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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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»Nun, ich hatte fast vergessen, daß ich mich nicht immer auf Visionen aus der sehr weit zurückliegenden Vergangenheit konzentrierte. Wahrscheinlich änderte sich dieser Zustand, als ich mich für Mädchen zu interessieren begann. In diesen ursprünglichen Visionen war dieses Gebiet nämlich dicht besiedelt.
    Aber manchmal sah ich die Wüste auch so, wie sie jetzt ist – mit nur sehr wenigen Menschen. Das war in der Zeit, als Nestamays Vater nach Lagwich kam und für einen Teufel eingesehen wurde. Damals stellte ich mir noch vor, wie ich eines Tages ein berühmter Ding-Jäger sein würde. Wahrscheinlich dachte ich deshalb so oft an die Wüste mit ihren Teufeln und Ungeheuern. Dieser Zustand hielt etwa zwei Jahre an, bis ich mich wieder mit anderen Dingen beschäftigte.
    Erst als mir klar wurde, daß Nestamay mich an jemand erinnerte, dachte ich an diese Zeit zurück. Ich erkannte sie aus zwei Gründen nicht sofort – erstens versuchte ich sie mit einem Menschen in Verbindung zu bringen, obwohl ich an meine Schnitzerei hätte denken sollen, und zweitens hat sie sich verändert.«
    »Vielleicht doch nur eine Familienähnlichkeit?«
    »Nein! Sie hat sich verändert. Als ob sie ... oh, als ob sie älter geworden wäre. Das ist es übrigens! Meine Schnitzerei zeigte Nestamay, wie sie vor Jahren ausgesehen haben muß, als sie noch klein war – obwohl ich Idris darstellen wollte, wie sie heute ist. Und noch etwas ...« Conrad unterbrach sich und sprach nach einer Pause aufgeregt weiter.
    »Jetzt weiß ich es! Deshalb konzentrierte ich mich nicht mehr auf Visionen aus der Wüste! Weil ich dort gewöhnliche Menschen leben sah, anstatt der schrecklichen Ungeheuer, die ich erlegen wollte! Ich hatte keinerlei Interesse an kleinen Mädchen und dergleichen Leuten, die wie alle anderen aussahen!«
    Seine Stimme wurde zu einem Hüsteln. »Yanderman, ich beginne mich an alle möglichen Verrücktheiten zu erinnern!«
    »Hast du das Gefühl, daß du schon einmal hiergewesen bist? Daß du alles bereits kennst?«
    »Genau!« Conrad konnte vor Aufregung kaum noch sprechen.
    »Nur eine Illusion«, meinte Yanderman. Dabei gähnte er laut. »Durchaus nicht selten anzutreffen. Meistens gibt sich das in zwei oder drei Stunden wieder.«
    »Aber ...«
    »Conrad, die Leute hier stehen morgens sehr früh auf«, unterbrach ihn Yanderman. »Wir müssen jetzt schlafen, sonst verstehen wir kein Wort, wenn sie uns durch die Station führen.«
    »Es ist keine Illusion«, widersprach Conrad hartnäckig. Aber Yanderman antwortete nicht mehr, sondern drehte sich nur geräuschvoll auf die andere Seite und gähnte noch einmal.

 
22
     
    Zwölf Stunden später saß Conrad für sich allein in der heißen Sonne, wobei ihm ein Stück Metall als Unterlage diente, und warf einen Kieselstein von einer Hand in die andere.
    Nein, er hatte Nestamay gegenüber nicht unhöflich sein wollen, erklärte er sich selbst immer wieder. Nur ...
    Zum Beispiel dort drüben: Yanderman unterhielt sich angeregt mit Maxall, sprach gelehrt von allen diesen Dingen, von denen er selbst nie etwas erfahren hätte, und imponierte dem Alten damit genauso, wie schon vorher Keefe, Egrin und den anderen. Das war nicht fair. Sein ganzes Wissen auf diesem Gebiet verdankte er ihm, Conrad, der in die Vergangenheit sehen konnte.
    Yandermans Erklärung für dieses Phänomen war im Grunde genommen nicht sehr überzeugend gewesen. Sicher, die Visionen hatten Ähnlichkeit mit Träumen und waren deshalb so schwer wiederzugeben. Aber wenn Yanderman einmal recht gehabt hatte, bedeutete das noch lange nicht, daß er immer recht haben mußte!
    Conrad ließ ärgerlich den Stein fallen und stieß ihn mit dem Fuß beiseite.
    Warum sollte er einer Illusion erlegen sein, wenn er sich einbildete, dies alles schon einmal gesehen zu haben? Wenn Yanderman die Visionen aus der Zeit vor der Entstehung der Wüste für Erinnerungen aus der Vergangenheit hielt, warum sollte Conrad sich nicht auch an weniger weit zurückliegende Ereignisse erinnern können? Je länger er darüber nachdachte, desto überzeugter war er davon, daß er die Station und ihre nähere Umgebung in seinen Visionen gesehen hatte – kurz nachdem Nestamays Vater in Lagwich aufgetaucht war. Damals hatte er sich allerdings nicht lange damit aufgehalten, weil er die anderen vorzog, in denen glückliche Menschen in einem fruchtbaren Land lebten.
    Den ganzen Morgen über versuchte er sich nun schon an die Visionen zu erinnern, die er damals gehabt

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