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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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geraten?
    Arsang zupfte an ihrem Ärmel. »Ich sehe, daß Sie vernünftig genug sind, sich aus diesem Durcheinander herauszuhalten«, sagte er. »Meinen Glückwunsch zu dieser besonnenen Haltung, die eines Numaners würdig wäre. Numa ist, wie Sie sich denken können, der einheimische Name meines Planeten, Tau Ceti II. Ich will nicht sagen ...«
    Er wurde von Newhouse unterbrochen, der alle anderen niederbrüllte. Nun glättete er sein Haar, gewann seine Würde zurück und sagte mit militärisch knapper Stimme:
    »Dieses Zeug fand ich in den Kontrollkreis des Ausstoßmechanismus eingebaut. Offensichtlich Sabotage. Ohne Zweifel ist auch mit der Alarmanlage des Schiffes Unfug getrieben worden, um uns zu dem Zeitpunkt an Bord dieses Rettungsbootes zu bringen, der für den Abwurf vorgesehen war. Der Kontrollkreis des Schiffs ist geschlossen worden. Das bedeutet, daß unsere Trennung vom Schiff nirgendwo registriert wurde. Sie wissen nicht, daß wir im Raum treiben. Da ich um diese Zeit normalerweise nicht im Dienst bin, werden sie es wahrscheinlich erst nach Stunden merken.«
    »Ich würde sagen«, erklärte Kamala Chatterji fast gelangweilt, »daß wir dem Schiff folgen sollten.«
    »Natürlich können wir das versuchen«, erwiderte Newhouse düster. »Aber die Höchstgeschwindigkeit dieses Bootes liegt bei ungefähr fünfhundert Licht. Das Schiff reist mit annähernd zweitausend Licht. Wir sind nicht mehr in seinem Antriebsfeld und haben daher keine Chance, es auf seinem genauen Kurs zu verfolgen. Stellen Sie sich vor, daß wir nur um zehn Prozent davon abweichen, was eine eher konservative Schätzung ist. Stellen Sie sich vor, das Schiff kehrt um, wenn unser Fehlen bemerkt wird. Sie können sich selbst ausrechnen, welche ungeheuren Räume bei diesen Geschwindigkeiten abgesucht werden müßten. Es ist hoffnungslos.«
    Hedwig Trumbull schnaufte. »Ein sehr kindischer Scherz, muß ich sagen! Ich bin überzeugt, daß die Gesellschaft für dieses Versagen verantwortlich zu machen ist. Jetzt müssen wir uns zu irgendeinem elenden Kolonialplaneten schleichen und wochenlang warten, bis ...«
    Newhouse zog sein Gesicht in düstere Falten. »Ich fürchte, wir haben es wirklich mit Sabotage zu tun«, sagte er langsam. »Mit Sabotage, die keinen anderen Zweck verfolgt als den, uns zu töten.«
    »Nein!« flüsterte Teresina. »Das ist doch unmöglich. Niemand würde ...«
    »Jedes Raumfahrzeug ist mit einem Pilotenhandbuch ausgerüstet, das alle Navigationstabellen enthält«, unterbrach Newhouse. »Unseres fehlt.«
    »Was?« brüllte Freds Baßstimme.
    Newhouse deutete zur Pilotenkabine, durch deren offene Tür man den schwärzen Sternenhimmel vor den Sichtfenstern ausmachen konnte. »Sehen Sie sich alle diese Sterne an«, sagte er. »Dieses Boot ist mit Vorräten für etwa sechs Monate ausgerüstet. In dieser Zeit kann es eine Distanz von etwa zweihundertfünfzig Lichtjahren zurücklegen. Wissen Sie, wie viele Sterne in diesem Umkreis liegen? Etwa hunderttausend, nach vorsichtiger Schätzung. Kein Mensch kann die Koordinaten derjenigen Sterne im Kopf haben, die bisher besucht, geschweige denn erforscht oder kolonisiert worden sind. Ich kann ein paar Riesensterne wie Rigel und Beteigeuze identifizieren, aber sie sind viel zu weit von uns entfernt, als daß wir in ihre Nähe gelangen könnten. In dieser kaum bekannten, spärlich besiedelten Wildnis ist man völlig von den Navigationstabellen abhängig. Und unsere fehlen.«
    Für eine Weile schwieg sogar Arsang.
    »Wir könnten suchen ...«, meinte Teresina endlich.
    »Von Stern zu Stern? Das ist genau, was wir tun müssen«, sagte Newhouse. »Aber machen Sie sich keine zu großen Hoffnungen. Wir werden alle Sonnen vom Typ G ansteuern, die in erreichbarer Nähe liegen, aber die Wahrscheinlichkeit, eine zu finden, die in ihrem System besiedelte Planeten besitzt, ist so gering, daß wir uns alle diesbezüglichen Erwartungen aus dem Kopf schlagen sollten.«
    »Aber doch wenigstens einen Planeten, der bewohnbar ist?« fragte Marie Quesnay. »Ich würde schon mit so einem zufrieden sein, glaube ich.«
    Newhouse zuckte die Achseln. »Wenn Sie an einen Gott glauben«, sagte er, »empfehle ich Ihnen, zu beten.«
     
    *
     
    Newhouse beschäftigte sich mit den Instrumenten, zu denen auch ein Spektroskop und Geräte zur chemischen Atmosphärebestimmung waren. Nach einiger Zeit änderte er den Kurs und beschleunigte das Boot auf volle Geschwindigkeit.
    »Ich habe aufs Geratewohl eine Sonne

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