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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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sommersprossigem Gesicht, dessen Mund sich in einem langgezogenen Angriffsschrei dehnte. Wahrscheinlich ein Bauernjunge.
    Die Reihen der Bogenschützen hinter den Geschützen ließen ihre Pfeile wie eine helle Wolke von den Sehnen schwirren. Die erste Salve war noch in der Luft, da folgte ihr schon die zweite. Das Knattern des Gewehrfeuers nahm noch an Heftigkeit zu. Männer stürzten in den Sand, von Pfeilen oder Kugeln getroffen. Die feindliche Batterie erwiderte das Artilleriefeuer. Mackenzie sah durch Rauch und Mündungsfeuer, daß der Angriffsgeist der gegnerischen Kavallerie zu erlahmen schien. Ein Gegenangriff seiner eigenen Reiter und Fußsoldaten erschien ihm erfolgversprechend. »Fertigmachen zum Gegenangriff!« rief er in sein Funksprechgerät. Er sah die Reihen der Berittenen aufschließen; sie legten ihre Lanzen ein. Die Geschütze feuerten wieder.
    Der feindliche Panzerspähwagen war auf einige hundert Meter herangekommen; nun hielt er plötzlich an.
    Ein bläulichweißer Schein lief den Hügelhang hinauf und hüllte innerhalb einer Stunde die ganze Kuppe ein. Mackenzie schloß geblendet die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er durch das Flimmern auf seiner Hornhaut ein Grasfeuer. Sechs oder sieben seiner Soldaten sprangen heulend und mit brennenden Kleidern aus ihren Deckungen. Sie rannten wie irr zur steilen Böschung, rollten hinunter und blieben als flammende Bündel liegen. Und nun hob sich der Sand auf der ganzen Breite des Strandes wie in einer ungeheuren Woge, deren Kamm in der Höhe eines dreistöckigen Hauses nähe raste.
    »Ein Psi-Stoß!« kreischte jemand mit überschnappender Stimme durch das Chaos. Der Boden zitterte. »Die Esper ...«
    Mackenzie sah, daß seine Kavallerie bereits die Geschütze passiert hatte und in donnernder Formation auf den Gegner zujagte. Auf einmal wurden Pferde und Reiter in die Luft geworfen, wirbelten wie im Sog einer ungeheuren Windhose durcheinander und stürzten zur Erde herab. Fast die ganze Kavallerie war in einem Augenblick vernichtet, lag mit gebrochenen Knochen tot über den Strand verstreut. Die wenigen überlebenden Reiter aus dem letzten Glied warfen ihre Lanzen fort und flohen in alle Richtungen, einige sogar ins flache Wasser.
    Ein schreckliches tiefes Summen erfüllte die Luft. Mackenzie sah alles wie durch einen Nebelschleier. Ihm war, als würde sein Gehirn im Inneren des Schädels durchgeschüttelt. Ein neuer Lichtschein schoß über den nächsten Hügel, höher als der erste. Er verbrannte die dort postierten Infanteristen in ihren Löchern.
    »Wir müssen weg hier!« brüllte Speyer. Es war eine schwache Stimme, die sich mit dem Auf und Ab der Luftdruckwellen veränderte. »Sonst sind wir die nächsten, die gebraten werden.«
    »Die Adepten müssen in dem Panzerwagen sitzen!« brüllte Mackenzie zurück. »Los, komm mit!«
    Ein Teil der Reiterei war auf die Geschützstellungen gefallen, die nun ein Chaos aus zuckenden, um sich schlagenden Pferdeleibern und nutzlosem Material waren. Die Infanterie hatte ihren Posten noch nicht verlassen, aber man sah der Truppe an, daß sie im Begriff war, sich aufzulösen. Ein Blick nach rechts zeigte Mackenzie, daß auch die feindliche Kavallerie in Verwirrung haltgemacht hatte. Die Reiter bemühten sich, ihre scheuenden Tiere zu bändigen. Auch für sie mußte es eine furchtbare Überraschung gewesen sein, aber nach dem ersten Schock würde sie nichts mehr halten können, sie würden alles überrennen, nun, da übernatürliche Kräfte mit ihnen im Bunde waren. Er hieb seinem widerstrebenden Pferd die Sporen in die Flanken und jagte den Hügel hinunter zu den Geschützstellungen, Speyer an seiner Seite.
    Mackenzie brauchte seine ganzen Kräfte, um den Wallach vor den schweigenden Geschützmündungen zum Halten zu bringen. Die Geschützbedienungen lagen tot in der Batteriestellung, aber man sah keine Verletzungen an ihnen. Mackenzie sprang aus dem Sattel. Sein Pferd raste mit schleifenden Zügeln davon. Er hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Er blickte hilfesuchend um sich, aber da war Speyer schon neben ihm, riß den Verschluß des nächsten Geschützes auf und schob eine Granate ins Rohr. Mackenzie spähte mit zusammengekniffenen Augen über Kimme und Korn. Er sah den Panzerwagen der Esper, der unbeweglich zwischen Verletzten und Toten stand.
    Speyer half ihm beim Anheben der Lafette. Das Visier zeigte, daß die Richtung stimmte. Speyer zog die Reißleine. Das Geschütz brüllte auf und sprang

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