Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
Vom Netzwerk:
straffte, als er durch den Raum und in den Korridor hinausging. Das Mädchen schlug ihre Augen nieder. Sie stand neben Dr. Ramsay.
    »Was habe ich hier gehört, Neal?« fragte Ramsay.
    So ist es richtig, dachte Chris. Nenne mich nicht Professor. Ich werde nie einer werden, weil du dafür sorgst, du Bastard.
    »Ich verstehe nicht«, sagte er so kühl wie möglich.
    »Miss Forbes hier behauptet, Sie hätten sie ohne jeden Grund aus der Vorlesung geschickt.«
    »Dann lügt Miss Forbes sehr dumm«, sagte er. Laß mich diesen Ärger in mir verschließen, dachte er. Laß ihn nicht losbrechen!
    Das Mädchen atmete hastig und zog ihr Taschentuch hervor. Ramsay drehte sich zu ihr um und tätschelte ihre Schulter.
    »Gehen Sie in mein Arbeitszimmer, Kind, und warten Sie dort auf mich.«
    Langsam ging sie davon. Politiker! hätte Neal rufen mögen. Wie leicht ist es für dich, bei ihnen populär zu werden! Du brauchst nicht mit ihren Dummheiten fertig zu werden.
    Miss Forbes verschwand um die Ecke, und Ramsay blickte wieder Chris an.
    »Es wäre gut für Sie, wenn Sie eine einleuchtende Erklärung vorbringen könnten«, sagte er. »Ihr Betragen wird mir allmählich ein bißchen zu viel.«
    Chris sprach nicht. Weshalb stehe ich eigentlich hier, überlegte er. Weshalb, um alles in der Welt, stehe ich in diesem halbdunklen Korridor und lasse mir von diesem aufgeblasenen Dummkopf Vorwürfe machen?
    »Ich warte, Neal!«
    Chris straffte sich. »Ich habe Ihnen erklärt, daß sie lügt«, sagte er ruhig.
    »Ich glaube das Gegenteil!« sagte Ramsay, und seine Stimme zitterte.
    Ein Schauer überlief Chris. Sein Kopf bog sich vor, und er sprach langsam durch zusammengebissene Zähne.
    »Sie können – verdammt noch mal – glauben, was Ihnen Spaß macht!«
    Ramsays Mund verzerrte sich.
    »Ich glaube, es wird Zeit, daß Sie vor dem Schulausschuß erscheinen«, murmelte er.
    »Fein!« sagte Chris laut. Ramsay machte eine Bewegung, um die Klassentür zu schließen, aber Chris gab ihr einen Fußtritt, daß sie krachend gegen die Wand prallte. Ein Mädchen keuchte.
    »Was ist los?« rief Chris. »Wollen Sie nicht, daß die Studenten es hören, wenn ich Ihnen die Wahrheit sage? Sollen sie nicht einmal ahnen, daß Sie ein Dummkopf, ein Schwätzer und ein Esel sind?«
    Ramsay hob zitternde Fäuste vor seine Brust. Seine Lippen bebten heftig.
    »Das genügt, Neal!« schrie er.
    Chris streckte eine Hand aus und schob den schweren Mann zur Seite, während er knurrte: »Ach was! Gehen Sie mir aus dem Wege!«
    Er ging davon. Der Korridor blieb hinter ihm zurück. Er hörte die Glocke läuten. Es kam ihm vor, als ob sie in einem anderen Dasein läutete. Das ganze Gebäude pulsierte von Leben. Aus den Zimmern und Sälen strömten Studenten.
    »Neal!« rief Dr. Ramsay.
    Er ging weiter. Himmel, laß mich nur erst hier hinaus sein, dachte er, ich ersticke hier. Mein Hut, meine Aktenmappe. Laß sie. Nur erst hinaus!
    Verwirrt stieg er zwischen sich stoßenden und Witze machenden Studenten die Treppe hinunter. Sie brodelten um ihn herum, ohne daß er sie wahrnahm.
     
    *
     
    Gleichgültig vor sich hin starrend ging er durch die große Erdgeschoß-Halle, durch die Tür und über die Freitreppe zum Bürgersteig. Er beachtete die Studenten nicht, die sein zerzaustes blondes Haar und seinen zerknitterten Anzug musterten. Er ging weiter. Ich habe es getan! dachte er streitsüchtig. Ich habe Schluß gemacht. Ich bin frei.
    Ich bin krank.
    Den ganzen Weg durch die Hauptstraße und weiter bis zur Bushaltestelle fachte er seine Wut immer von neuem an. Wieder und wieder stellte er sich die wenigen Augenblicke mit Ramsay im Korridor vor. Er hielt sich Ramsays schwerfälliges Gesicht vor Augen und wiederholte seine Worte. Er blieb verkrampft und wütend. Ich bin froh darüber, sagte er sich gezwungen. Alles ist jetzt gelöst. Sally hat mich verlassen – gut. Meine Stellung habe ich hinter mir – gut. Jetzt kann ich tun, wozu ich Lust habe. Eine starke und zugleich ärgerliche Freude durchfuhr ihn. Er stand allein, fremd in der Welt und freute sich darüber.
    An seiner Haltestelle stieg er aus dem Bus, ging entschlossen auf sein Haus zu und versuchte, den Schmerz zu unterdrücken, den er beim Näherkommen spürte.
    Es ist nur ein einfaches, leeres Haus, dachte er. Nichts weiter. Trotz aller kindischen Theorien – es war wirklich nichts als ein Haus.
    Dann, als er hineinkam, sah er sie auf der Couch sitzen.
    Er schwankte, als ob jemand ihn über den Kopf geschlagen

Weitere Kostenlose Bücher