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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Die Konvois vom Puget Sund und die schlanken, schnellen Schoner der nördlichen Feudalherren befanden sich noch Meilen hinter der Krümmung des Erdballs.
    Genauso sollte es sein. Vielleicht lief dort draußen alles planmäßig ab. Jetzt konnte man nur noch abwarten und hoffen. Er war es gewesen, der General Cruikshank zwischen den Gefechten von Maricopa und San José den Vorschlag gemacht hatte; derselbe James Mackenzie, der zuerst angeregt hatte, daß das Sierrakommando die Berge verließ und zum Angriff überging und der den gigantischen Schwindel der Esper entlarvt hatte. Dem es gelungen war, seinen Soldaten die Tatsache zu verheimlichen, daß hinter diesem sogenannten Schwindel ein Geheimnis lag, an das man kaum zu denken wagte. Sein Name würde in den Geschichtsbüchern weiterleben, und noch nach Hunderten von Jahren würde man Balladen über ihn singen.
    Aber er fühlte sich nicht danach. James Mackenzie wußte, daß er unter den günstigsten Bedingungen nicht mehr als durchschnittlich intelligent war. Müdigkeit und die ständige Sorge um das Wohlergehen seiner Tochter hatten ihn jetzt abgestumpft. Oft mußte er sich betrinken, um überhaupt den nötigsten Schlaf zu finden. Er war rasiert, weil ein Offizier auf seine äußere Erscheinung zu achten hatte, aber seine Uniform war zerschlissen und fadenscheinig, sein ungewaschener Körper stank und juckte, und er sehnte sich nach Tabak, der wegen gewisser Nachschubschwierigkeiten seit einer Woche ausgeblieben war. Seine Tätigkeit erschöpfte sich in kleinen Aktionen oder im dumpfen Dahintrotten, und er wünschte sich nur noch, daß dies alles bald ein Ende nehmen möge. Eines nicht zu fernen Tages würde sein Körper nicht mehr mitspielen, und sein Ende würde genauso einsam und würdelos sein wie das eines jeden Menschen. Ein Held? Zum Lachen!
    Hinter ihm begleiteten zwei Infanteriekompanien die Artillerie der Division den Strand entlang. Tausend Mann, Maultierfuhrwerke, Feldgeschütze, ein paar Motorlastwagen, ein kostbarer Panzer, das alles wälzte sich in einer ziemlich ungeordneten Formation vorwärts. Die Geräusche der Wagen und Motoren gingen im Donnern der Brandung und im Wind unter. Captain Hülse kam herangaloppiert; der Sand spritzte unter den Pferdehufen auf.
    »Eine Meldung, Sir.«
    »Nun, was gibt's?« brüllte Mackenzie.
    »Fünf Meilen nordöstlich von hier steht der Feind. Es sieht so aus, als ob eine größere Truppenformation im Begriff ist, uns den Weg zu versperren.«
    Mackenzie versteifte sich im Sattel. »Haben Sie nichts Genaueres als das?«
    »Vorläufig nicht, Sir. Das Terrain erschwert die Beobachtung.«
    »Mein Gott, dann verlangen Sie Luftaufklärung!«
    »Jawohl, Sir. Ich werde außerdem neue Spähtrupps vorschicken.«
    »Mach du hier weiter, Phil.« Mackenzie warf sein Pferd herum und galoppierte zum Funkwagen zurück. Er hatte ein Funksprechgerät in seiner Satteltasche, aber San Francisco hielt alle Wellen besetzt, und man brauchte eine kräftige Sendeenergie, wenn man wenigstens ein paar Meilen weit Signalisieren wollte. Die Patrouillen mußten die Verbindung mit Meldereitern aufrechterhalten.
    Er merkte, daß die Gefechtstätigkeit nachgelassen hatte. Im nördlichen Teil der Halbinsel gab es einige anständige Straßen. Der Feind konnte sie zu raschen Manövern und Truppenbewegungen benützen.
    Eine Stimme vom Divisionsstab, kaum hörbar durch das Gequietsche und Gesumm, wiederholte seine Meldung und gab einen kurzen Lagebericht über die anderswo gemachten Beobachtungen. Truppenmanöver rechts und links, ja, es sah so aus, als wollten die feindlichen Verbände nach Süden durchbrechen. Vielleicht war es auch nur eine Finte. Die eigene Hauptmacht mußte einstweilen bleiben, wo sie war, bis sich die Situation klärte. Mackenzie kehrte an die Spitze der Kolonne zurück. Speyer empfing ihn mit einem fragenden Blick. »Ich glaube, wir machen uns bereit, wie?«
    Mackenzie nickte und begann eine Anzahl Kommandos zu brüllen. Die Ordonnanzen jagten nacheinander davon, um die Anordnungen zu den Truppenteilen zu bringen. Der Aufklärer kehrte zurück und überflog die Kolonne in kaum fünfzig Metern Höhe, um seine Meldung durchzubringen. Ja, es stand ein Angriff bevor, aber die Stärke des Gegners ließ sich nicht einwandfrei abschätzen, Bäume und Buschwerk behinderten die Sicht, aber es mochte gut und gern eine ganze Brigade sein.
    Mackenzie überblickte kurz die Verteidigungsvorbereitungen, dann ritt er mit seinem Stab und mehreren

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