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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Vorsichtsmaßnahme, und ...« Der Lautsprecher verstummte zugunsten neuer Alarmsignale.
    »Ich bin in Vierzehn«, sagte Teresina. Sie sprang auf. »Bis später, Herr Arsang.«
    »Oh, ich komme mit Ihnen«, sagte Arsang.
    »Wie?« rief Teresina entsetzt. »Aber Sie sind doch nicht – es ist doch nicht ... Ich erinnere mich genau an unsere Übungen, und Ihre Station ist ...«
    »Ich weiß, ich weiß«, erklärte Arsang. »Aber woher soll ich wissen, welche Nummer man mir zugeteilt hat? Erwartet man von mir, dem ersten Gongschläger seiner Majestät Pipps des Sechsten und diplomatischem Repräsentanten der vereinigten Reiche von Korlaband, daß ich mich an irgendeiner lächerlichen Rettungsbootausbildung beteilige? Kommen Sie! Kommen Sie mit.« Er nahm ihren Arm und zog sie mit bemerkenswerter Kraft weiter. »Unfähigkeit!« schrillte er dabei. »Unentschuldbares Versagen! Ich werde mich bei der Gesellschaft beschweren!«
    Die Durchgänge waren mit aufgeregt plappernden Touristen und heroisch kämpfenden Stewards vollgestopft. Gelegentlich brach sich eine im Raumanzug vermummte Gestalt durch das Chaos Bahn, um auf ihren Posten zu gelangen. Teresina wurde vom Strom um eine Ecke getrieben und sah Fred vom Planeten Gombar vor sich. Plötzlich erinnerte sie sich, daß er in der gleichen Sektion war wie sie. »Herr Fred!« rief sie. »Können Sie mir helfen? Ich komme in diesem Gedränge nicht vorwärts!«
    »Aber natürlich, Fräulein Fabri; es ist mir eine Ehre«, sagte die milde Baßstimme, einen Meter über ihr. Ein gewaltiger, abgewinkelter Arm beugte sich einladend zu ihr herunter. Teresina sprang auf und setzte sich zurecht. Freds ungeschlachter, blauer, rhinozerosähnlicher Körper pflügte vorwärts, und sein zentaurischer Torso schob eine richtiggehende Bugwelle menschlicher Leiber vor sich her. Arsang folgte keifend nach.
    Teresina reckte sich zu einem der fächerförmigen Ohren empor und sagte durch den Lärm: »Glauben Sie, daß es etwas Ernstes ist, Herr Fred?«
    »Ich denke nicht«, erwiderte der andere. »Ich hoffe es wirklich nicht. Ich habe mich so darauf gefreut, unsere Kolonie auf Xenophon zu besuchen.« Er senkte den Kopf, um einer Lampe auszuweichen. Seine kleinen schwarzen Augen glitzerten. »Ich muß bekennen, daß mich mein Aufenthalt auf der Erde enttäuscht hat. Er hat mir keine poetischen Inspirationen gegeben. Überhaupt keine. Aber glauben Sie nicht, daß ich Ihre Spezies dafür verantwortlich machen will, Fräulein Fabri. Jedermann war nett und gastfreundlich zu mir. Aber sehen Sie, ich kam als enthusiastischer Bewunderer Baudelaires, über den ich schon viel veröffentlicht habe. Ich wollte die Stätten kennenlernen, wo er gelebt hat, wollte sein Leben gewissermaßen teilen; um ihn voll zu verstehen. Aber niemand auf der Erde scheint sich heute noch mit der spätromantischen Dichtung zu befassen.« Seine meterbreiten Schultern zuckten; für Teresina war es wie ein Erdbeben. »Nur noch ein paar Literaturprofessoren. Es wird höchste Zeit, die großartige Dichtung des neunzehnten Jahrhunderts wiederzuentdecken, bevor sie ganz in Vergessenheit versinkt.«
    Teresina fragte sich, ob sie etwa vom Regen in die Traufe geraten sei.
    Dann waren sie am Rettungsboot, traten durch die Luftschleuse und nahmen im Passagierraum Platz. Das Miniaturraumschiff war eigentlich für zehn Menschen berechnet, aber da Fred ihm zugeteilt worden war, hatten sich nur vier andere Passagiere eingefunden. Teresina schnallte sich an den Sitz neben der Stewardeß, einer gewissen Marie Quesnay. Durch diesen nicht sehr feinen Trick gelang es Teresina, Arsang loszuwerden.
    »Was ist nach Ihrer Meinung die Ursache des Alarms gewesen?« erkundigte sie sich ängstlich.
    Marie hob beide Hände, die Handflächen nach außen. Sie war zierlich, brünett und lebhaft. Die blaue Jacke und der rote Rock ihrer Uniform spannten sich über volle Rundungen. »Oh, das kann ich Ihnen nicht sagen. Wie der Kapitän bekanntgab, eine kleine Störung. Diese Alarme sind nicht ungewöhnlich. Im Raum muß man sehr vorsichtig sein. Wir werden eine oder zwei Stunden hier sitzen, dann wird alles vorbei sein, und man wird uns wieder zurückgehen lassen. Und morgen bekommen alle Passagiere zur Wiedergutmachung ein freies Essen mit Champagner.«
    »Ah.« Teresina lehnte sich beruhigt zurück. Sie grüßte schüchtern zu den beiden anderen menschlichen Passagieren hinüber, die den kleinen Raum mit ihnen teilten, Kamala Chatterji und Hedwig Trumbull. Die

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