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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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wertvollen Linie war. Deshalb sollte er auch die Tochter des Alten heiraten. Außerdem befürchtete Maxall, daß sie idiotische Kinder zur Welt bringen würde, wenn sie einen anderen Mann heiratete. Und die Gemeinschaft hätte es sich nicht leisten können, auch unproduktive Mitglieder durchzufüttern.«
    »Aber was hat das mit ...«
    »Mit deiner Begabung zu tun? Ganz einfach – du verdankst sie vermutlich einer Erbanlage, die keine der hiesigen Familien besitzt, weil sie so selten ist.«
    »Aha.« Conrad zögerte. Aber dann erwähnte er doch, was ihm eben eingefallen war. »Yanderman, wäre es nicht möglich, daß ich meine Fähigkeit hier anwende? Ich meine ...« Er sprach nicht weiter.
    »Ich weiß nicht recht«, antwortete Yanderman nachdenklich. »Selbstverständlich wäre es eine große Hilfe, wenn du deine Visionen nicht in Trance, sondern bei vollem Bewußtsein hättest. Aber ich bezweifle sehr, daß dir das gelingen wird. Schließlich hat Granny Jassy es über fünfzig Jahre lang vergeblich versucht.«
    »Warum eigentlich nicht?« Conrad hatte sich tatsächlich mit dieser Möglichkeit beschäftigt und war jetzt einigermaßen enttäuscht, als Yanderman seinen Vorschlag für undurchführbar hielt.
    »Hmmm. Das ist aber eine schwierige Frage, die ich da mitten in der Nacht beantworten soll, mein Junge! Ich verstehe das alles selbst nicht recht, aber ich werde es dir zu erklären versuchen. Du hast deine Visionen meistens dann gehabt, wenn du vor dich hingestarrt hast, nicht wahr? Auf eine sonnenbeschienene Stelle am Boden, auf einen Kieselstein, auf einen deiner Finger – irgend etwas in dieser Richtung.«
    »Habe ich dir das erzählt?«
    »Nein.« Yanderman lachte. »Ich habe dich nicht einmal danach fragen müssen. Habe ich recht?«
    Conrad überlegte. »Ja. Völlig. Ist das bei allen so?«
    »Bei den meisten. Man nennt das Autohypnose. Anstatt die Kristallkugel an der Kette zu benutzen, hätte ich dich auch mit der Spitze meines Zeigefingers in Trance versetzen können. Die ... nein, das gehört nicht hierher. Ich wollte sagen, daß du nach der Rückkehr aus der Trance erhebliche Schwierigkeiten hast, das zu schildern, was du gesehen hast, weil vieles sich nicht mit der Gegenwart vereinbaren läßt, stimmt das? Das heißt, du mußt manche Sachen einfach auslassen, weil sie dir hinterher völlig unverständlich erscheinen.«
    »Genau«, bestätigte Conrad.
    »Jetzt kannst du dir vorstellen, wie schwer es für mich ist, dich während deines Trancezustandes auszufragen. Ich kann weder sehen noch hören, was du erlebst, deshalb muß ich dir allgemein gehaltene Fragen stellen, und du beschreibst, was du kannst.
    Aber das heißt noch lange nicht, daß du dich auf solche Dinge beschränkst, die du oder ich jemals in ihrem Leben gesehen haben. Es ist zum Beispiel durchaus denkbar, daß du bereits eine Vision gehabt hast, in der du diese Station erlebt hast, während sie noch in Betrieb war; Granny Jassy oder jeder andere kann sie ebenfalls so gesehen haben! Aber weil es auf der gleichen Linie lag wie das andere, woran ich nie geglaubt habe – die Erzählungen von Menschen, die zu Fuß in andere Welten gelangten –, habe ich es immer vermieden, dir die entsprechenden Fragen zu stellen. Verstehst du, was ich damit sagen will, oder bin ich so müde, daß ich alles durcheinanderbringe?«
    »Nein, nein, ich verstehe alles«, versicherte ihm Conrad. »Das erinnert mich übrigens an das, was ich vorher sagen wollte. Dieses Mädchen Nestamay ...«
    »Die sich sehr für dich interessiert, wie ich bemerkt habe.«
    »Kaum überraschend, wenn sie wirklich keine andere Wahl als den Kerl hatte, der heute nachmittag umkam!« wies Conrad ihn zurecht. »Laß mich ausreden!«
    »Entschuldigung«, murmelte Yanderman.
    »Ich habe sie in einer meiner Visionen gesehen. Ich wollte mit dir darüber sprechen, aber du meintest, daß es sich dabei um eine Familienähnlichkeit handle. Das stimmt nicht! Je länger ich darüber nachdenke, desto bestimmter weiß ich es. Und ich werde dir noch etwas anderes erzählen, woran ich mich jetzt erinnere.« Conrad richtete sich halb in seinem Bett auf.
    »Es muß jetzt schon über zehn Jahre her sein, daß ich die ersten Visionen hatte, in denen die Wüste vorkam. Habe ich dir schon erzählt, daß ich nicht nur die Wüste sah, sondern dieses Gebiet hier, bevor es so wurde?«
    »Nein, aber das überrascht mich nicht. Weiter.« Yandermans Interesse schien geweckt zu sein.
    Conrad holte tief Luft.

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