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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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unterlegen. Es handelt sich bei seinen Einheiten vorwiegend um Küstenschoner, die von Portland aus operieren. Er kann damit vielleicht den einen oder anderen Geleitzug angreifen, aber das würde kaum den Einsatz lohnen. Und der Zugang zur Bucht von San Francisco ist durch unsere Küstenartillerie und die Raketenabschußrampen zu beiden Seiten des Goldenen Tors versperrt. Nichtsdestoweniger muß die Eroberung von San Francisco sein Hauptziel bleiben. Es ist der Regierungssitz, das Industriezentrum, das Herz der Nation.
    Nun, der Operationsplan sieht so aus: Unsere Armee hat die in Kalifornien eingedrungenen Streitkräfte des Feindes und ihre Hilfstruppen zu stellen. Unser Angriffsziel ist San José. Wenn das Manöver gelingt, können wir die in Kalifornien operierenden feindlichen Truppen in zwei Teile aufsplittern. Wir wissen, daß der Feind in Erwartung eines solchen Angriffs südöstlich von San José bereits Truppen zusammenzieht.
    Unser Angriff wird erfolglos bleiben. Wir liefern dem Feind ein gutes Gefecht und werden zurückgeworfen. Das ist der schwierigste Teil des Manövers: eine Niederlage vorzutäuschen und doch die volle Ordnung aufrechtzuerhalten. Wir werden zu diesem Punkt noch eine Menge Details zu erörtern haben.
    Wir werden uns nach Norden in Richtung auf San Francisco zurückziehen. Der Feind wird uns verfolgen; für ihn wird es wie eine einmalige Gelegenheit aussehen, unsere Armee aufzureiben und bis vor die Mauern der Stadt zu gelangen.
    Wenn er auf der Halbinsel steht, den Ozean zur Linken und die Bucht zur Rechten, werden wir ihn umgehen und von hinten angreifen. Die Esperadepten werden in dieser Phase der Auseinandersetzung eingreifen. Plötzlich sieht sich der Feind zwischen uns und der Stadt eingeschlossen. Was die Adepten nicht vernichten, wird uns zum Opfer fallen. Vom Sierrakommando wird außer einigen schwachen Garnisonen nichts mehr übrigbleiben. Der Rest des Krieges wird eine Säuberungsaktion sein, mehr nicht.
    Es ist eine brillante strategische Aufgabe, und nicht leicht in die Praxis umzusetzen. Ich bitte jetzt um Ihre Fragen, meine Herren.«
    Danielis erhob seine Stimme nicht mit den anderen. Er konnte seine Gedanken nicht von Laura losreißen.
     
    *
     
    Im Norden und Osten wurde gekämpft. Man hörte gelegentliches Artilleriefeuer, das Knattern von Gewehren. Pulverrauch zog in dünnen Schleiern über das Gras und die vom Seewind gekrümmten Eichen, die das Hügelland bedeckten. Aber hier unten an der Meeresküste war nur die Brandung, der Wind und die Sanddünen.
    Mackenzie ritt am Strand entlang, wo das Vorankommen am leichtesten und der Blick am weitesten war. Der größte Teil seines Regiments marschierte im Inland. Aber das war eine Wildnis aus Wäldern, Sümpfen und den Ruinen alter Besiedlung. Früher war diese Gegend einmal dicht bevölkert gewesen, aber der Feuersturm des nuklearen Kriegs hatte das Land verwüstet und kahlgeschoren, und heutzutage konnte man mit dem unfruchtbaren, von Beton- und Mauerresten bedeckten Boden nicht mehr viel anfangen. Nun, noch ein Tag oder zwei, und die weiße Stadt würde vor ihren Augen aufragen.
    Und dort wird der Feind verzweifelten Widerstand leisten, dachte Mackenzie. Wir werden seine Stellungen unter Artilleriefeuer nehmen müssen. Vielleicht bleibt uns nichts anderes übrig, als die Stadt im Straßenkampf zu erobern. Laura, mein Kind, wirst du noch am Leben sein, wenn alles vorüber ist? Natürlich, vielleicht wird es nicht so kommen. Vielleicht gelingt mein Plan, und der Sieg fällt uns ohne viel Blutvergießen in den Schoß ...
    Speyer warf ihm einen Seitenblick zu, aber er schwieg. Mackenzie konzentrierte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung. Rechts lagen Hügel und leiteten zur niedrigen aber massiven Gebirgskette der San Brunos über. Hier und dort machte er Abteilungen seines Regiments aus, Infanteristen und Berittene. Über ihnen kreiste mit spuckendem Motor ein Aufklärer. Aber die Gegend war unübersichtlich und bot zahllose Verstecke. In jedem Augenblick konnte die Hölle losbrechen.
    Mackenzie blickte voll Unbehagen nach links. Hier bot sich ein Anblick, der die überreizten Nerven beruhigen konnte. Der Ozean rollte grüngrau heran, seine mächtige Dünung zerbrach in Donnern und weißer Gischt. Es roch nach Salz und Seetang. Ein paar Möwen kreisten über dem blendendweißen Sandstrand. Die glitzernde Unendlichkeit des Ozeans lag vollkommen leer vor ihm. Kein Segel, keine Rauchfahne belebte den weiten Horizont.

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