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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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die Zündkapsel, der Detonator. Oder vielmehr: er stellte eine Batterie voll gespeicherter Kraft dar, die ihm eine Anfangsladung an Götterkraft verschaffen würde. Später galt es, diese aus der eigentlichen Quelle der Götterkraft aufzufrischen und auf den vollen Umfang zu erhöhen – aus den Gebeten von Milliarden von Frauen. Gebete, die von Ineznia geschickt unterdrückt worden waren und die in absehbarer Zeit kaum in genügender Menge wieder aufgenommen werden könnten. Keine andere menschliche Einrichtung enthielt in ihrem innersten Wesen so viel trägen Konservatismus wie religiöse Gebräuche.
    Er begann die Steinsprossen emporzuklimmen, aber er dachte dabei: Der bevorstehende Sieg wäre tatsächlich ein bitterer Erfolg. Sein eigenes Leben würde gerettet, doch L'Onee würde sterben, und die seelenzerstörende Tempelzivilisation würde ewig weiterexistieren.
    Und dann schwang er sich Hand über Hand unter der Decke von Sprosse zu Sprosse, und der Sessel rückte näher. Er leuchtete wie ein großer Spiegel zu ihm herauf, der sein eigenes juwelenhaftes Licht ausstrahlte. Gleich würde er zu einem Gott werden.
    Jeglicher Gedanke verging, als er dort hing und nach unten sah. Dann fiel er. Im nächsten Moment setzte er sich nieder. Und begann augenblicklich in den Würfel einzusinken. Er verschwand. Lange Minuten verstrichen. Mit den Beinen voraus glitt er aus der Grundfläche hervor. Er fiel vier Meter tief auf den Boden hinunter. Der Würfel flimmerte und irisierte einen Moment lang. Dann verschwand er mit einem verhaltenen Puff wie eine geplatzte Seifenblase. Auf dem Boden lag Holroyd indessen reglos, wie ein toter Mann.
    Das helle Lachen Ineznias brach die schicksalsschwere Stille. L'Onee wandte sich ihr mit einer heftigen Bewegung zu. Ihre Augen weiteten sich, als sie die unverhüllte Schadenfreude in dem Kindergesicht sah. Mit einem unterdrückten Ausruf des Schreckens stürzte sie zu dem reglosen Körper und warf sich neben ihm auf die Knie. Mit Mühe drehte sie Holroyd auf den Rücken und zog mit bebender Hand ein Augenlid hoch. Es schloß sich langsam und schlaff, als sie es losließ. Das irrsinnige Gelächter Ineznias klang ihr in den Ohren, als sie mit gehetzten Fingern den Körper untersuchte.
    Dann erschien wieder Farbe in ihren weißen Wangen. »Er lebt noch!« hauchte sie. Und verharrte kniend, sich einer zunehmenden Verwirrung bewußt werdend. Hinter ihr verklang das Gelächter.
    »Natürlich lebt er noch«, sagte Ineznia. »Ich konnte in der gesamten Struktur des Sessels nicht die geringste Todesenergie finden. Er bildete den reinsten Komplex positiver Kräfte, der jemals erschaffen worden ist. Es war meine Absicht, eine Methode zu finden, um ihn zu zerstören, was uns Ptath jetzt jedoch abgenommen hat.«
    L'Onee fuhr wütend auf, als sie die Selbstzufriedenheit in der Stimme der Göttin hörte.
    »Tue bloß nicht so, als ob du etwas damit zu tun gehabt hättest!« tobte sie.
    »Das behaupte ich auch nicht«, entgegnete Ineznia kühl. »Ich bin genauso überrascht wie du. Doch ist es jetzt, nachdem es geschehen ist, natürlich ganz offensichtlich, was stattgefunden hat. Es ist ziemlich sicher, daß Ptath niemals beabsichtigt hatte, die Kraft des Sessels in sich aufzunehmen, bevor er die gesamte Ladung der Gebetskraft in sich trug. In Ermangelung dieser Isolierung ist er nun innerlich ausgebrannt – temporär jedenfalls.« Sie runzelte die Stirn. »Es ist natürlich schwer zu sagen, doch würde es mich überraschen, wenn er jemals wieder fähig wäre, ein Kraftpol zu werden.
    Warum benötigte er den Sessel überhaupt, wenn er damit rechnete, bereits die Kraft der Gebete von Milliarden von Frauen in sich zu haben? Diese Frage ist noch schwieriger zu beantworten, doch muß man bedenken, daß Ptath beabsichtigte, stets größer und stärker zu sein, als jede mögliche Kombination, die wir gegen ihn bilden könnten.«
    Ineznia zuckte die Achseln, strahlend vor Freude. »Ich werde natürlich kein Risiko eingehen, auch wenn er von nun an keine Gefahr mehr für mich darstellt. Ich werde ihn jetzt zu meiner mächtigen Hauptstadt Gadir in Accadistran transportieren und ihn den gleichen Weg gehen lassen, den alle jene entführten Gonwonlaner gehen. Danach werde ich meinen Himmelsreitern den Befehl zum Angriff geben, sobald jene Rebellennarren ihre Attacke gegen Nushirvan beginnen. Sie werden niemals erfahren, daß ich mit dem Zard identisch bin.«
    L'Onee starrte Ineznia mit kreideweißem Gesicht an.

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