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TTB 101: Die große Explosion

TTB 101: Die große Explosion

Titel: TTB 101: Die große Explosion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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Ein Befehl.«
    Dann ein Klicken, als der Hörer aufgelegt wurde. Schweres Atmen. Als Bidworthy wieder auftauchte, sah er aus wie ein Schlafwandler. Mit puterrotem Gesicht ging er an Gleed vorbei, ohne ihn wahrzunehmen.
    Kurz darauf betrat Gleed den ersten Schlafsaal und musterte die Insassen mit geschultem Blick. Einige Soldaten lagen auf ihren Betten und lasen. Andere spielten Karten. Wieder andere bürsteten Jacken und bügelten Hosen. Auf dem nächstgelegenen Bett saß Soldat Piatelli und wienerte hingebungsvoll seine Stiefel.
    »Sind Sie auf der ersten Liste?« erkundigte sich Gleed.
    »Jawohl, Sergeant.«
    »Dann putzen Sie mal lieber die Stiefel, wie Sie sie noch nie im Leben geputzt haben. Nicht gut, auch nicht ausgezeichnet, sondern einfach superb!«
    Piatelli fragte: »Warum?«
    »Weil«, informierte ihn Gleed, »diese Knobelbecher das einzige sind, was Sie tragen werden.«
    »Das einzige?« sagte Piatelli verwundert.
    »Das sagte ich.«
    »Ja, bin ich denn von der Liste gestrichen? Bekomme ich keinen Urlaub? Kann ich nicht ausgehen? Warum ich? Ich habe nichts verbrochen!«
    Inzwischen hatten die Leser ihre Bücher beiseite gelegt, die Kartenspieler ihre Karten und die Hosenbügler das Bügeleisen. Alle starrten Piatelli an. Verlegen fuhr er mit der Bürste noch einmal über die Stiefel, bevor er seine Klage wiederholte.
    »Warum ich?«
    »Tut mir leid, daß ich Sie Ihres Märtyrertums berauben muß, Piatelli«, sagte Gleed. »Dies gilt nicht nur für Sie, sondern für alle. Für jeden einzelnen von uns. Der Befehl lautet, Urlaub darf nur ohne Kleidung angetreten werden. Nackt!«
    »Nein!« riefen die Leser.
    »Nein!« die Kartenspieler.
    »Nein!« die Hosenbügler.
    Piatelli warf seine Stiefel in die Ecke. »Ich nehme meinen Urlaub nicht. Ich weigere mich!«
    »Warum?« fragte Gleed. »Haben Sie eine unanständige Tätowierung am Leib?«
    »Aber da sind doch Frauen in der Stadt!«
    »Na und? Ihre Mutter ist doch auch eine Frau. Und mehr als die können die hier auch nicht sehen.«
    »Das ist etwas anderes«, sagte Piatelli.
    »Wenn ich mich recht erinnere«, fuhr Gleed fort, »sind Sie doch bei der Tauglichkeitsprüfung auch von einer Ärztin untersucht worden. Da haben Sie sich doch nicht so angestellt.«
    »Ärztinnen und Mütter sind anders als andere Frauen.«
    »Die Hygeianerinnen sind auch anders. Sie sind nackt.«
    »Das ist mir gleich«, sagte Piatelli. »Ich gehe nicht aus, wenn ich noch nicht mal Shorts tragen darf!«
    »Feigheit vor dem Feind«, erklärte Gleed. »Sie überraschen mich, Piatelli. Kein Rückgrat, Junge!«
    »Besser als keine Kleider«, gab Piatelli zurück.
    Jemand rief despektierlich: »Sie sind doch auch auf der ersten Liste, Sergeant. Gehen Sie denn?«
    »Wenn ich Gesellschaft bekomme, ja«, sagte Gleed. »Allein macht's keinen Spaß.«
    Er ließ die Männer in erregter Diskussion zurück und betrat die nächste Stube. Und dann die nächste und die nächste. Überall verkündete er die große Neuigkeit. Von Bidworthy war noch niemand benachrichtigt worden. Der war der Ansicht, es sei schlimm genug, eine Verletzung der Vorschriften hinnehmen zu müssen; diese aber auch noch selber zu verbreiten – unmöglich!
    Um zehn Uhr morgens standen acht Mann vor der mittleren Luftschleuse. Sie waren die Versuchskaninchen für die zweihundert anderen, die erst einmal abwarten wollten, wie dieser Stadtgang verlief. Fünf dieser acht waren ehemalige Anhänger der Freikörperkultur, und nackt herumzulaufen war ihnen durchaus nichts Neues. Einer war Lehrer für Bodybuilding, und nur zu gerne bereit, seinen herrlichen Körper zur Schau zu stellen. Einer tat es aufgrund einer Wette. Der achte war Gleed, entschlossen, das Recht jeden Mannes auf Landgang in Anspruch zu nehmen – komme, was da wolle.
    Bidworthy erschien; sein Gewicht war wieder rot, diesmal aber wohl infolge einiger muterzeugender Schlucke aus der Flasche. Breit stellte er sich vor den ersten Mann hin, ließ rasch einen angeekelten Blick über dessen Körper wandern und konzentrierte dann seine Aufmerksamkeit auf die Stiefel. Die fehlenden Helme, die er nicht geraderücken, die Koppel, die er nicht festziehen und die Knöpfe, die er nicht einknöpfen konnte, irritierten ihn sichtlich. Stumm arbeitete er sich vor bis zum letzten, und dieser letzte war Gleed. Hier fand er endlich etwas auszusetzen.
    »Wie kommt es«, erkundigte er sich übertrieben höflich, »daß ich von Ihrer überstürzten Demobilisierung nicht unterrichtet

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