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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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auftaucht! Schließlich besteht jetzt wieder Grund zur Hoffnung, nachdem wir Verbindung zur Außenwelt haben.«
    Nestamay wurde rot und murmelte etwas, daß sie noch mehr zu trinken holen wolle. Dann verließ sie die Hütte. Conrad sah ihr nachdenklich nach.
    »Hmmm«, meinte Yanderman. »Die Wüste wurde also als Quarantänegebiet eingerichtet. Wogegen?«
    »Als Antwort auf diese Frage möchte ich dir ein weiteres Schriftstück vorlesen, das ich selbst nicht ganz verstehe«, antwortete Maxall. Er kramte wieder in der Schatulle und nahm ein anderes Blatt heraus. »Offensichtlich handelt es sich dabei um eine Art offizieller Verordnung, denn in der Überschrift erscheinen die Ausdrücke ›Verkehrsministerium‹ und ›Gesundheitsministerium‹. Der Text lautet folgendermaßen: ›Sofort nach Erhalt dieser Benachrichtigung stellt die Station A jeglichen Betrieb auf sämtlichen von ihr bedienten Routen ein. Alle Stationen, die in letzter Zeit aus Gebieten Verkehr aufgenommen haben, in denen das Auftreten von encephalosis dureri gemeldet wurde, fallen ab sofort unter Quarantänebestimmungen Klasse Eins-plus‹. Dabei muß es sich um eine ansteckende Geisteskrankheit gehandelt haben, heißt es«, fügte der Alte hinzu. Als Yanderman kurz nickte, las er weiter.
    »›Station A fällt unter eine absolute Quarantäne, die nur für solche Techniker außer Kraft gesetzt wird, die freiwillig eine Verzichterklärung unterschreiben, bevor sie die Schutzzone betretenen‹.«
    »Jetzt sind mir bereits einige Dinge klargeworden, über die ich lange nachgedacht habe, Conrad«, sagte Yanderman. »Conrad!«
    Conrad drehte sich zu ihm um. »Entschuldigung! Ich habe nachgedacht. – Yanderman, kannst du mir eine Frage beantworten? Wenn meine Visionen Erinnerungen an eine entfernte Vergangenheit sind, wieso kann ich dann Nestamay darin gesehen haben? So deutlich, daß ich ihren Kopf in Seife schnitzte, obwohl ich Idris abbilden wollte?«
    »Eine Familienähnlichkeit«, antwortete Yanderman kurz und diskutierte mit den anderen weiter.

 
21
     
    Stunden später, als er und Yanderman in einer Hütte nebeneinanderlagen, deren Besitzer in einer anderen Unterschlupf gefunden hatten, beschäftigten Conrads Gedanken sich noch immer mit Yandermans Antwort auf seine letzte Frage. Er konnte einfach nicht einschlafen, obwohl er todmüde war.
    Schließlich gab er den Versuch dazu auf, drehte sich auf die Seite und starrte zu Yanderman hinüber. Es war so dunkel, daß er nicht einmal die Umrisse des anderen erkennen konnte. Draußen trieb der Wind Sandkörner gegen die Wand der Hütte.
    »Conrad?« sagte Yanderman. Als er eine gemurmelte Antwort erhielt, sprach er weiter. »Wie fühlst du dich nach unserem ... äh ... epochemachenden Abenteuer?«
    »Nicht sehr viel anders«, gab Conrad offen zu. »Alles war viel einfacher, als ich es erwartet hatte. Und auch die Menschen hier sind in vieler Hinsicht so völlig gewöhnlich. Eigentlich müßten sie sich doch ein bißchen mehr freuen, nachdem sie über vierhundert Jahre lang isoliert gelebt haben.«
    »Ich weiß, was du damit sagen willst.« Dem Geräusch nach zu urteilen, schien Yanderman sich auf den Rücken gedreht zu haben. »Meiner Meinung nach gibt es zwei Gründe dafür, daß unsere Ankunft so wenig Aufsehen erregt hat. Erstens haben sie für diesen Fall keine festen Regeln. Deine Leute in Lagwich, meine in Esberg, sie alle haben sich auf bestimmte Umgangsformen im Verkehr mit Fremden gewöhnt.
    Kommen sie in freundlicher Absicht, werden sie freundlich empfangen; kommen sie als Feinde, werden die Tore geschlossen. Das alles ist hier seit Jahrhunderten nicht mehr geschehen.
    Den zweiten Grund sehe ich darin, daß ihr Leben so durchorganisiert ist, daß Veränderungen in dem normalen Ablauf fast ausgeschlossen sind. Viele Arbeiten werden von den alten Maschinen ausgeführt – zum Beispiel hätten sie keine Stelle für einen Seifensieder frei, weil sie über Maschinen verfügen, die schmutzige Kleidungsstücke annimmt und frischgewaschene ausgibt. Und ein Teil ihrer Mahlzeiten wird automatisch zubereitet; ich werde mir den Vorgang morgen näher erklären lassen.
    Aber trotzdem verbringen sie neun Zehntel jedes Tages im Kampf mit den Dingen, die ihre Existenz bedrohen. Tag für Tag ist eine Gruppe von zwanzig Arbeitern damit beschäftigt, die üppig wuchernden Pflanzen unter Kontrolle zu halten, sagt Maxall. Gestern wurde eine neuartige Pflanze entdeckt, woraufhin alle Erwachsenen – auch die

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