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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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war. Dem Erlöschen des Menschengeschlechts ging vielleicht ein Rückfall in dunkle Urzeit voraus.«
    »Hm, ich weiß nicht«, wandte Kuroki ein. »Immerhin gab es eine Menge Maschinen. Die Automation war weit fortgeschritten. Denk nur an diese sich selbst reproduzierenden, von Sonnenenergie betriebenen, Minerale sammelnden Hochseeflöße.
    Und an viele andere sich selbst erhaltende Mechanismen. Ich sehe nicht ein, warum die Industrie sich auf einer solchen Basis nicht wiederbeleben lassen sollte.«
    »Die Radioaktivität muß überall gewesen sein«, erklärte Darkington. »Ihre Auswirkungen auf alle lebenden Wesen müssen äußerst schwerwiegend gewesen sein. Der ganze Prozeß mochte Hunderte von Jahren gedauert haben. Arten und Rassen veränderten sich oder starben aus. Wie sollten die überlebenden Menschen ihre Technologie neu schaffen, während sich die Biologie ringsumher auflöste?« Er schüttelte traurig seinen Kopf. »Das ist meine Ansicht. Ich kann mich irren, aber sie scheint den Tatsachen zu entsprechen. Genau werden wir es wohl nie wissen, fürchte ich allerdings.«
    Die Erdkugel kam wieder in Sicht, größer jetzt und deutlicher. Wolkenfelder lagen weiß über schimmernden Ozeanen. Die Erde war noch schön.
    Aber die veränderten Formen der Kontinente lagen in schwarzen und gelblichen Farbtönen, wo sie einmal grün gewesen waren. Die Polkappen waren bis auf winzige Reste abgeschmolzen, die Wassertemperaturen der Ozeane lagen zwischen zwanzig und sechzig Grad Celsius. In der Atmosphäre gab es keinen freien Sauerstoff mehr; sie bestand jetzt vorwiegend aus Stickstoff, Ammoniak, Schwefeldioxyd, Wasserstoffverbindungen und Dampf. Die spektroskopischen Untersuchungen hatten keine Spuren von Chlorophyll oder anderen nennenswerten organischen Substanzen gezeigt. Die Bodenbedeckung, soweit man sie durch die dichte Atmosphäre identifizieren konnte, bestand aus kristallinen Mineralen und Metallen.
    Dies war nicht mehr die Erde. Es gab eigentlich keinen Grund, warum die »Traveler« ein Tochterschiff mit drei unentbehrlichen Menschen hinunterschicken sollte, damit sie sich die Leblosigkeit ihres Heimatplaneten näher ansahen. Aber niemand hatte den Vorschlag gewagt, das Sonnensystem ohne einen solchen letzten Besuch zu verlassen. Darkington erinnerte sich, seine tote Großmutter gesehen zu haben, als er zwölf Jahre alt gewesen war. Die seltsame und fremde Maske, die er im Sarg gesehen hatte, war nicht sie gewesen, aber wo war sie geblieben?
    »Nun, was auch immer geschehen sein mag, es liegt drei Milliarden Jahre zurück«, sagte Kuroki, ein wenig zu laut.
    »Vergessen wir es. Wir haben unsere eigenen Probleme zu lösen.«
    Frederikas Augen hatten den Planeten nicht verlassen. »Wir können nie vergessen, Sato«, sagte sie. Ihre Gegenwart ließ Darkington seine Traurigkeit für einen Augenblick vergessen. Aber er wußte, daß sie immer da sein würde, in jedem von ihnen. Und er hoffte, daß sie ihren Kindern nicht zuviel von dieser Traurigkeit mitgeben würden. Laßt uns nicht ewig um Zion weinen ...
    Warum hatte sich das Leben in diesen drei Milliarden Jahren nicht von neuem entwickelt? Die Radioaktivität mußte spätestens nach einigen Jahrhunderten verschwunden sein. Dann mußten Bedingungen eingetreten sein, die der erdgeschichtlichen Frühzeit glichen. Was hatte gefehlt, daß es nicht zu neuem Leben gekommen war?
    Er wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als Kuroki sagte: »Ich glaube, wir können die Spirale jetzt verengen.« Er bediente die Kontrolltasten. Die schon nahe Erdkugel schien ungeheuer anzuschwellen, als stürzte sie auf das Raumschiff zu. Dann war sie plötzlich nicht mehr vor oder über ihnen, sondern unter ihnen; und sie war nicht mehr ein kleiner Planet, sondern eine riesige, sanftgerundete Fläche. Die Bremsdüsen traten in Aktion, und Kurokis Finger tanzten auf den Kontrolltasten wie die eines Pianisten.
    Darkington wußte, daß der Pilot weniger der Herr des Raumschiffs war als sein Helfer. Eine Masse von so vielen Tonnen Gewicht, die durch eine turbulente Atmosphäre schoß und mit Radarstrahlen nach einem sicheren Landeplatz suchte, ließ sich nicht mehr von einem organischen Gehirn und Nervenfunktionen dirigieren. Das zentrale Navigationsgerät – eine Datenverarbeitungsanlage, deren Informationen von den Instrumenten kam und deren Befehlsimpulse direkt an das Steuerungssystem und die übrigen Kontrollen gingen, erledigte alle Operationen selbsttätig. Kurokis Finger konnten

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