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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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kleiner zu werden schien, während er die Metalltreppe zur Luke hinaufstieg. Ein winziger Martin schritt ins Schiff und warf die Tür hinter sich zu. Lindell winkte dem kleinen Gesicht am Fenster zu, drehte sich dann um und rannte davon, um den Explosionen der Raketen zu entgehen.
    Er stand auf einem Hügel unter dem dichten, scharlachroten Blattwerk eines Baumes. Im Bauch des Schiffes hörte er eine Art Husten, gleich darauf Explosionen. Er beobachtete, daß das Schiff einen Augenblick lang sozusagen auf seinem Auspuff aus brüllenden Flammen stand, ehe es in den grünblauen Himmel hineinflog und versengte Pflanzen hinter sich zurückließ. Einen Augenblick später war es verschwunden.
    Langsam ging er zum Haus zurück, musterte anerkennend die Vielzahl bläulicher Blumen und Pflanzen auf der Wiese um ihn herum, über denen Insekten ihr Spiel trieben.
    Er zog sein Jackett aus und trug es beim Weitergehen in einer Hand. Seinem mageren Rücken tat die Sonne gut.
    »Jungs!« rief er in die wohlriechende Luft. »Ihr seid alle verrückt.«
     
    *
     
    Die große brennende Sonne war fast untergegangen und färbte den Himmel blutrot. Bald würden die drei Monde aufgehen, von denen es hieß, sie trieben jeden Mann zum Wahnsinn, der Wert auf seinen Schatten legte.
    Lindell saß am Wohnzimmerfenster und blickte auf die Landschaft hinaus. Die Natur hatte sich in dieser entlegenen Ecke der Milchstraße selbst übertroffen. Er seufzte, reckte sich und dachte ans Abendbrot.
    Drink?
    Er unterbrach ein Gähnen und fuhr auf. Seine Finger preßte er dabei so fest zusammen, daß die Knöchel knackten.
    Sie stand neben ihm und hielt ihm ein Tablett mit einem Glas darauf hin. Er griff danach, als sein Herz sich nach dem ersten Schreck zu beruhigen anfing.
    »Ich würde anklopfen oder mich sonstwie bemerkbar machen«, schlug er vor. Die riesigen Augen waren jetzt zu Ellipsen verzogen. Sie starrte ihn an.
    »Schon gut«, sagte er nach einem Schluck von der warmen, scharfen Flüssigkeit. Er leckte sich die Lippen und nahm noch einen großen Schluck.
    »Verflucht gut!« sagte er. »Vielen Dank, Liebling.«
    Er blinzelte. Liebling? Von allen unwahrscheinlichen Namen im Universum ... Er sah sie an und mußte ein Lachen unterdrücken.
    Sie hatte sich nicht bewegt. Ihr Gesicht verzog sich zu etwas, das er für ein Lächeln hielt, aber ihr Mund war nicht zum Lächeln geschaffen.
    »Wann essen wir?« fragte er und fühlte sich unter dem feststehenden Blick der riesigen, wäßrigen Augen unbehaglich.
    Sie drehte sich um und hastete zur Tür. Dort wandte sie sich zu ihm zurück.
    Alles schon fertig, empfing sein Gehirn die unhörbare Botschaft.
    Er grinste, trank das Glas aus und folgte ihr, als sie eilig die Diele entlang schlurfte.
     
    *
     
    Mit einem befriedigten Seufzer schob er den Teller zurück und lehnte sich im Sessel bequem nach hinten.
    »Das nenne ich gut!« sagte er.
    Wie einen bisher verborgenen Quell fühlte er ihre Freude in seinem Gehirn aufwallen. Liebling dankt dir.
    Sie hat sich den Namen tatsächlich schnell zu eigen gemacht, dachte er. Sie sah ihn mit noch größer aufgerissenen Augen an. Versuchte sie wieder zu lächeln, überlegte er. Ihm kam ihr Gesichtsausdruck wie alle anderen vor – wie die Grimassen eines Idioten.
    Ein bißchen nervös tat er einen Teelöffel Zucker in seinen Kaffee und rührte um. Dabei empfand er plötzlich abermals Unbehagen, und sie drehte sich mit einem Ruck um. So ist es besser, dachte er, und fühlte sich wieder wohl.
    »He, sage mal, Liebling«, fing er an. Hast du einen Mann? Die Gedanken, die er als Antwort empfing, waren wirr und unverständlich.
    Einen Ehemann? wiederholte er.
    Oh, ja.
    Im Arbeiterdorf?
    Die haben keine Frauen, versetzte sie, und ihm war, als ob aus dieser Antwort Hochmut sprach.
    Er zuckte mit den Achseln und trank einen Schluck Kaffee. Stimmt, sagte er zu sich selbst, ein befriedigter Arbeiter würde die anderen zum Wahnsinn treiben.
    Im Bett saß er noch eine Weile und schrieb in sein Tagebuch. Zwischen den abgenutzten Deckeln standen die spärlichen Bemerkungen, die er über ein halbes Dutzend verschiedener Planeten gemacht hatte. Dies war ein siebenter. Meine Glückszahl, schrieb er mit blauer Tinte.
    Alles war still; nichts regte sich. Schlief sie? Seine Feder rutschte aus und machte drei dicke Kleckse. Er blickte auf und sah sie abermals mit dem Tablett.
    »Ja«, sagte er. Ja, vielen Dank, Liebling, aber kannst du dich nicht bemerkbar machen, wenn du ...
    Er

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