TTB 103: Die Zeit und die Sterne
zurück. Die Granate schlug vor dem Ziel in den Sand und verdeckte es sekundenlang mit einer schwärzlichen Wolke aus Rauch und Sand. Speyer lud nach, während Mackenzie zielte. Zu weit, diesmal, aber nicht sehr viel. Wenigstens hatten die Psi-Stöße aufgehört. Aber es war notwendig, den Wagen kampfunfähig zu machen, bevor der Feind von neuem angriff.
Sie ließen das Geschütz stehen und rannten zu ihrem eigenen Panzer zurück. Die Luke stand offen, die Besatzung war geflohen. Mackenzie warf sich in den Fahrersitz. Speyer schloß die Luke und klemmte sich hinter das Periskop des Raketenrohrs. Mackenzie startete den Motor und gab Gas. Das Heulen der Maschine und das Kettengerassel übertönte jeden anderen Laut im Innern des Panzers. Die Fahne am Panzerturm knatterte im Wind. Speyer visierte das Ziel an und drückte auf den Feuerknopf. Die Rakete zischte flach über den Strand und traf. Der Panzerwagen wurde erschüttert. In seiner Seite klaffte ein Loch, und die Ausstiegsluke im Turm sprang auf. Schwarzer Qualm hüllte das Fahrzeug ein, dann trieb der scharfe Seewind ihn weg.
Kreischend kam der schwere Panzer zum Stehen. Mackenzie stieß die Tür auf und stürzte hinaus, rannte zum feindlichen Fahrzeug hinüber, schwang sich hinauf und stieg durch die Turmluke ein. Drei Esper lagen in ihren Sitzen. Der Fahrer war tot, desgleichen einer der Adepten. Ein anderer krümmte sich stöhnend zwischen seinen seltsamen Instrumenten. Sein Gesicht war blutüberströmt. Mackenzie zog den toten Adepten von seinem Sitz und riß ihm die blaue Robe vom Körper. Er raffte ein gewundenes Metallrohr an sich und krabbelte wieder ins Freie.
Speyer war im Panzer geblieben und feuerte mit der kleinen Schnellfeuerkanone, um den Gegner in Schach zu halten. Mackenzie stellte sich neben der Ausstiegsluke auf den Turm des abgeschossenen Kampfwagens, schwenkte in einer Hand die blaue Robe und in der anderen das Metallrohr, dessen Zweck ihm unbekannt war.
»Los, kommt schon, ihr Feiglinge!« heulte er in den Seewind. »Wir haben sie für euch erledigt! Soll ich euch auch noch das Frühstück ans Bett servieren?«
Eine Kugel sang an seinem Ohr vorbei, sonst nichts. Das Gros der feindlichen Streitmacht stand wie erstarrt. Mackenzie wußte in dieser seltsamen Stille nicht, ob er die Brandung hörte oder ob es das Rauschen des Blutes in seinen Ohren war.
Dann klang ein einzelnes Hornsignal auf, vom Tom-tom einer einzelnen Trommel untermalt. Zwei lückenhafte Schützenketten seiner Infanterie gingen vor, weitere formierten sich aus Soldaten, die in die angrenzenden Hügel geflohen waren und nun zurückkehrten.
Mackenzie sprang vom Wagen und lief zum Panzer zurück. »Kehren wir um«, sagte er zu Speyer. »Die Schlacht ist noch nicht zu Ende.«
*
Nebel trieb zwischen den Bäumen, tropfte von Zweigen und Blättern und verbarg das Land und die Brigade im grauen Nichts. Das Geräusch von marschierender Infanterie, Reitern und rollenden Wagen klang gedämpft, isoliert und unendlich müde. Die Luft war kalt, und die durchnäßten Kleider klebten an der Haut.
»Ich bin der Meinung, mein Sohn, daß wir unsere Adepten sammeln und gegen das Zentrum der feindlichen Armee losschlagen lassen sollten«, sagte Woodworth. »Haben Sie etwas dagegen?«
Danielis ballte die Fäuste. »Nichts«, sagte er. »Aber ich fürchte, daß es ein noch größeres Unheil über uns bringen wird, als es Ihre Adepten schon jetzt fertiggebracht haben. Ihre Psi-Stöße sind zwar überaus wirksam, aber sie haben ein Chaos herbeigeführt. Wo sie angewandt werden, wird der Feind verlustreich zurückgeschlagen, aber gleichzeitig machen unsere eigenen Soldaten in die Hosen und laufen weg. Sie haben so etwas noch nie gesehen und bekommen es mit der Angst zu tun. Wenn der Feind seine Kräfte gesammelt hat und nachstößt, ist niemand da, der ihm Widerstand leisten kann.«
»Gewiß, wir haben einen oder zwei Rückschläge erlitten«, wandte Major Lescarbault ein. »Sie haben uns im Westen überrannt, aber hier an der Bucht haben wir ihre rechte Flanke vernichtet.«
»Mit dem Resultat, daß das feindliche Gros abschwenkte, angriff und einen Keil zwischen unsere Truppen trieb«, schnappte Danielis ärgerlich. »Und von den Espern haben wir seitdem nicht viel Unterstützung bekommen. Die Rebellen wissen jetzt, daß die Adepten Wagen brauchen, um ihre Wunderwaffen zu transportieren, und daß sie besiegbar sind. Die Artillerie beschießt ihre Positionen, Guerrillas machen sich
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