeanten zu befördern.«
»Los, malen Sie schon!« befahl Gleed. »Oder ich werde Ihnen zeigen, was eine Harke ist, wenn ich wieder im Dienst bin!«
Er streckte O'Keefe seinen muskelbepackten Arm hin. O'Keefe tat, wie ihm befohlen. Gleed prüfte das Ergebnis und war zufrieden. Er warf einen kurzen Blick in die grinsenden Gesichter der Zuschauer.
»Na, ihr Affen? Was stiert ihr mich so an? Noch nie einen nackten Mann gesehen?«
»Das ist es nicht, Sergeant«, sagte einer. »Es sind die Stiefel. Die wirken komisch.«
»Ha!« sagte Gleed humorlos. »Wir haben keine Sandalen, und damit basta.« Er ging und kehrte zur Schleuse zurück. »So, jetzt bin ich ohne Fehl und Tadel. Gehen wir!«
Die acht marschierten die Gangway hinab und den schmalen Pfad entlang, den die Hygeianer durch das Getreidefeld getreten hatten. Munter wanderten sie fürbaß, aus dem Feld hinaus auf eine schmale Straße, die in die Stadt führte. Verkehr gab es nicht; nur weit hinten, kaum zu erkennen, zuckelte ein Pferdefuhrwerk dahin.
Soldat Yarrow, einer der ehemaligen Sonnenanbeter, schwärmte: »Mann, tut das gut! Endlich mal weg von Bidworthy und der Konservenbüchse da hinten! Ich verstehe nicht, warum die anderen so einen Wind machen!«
Sein Kollege, Soldat Kinvig, sagte: »Habt ihr was gemerkt? Nur Soldaten, keiner von der Crew. Kein einziger!«
»Feiglinge!« tönte Yarrow.
»He, ihr Weißbäuche!« gellte eine Stimme.
Wie auf Kommando fuhren die Köpfe herum. Zwei etwa neunjährige Jungen, nackt und tiefbraun, hockten auf einer Mauer und zeigten mit Fingern auf sie.
»Weißbäuche!« johlte der eine.
»Leichenmänner!« schrie der andere und wollte sich totlachen.
»Gar nicht drum kümmern!« befahl Gleed und marschierte würdevoll weiter.
»Weißbäuche!« heulten die beiden. »Totenfleisch!«
»Denen gefällt anscheinend unsere Hautfarbe nicht«, beschwerte sich Kinvig.
»Bald sind wir auch so braun«, tröstete Gleed. »Mit jedem Schritt werden wir brauner.«
»Möglich, aber ich mag es trotzdem nicht, wenn man mich mit einer Leiche vergleicht. Was glauben diese Bengels denn, wer wir sind?«
Allmählich rückte die Stadt näher. Und ebenfalls zwei Männer, die auf sie zukamen. Sie boten einen erstaunlichen Anblick, denn beide waren über zwei Meter groß und gebaut wie preisgekrönte Bullen. Sie mußten mindestens dreihundert Pfund wiegen – jeder! Beide trugen an einer dünnen Kette eine gravierte Silberscheibe um den Hals.
Sie verstellten den Besuchern den Weg, so daß diese stehenbleiben mußten und betrachteten das Grüppchen mit einer Mischung aus Abscheu und Verachtung. Dann begann der eine mit tiefer,
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