TTB 101: Die große Explosion
dafür, aber die auf dem Schiff sind nicht in der Stimmung für Schwierigkeiten. Die haben mehr als genug von euch zweibeinigen Eseln.« Er winkte mit der Waffe. »So, und jetzt holen Sie uns was zu essen!«
»Ich will nicht«, sagte Matt, preßte die Lippen aufeinander und tat, als sehe er den Revolver nicht.
Gleed legte den Sicherheitsbügel um. »So, jetzt ist er nicht mehr gesichert. Los, rühren Sie sich, Mann!«
»Ich will nicht«, sagte Matt.
Mit unverhülltem Ärger schob Gleed den Revolver wieder in die Tasche. »Ich habe nur Spaß gemacht. Er war nicht geladen.«
»Das hätte auch nichts genützt«, erklärte Matt. »Ich bediene keine Antigands, und damit basta.«
»Und was, wenn ich die Beherrschung verloren und Ihnen ein paar Löcher ins Fell gebrannt hätte?«
»Wer hätte Sie dann bedient?« fragte Matt. »Eine Leiche nützt niemandem etwas. Es wird Zeit, daß ihr Antigands mal logisch denken lernt.« Und damit machte er kehrt und ging.
»Da ist was dran«, meinte Harrison sichtlich beeindruckt. »Was hilft uns eine Leiche? Gar nichts.«
»Ach, ich weiß nicht. Ein paar Tote könnten die anderen abschrecken. Dann würden sie vielleicht spuren.«
»Du denkst noch immer terranisch«, sagte Harrison. »Das ist verkehrt. Das sind keine Terraner, auch wenn sie von Terra stammen. Es sind Gands.«
»Na, und was soll das heißen, ein Gand?«
»Ich weiß es nicht. Sicher waren das irgendwelche Fanatiker. Die hat Terra zur Zeit der Großen Explosion ja zu Millionen deportiert. Denk doch zum Beispiel an die Verrückten auf Hygeia.«
»Ja, Hygeia! Das war das einzige Mal, daß ich mit nichts als meiner Würde bekleidet herumgelaufen bin. Ich hatte mich so darauf gefreut, Shelton und Bidworthy im Adamskostüm zu sehen, aber die beiden Helden waren ja zu feige.« Er kicherte und fuhr fort: »Diese Hygeianer glauben, daß völlige Nacktheit echte Demokratie schafft, im Gegensatz zu unserer künstlichen. Und ich bin sicher, daß das nicht stimmt.«
»Und noch ein Irrtum hat bei der Schaffung des Imperiums Pate gestanden«, meditierte Harrison. »Nämlich, daß Terra immer recht hat, und mehr als sechzehnhundert Planeten unrecht. Alle liegen falsch, nur Terra nicht.«
»Sag mal, ist das nicht Hochverrat, was du da redest?«
Harrison antwortete nicht. Gleed sah auf und mußte feststellen, daß Harrisons Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Er folgte seinem Blick und sah, daß ein brünettes Mädchen das Lokal betreten hatte.
»Nett«, sagte Gleed beifällig. »Nicht zu alt, nicht zu jung, nicht zu dick, nicht zu dünn. Gerade richtig.«
»Die kenne ich.« Harrison winkte ihr zu.
Sie kam graziös durch den Raum getrippelt und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Harrison stellte vor.
»Das ist Sergeant Gleed, ein Freund von mir.«
»Arthus«, verbesserte Gleed, der sie mit den Augen verschlang.
»Ich heiße Elissa«, sagte sie. »Bitte, was ist ein Sergeant?«
»Eine Art Über-Ober-Unter-Ding«, sagte Gleed. »Ich gebe die Befehle an die weiter, die sie ausführen.«
Sie sah ihn überrascht an. »Soll das heißen, daß ihr euch tatsächlich etwas befehlen laßt?«
»Natürlich! Warum nicht?«
»Ihr müßt als Duckmäuser geboren sein!« Ihr Blick wanderte zu Harrison. »Und Ihren Namen werde ich wohl nie erfahren, wie?«
Leicht errötend beeilte er sich, das Versäumte nachzuholen und fügte hinzu: »Aber James mag ich nicht. Jim gefällt mir besser.«
»Er weigert sich, uns zu bedienen.«
Sie zuckte die Schultern. »Das ist sein gutes Recht. Das ist Freiheit, stimmt's?«
»Seien Sie nicht albern«, wies sie ihn zurecht. Sie stand auf. »Warten Sie. Ich will sehen, was Seth sagt.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Gleed, als sie außer Hörweite war. »Der Dicke nebenan hat doch gesagt, sie haben beschlossen, uns alle die kalten Schulter zu zeigen, bis wir wieder abbrausen. Aber Elissa ist ... Sie ist ...« Er hielt inne und suchte nach einem passenden Wort. Er fand es und sagte: »Sie ist ungandisch.«
»Durchaus nicht«, widersprach Harrison. »Es ist ihr gutes Recht, zu sagen ›Ich will nicht‹, wann immer sie will. Und dieses Recht übt sie aus.«
»Verflixt, ja! Daran hatte ich nicht gedacht. Sie können es anwenden, wo sie wollen.«
»Genau.« Harrison senkte die Stimme. »Da kommt sie.«
Sie ließ sich auf ihrem Stuhl nieder, strich sich übers Haar und sagte: »Seth wird uns persönlich bedienen.«
»Noch ein Verräter«, grinste Gleed.
»Unter einer Bedingung«, fuhr sie fort.
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