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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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hätte, stand dann wie betäubt und starrte sie an. Sie hielt die Hände gefaltet und sah ihm entgegen.
    Er schluckte.
    »Nun ...«, sagte er.
    »Ich ... also ...«
    »Was also?« sagte er schnell und laut, um zu verbergen, daß seine Stimme zitterte.
    Sie stand auf. »Chris, bitte. Willst du mich nicht bitten, bei dir zu bleiben?« Sie sah ihn wie ein kleines, bittendes Mädchen an.
    Ihr Blick ärgerte ihn. Alle seine Träume von diesem Tage waren zerstört; er sah, wie seine Absichten und Ideen zertreten wurden.
    »Dich bitten zu bleiben?« schrie er sie an. »Um nichts werde ich dich bitten.«
    »Chris! Nicht!«
    Sie gibt nach, rief es in ihm. Sie wird schwach. Jetzt schicke sie weg! Treibe sie aus diesen Mauern!
    »Chris!« schluchzte sie. »Bitte, sei nett!«
    »Nett?!«
    Er erstickte fast an dem Wort.
    »Bist du etwa nett gewesen? Hast du mich nicht zum Wahnsinn, zur Verzweiflung getrieben? Und ich komme nicht darüber hinweg. Verstehst du das? Nie! Nie! Begreifst du es nicht? Niemals werde ich schreiben. Ich kann nicht mehr schreiben! Das hast du mir verdorben! Du hast es getötet! Begreife doch! Getötet hast du es!«
    Sie ging rückwärts ins Wohnzimmer. Er folgte ihr, schüttelte seine Hände hin und her, fühlte, daß sie ihn zu diesem Bekenntnis getrieben hatte, und haßte sie deshalb um so mehr.
    »Chris!« murmelte sie angstvoll.
    Jetzt schien seine Wut jede Zelle seines Körpers zu erfüllen, bis er nur noch eine Fleisch gewordene Anklage war.
    »Ich brauche dich nicht!« brüllte er. »Du hast recht – ich brauche dich nicht mehr. Verschwinde hier!«
    Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Mund sah aus wie eine offene Wunde. Plötzlich rannte sie mit tränenglänzenden Augen an ihm vorbei und floh durch die Haustür.
    Er trat ans Fenster und beobachtete, wie sie den Häuserblock hinunterlief. Ihr dunkelbraunes Haar flog hinter ihr her.
     
    *
     
    Plötzlich wurde ihm schwindlig. Er sank auf die Couch und schloß die Augen, grub seine Fingernägel in die Handflächen. Himmel, ist mir übel!
    Er zuckte zusammen und blickte sich stumpfsinnig um. Was war das? Dieses Gefühl, daß er in der Couch versank, durch die Fußbodenbretter, sich mit den Molekülen des Hauses vereinte. Er wimmerte leise, während er sich umblickte. Sein Kopf schmerzte, und er preßte eine Hand auf die Stirn.
    »Was?« murmelte er. »Was?«
    Er stand auf und durchsuchte mit den Blicken das Zimmer.
    Er taumelte und fiel auf die Couch zurück. Wieder starrte er um sich, ohne etwas zu sehen. Alles war unangreifbar und bestand vielleicht nur in seiner Phantasie. Die Möbel standen wie immer. Das Sonnenlicht fiel durch die Fenster, durch die weitmaschigen Vorhänge, und zeichnete goldene Muster auf den eingelegten Holzfußboden. Die Wände waren noch cremefarben wie sonst, die Zimmerdecke auch wie immer, und doch war alles dunkler ...
    Woher?
    Er stieß sich hoch und ging verwirrt durch das Zimmer. Sally vergaß er. Er war im Wohnzimmer, berührte den Tisch, starrte auf die dunkle Eiche. Er ging in die Küche, stand neben dem Ausguß und blickte aus dem Fenster.
    Weit hinten sah er sie unsicher gehen. Sie mußte auf den Bus gewartet haben, konnte nun nicht länger warten und lief weiter, fort von ihm.
    »Ich will ihr nachgehen«, murmelte er.
    Nein, dachte er. Nein, ich gehe nicht hinter ihr her wie ein ...
    Er vergaß den Vergleich und starrte in den Ausguß. Er kam sich wie betrunken vor; alles sah er nur undeutlich, wie verwischt.
    Sie hatte das Frühstücksgeschirr noch abgewaschen und die zerbrochene Untertasse weggeworfen. Er blickte auf den Schnitt in seinem Daumen, der eingetrocknet war. Er hatte ihn vergessen.
    Plötzlich sah er sich um, weil ihm war, als ob sich jemand hinter ihn geschlichen hätte. Er starrte auf die Wand. Irgend etwas hob sich – das fühlte er. Aber es mußte Einbildung sein.
    Einbildung!
    Er schlug mit der Faust auf den Ausguß. Ich will schreiben. Schreiben. Schreiben. Setz dich hin und bringe es alles in Worte, dieses Gefühl von Qual und Schrecken und Einsamkeit. Schreib' es dir aus der Seele.
    »Ja!« rief er.
    Er rannte aus der Küche und versuchte, keine Notiz von der instinktiven Furcht zu nehmen, die ihn beherrschte. Er ließ auch die Drohung unbeachtet, von der die Luft erfüllt war.
    Ein Teppich rutschte. Er stieß ihn beiseite, setzte sich. Die Luft summte. Er riß den Deckel von der Schreibmaschine, saß nervös davor und starrte auf die Tasten. Der Augenblick vor dem Angriff! Er lag in der

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