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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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Sonnenlicht besprenkelte seine Flächen mit spiegelndem Licht; einen Augenblick lang schienen die blauen Wasser des Ozeans es verschlingen zu wollen. Dann beschrieb es einen weiten Bogen und hielt auf das rötlichgrüne Land zu.
    In der winzigen Kabine lagen drei Männer festgeschnallt und warteten auf den Aufprall bei der Landung. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Hände blutlos. Dicke Muskelstränge spannten sich gegen den Zug der Schwerkraft.
    Das Schiff zitterte, als es sich mit einem Ruck auf die Erde setzte. Einen Augenblick später stand es still – nachdem es mit Erfolg eine Strecke von fast zweitausend Milliarden von Kilometern durch luftleere Nacht geflogen war.
    Vierhundert Meter entfernt lagen das Lagerhaus, das Dorf und das Wohnhaus.
    »Kritische Lage«, hieß es im offiziellen Bericht, der geheim sein sollte. Aber David Lindell kannte ihn, und alle anderen Wentner-Männer ebenso. Station Vier, das »Drei-Monde-Irrenhaus« – ein von allen besprochenes Gerücht, das wahrscheinlich mit einigen Vorbehalten aufzunehmen war.
    Aber irgend etwas steckte bestimmt dahinter. Auf allen anderen Stationen tat jeder zwei Jahre lang Dienst, ehe er abgelöst wurde – auf Station Vier nur sechs Monate. Das hatte etwas zu bedeuten, pflegten sie im Besprechungsraum auf der Erde zu sagen. Wentners Weltraum-Handelsgesellschaft nahm keine überflüssigen Rücksichten.
    »Aber ich finde, es hat keinen Zweck, sich schon vorher Kopfschmerzen darüber zu machen«, sagte er.
    Er sagte es zu Martin, dem Kopiloten des Schiffes, als sie beide mühsam Lindells Gepäck über die breite Wiese zu den entfernten Gebäuden schleppten.
    »Das ist das beste«, versetzte Martin. »Mach dir nicht unnütz Kopfschmerzen.«
    »Das sage ich immer«, meinte Lindell.
    Nach einer Weile kamen sie an dem riesigen Lagerhaus vorbei. Die Schiebetüren standen halb offen, und Lindell sah den leeren Zementfußboden und das durch die Dachfenster fallende Sonnenlicht. Martin erklärte ihm, daß ein Frachtschiff vor ein paar Wochen alle Ladung abtransportiert habe. Lindell grunzte und verschob sein Gepäck, das ihn drückte.
    »Wo sind die Arbeiter?« fragte er.
    Martin wies mit dem Kopf auf das etwa dreihundert Meter entferntliegende Dorf. Aus den niedrigen, drei Seiten eines Rechtecks bildenden Häusern war kein Laut zu hören. Die Fenster blitzten im Sonnenlicht.
    »Ich glaube, sie schlafen«, mutmaßte Martin. »Wenn sie nichts zu tun haben, schlafen sie viel. Sie werden sie morgen sehen, wenn das Verladen anfängt.«
    »Haben sie ihre Familie bei sich?« fragte Lindell.
    »Nein.«
    »Ich dachte, das gehört zur Politik der Gesellschaft.«
    »Nicht hier. Die Gnees pflegen kein großes Familienleben. Zu wenig Männer und alle ziemlich dumm.«
    »Großartig«, sagte Lindell. »Wunderbar!« Er zuckte mit den Achseln. »Nun – weshalb soll ich mir den Kopf darüber zerbrechen?!«
    Während sie die Treppe zur Veranda hinaufstiegen, fragte er Martin, wo Corrigan wäre.
    »Er ist mit dem Frachtschiff nach Hause geflogen«, sagte Martin. »Manchmal teilen sie es so ein. Wenn die Güter verladen sind, ist bis zum nächstenmal nichts hier zu tun.«
    »Oh«, sagte Lindell. »Wohin führt diese Tür?« Er stieß sie auf und blickte in einen großen Raum, der Wohnzimmer und Bibliothek zugleich war.
    »Richtig komfortabel!« sagte er.
    »Noch komfortabler«, sagte Martin, der Lindell über die Schulter blickte. »Da drüben stehen noch ein Filmprojektor und ein Tonbandgerät.«
    »Toll!« sagte Lindell. »Da kann ich mich mit mir selbst unterhalten.« Er verzog das Gesicht. »Wollen wir die Koffer hier absetzen? Sie reißen mir die Arme vom Leibe.«
    Sie gingen durch die Diele, und Lindell blickte im Vorbeigehen in die kleine Küche. Sie war bis zur halben Wandhöhe mit Fliesen belegt, sauber und ordentlich.
    »Kann diese Gnee-Frau kochen?« fragte er.
    »Nach allem, was ich gehört habe, werden Sie wie ein König essen«, sagte Martin.
    »Das freut mich. Sagen Sie mal, wissen Sie, weshalb der Laden hier ›Drei-Monde-Irrenhaus‹ genannt wird?«
    »Wer nennt ihn so?«
    »Die Jungen auf der Erde.«
    »Die sind selbst verrückt. Es wird Ihnen hier gefallen.«
    »Aber weshalb dauert hier jede Schicht nur sechs Monate?«
    »Hier ist Ihr Schlafzimmer«, sagte Martin.
     
    *
     
    Als sie eintraten, stand sie mit dem Rücken zur Tür und machte das Bett. Ehe sie sich umdrehte, strich sie noch einmal über die Kissen.
    Lindells Hände zuckten. Aber ich habe schon

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