TTB 108: Die Pest kam von den Sternen
von dem leisen Summen der Ventilatoren erfüllt war. Gelegentlich raschelte es, wenn einer der drei Männer in den tiefen Sesseln die Stellung veränderte oder leise einige Worte sprach. Die dicken isolierten Wände schlossen alle Geräusche und die Sicht aus. Die wenigen Bullaugen waren hermetisch versiegelt, und nur ein Bildschirm spiegelte die draußen tobende Atmosphäre wieder. Weitaus wichtiger waren die anderen Schirme, die Auskunft über den Kurs, die Geschwindigkeit, die Höhe und die Radaranzeigen gaben. Das Schiff fiel.
»Kurs bisher ohne erkennbare Abweichungen eingehalten«, meldete der Zweite Offizier, Commander Rand. »Wir werden mitten auf jenem Eisberg landen.« Er war ein blonder Mann mit gutmütigem Gesicht und schien zu jung für einen Commander, obwohl es ein technischer Rang war, den er seiner Kenntnis der Computerkontrolle verdankte. Er hatte den Landevorgang genau errechnet, nun war er zur Untätigkeit verdammt und konnte nur darauf hoffen, daß alles glatt verlief.
»Ich wünschte, Sie bezeichneten das Riff nicht immer als Eisberg«, sagte Weeke, der Erste Offizier. »Das Eis, aus dem es besteht, ist anders als das Eis, das wir auf der Erde kennen. Es ist zu einer unvorstellbaren Härte verdichtet. Die Radiosonden haben es bewiesen, und alle Meßinstrumente bestätigen, daß es sich um eine solide Masse handelt, auf der wir ohne Bedenken landen können.«
»Windgeschwindigkeit unter 100 Meilen die Stunde«, sagte Captain Bramley. »Wie hoch ist die Lufttemperatur?«
»Minus 260 Grad«, sagte Rand. »Ein paar Grad niedriger als die Rifftemperatur. Wir sind fast unten.«
Schweigend beobachteten sie die Anzeigegeräte. Am häufigsten gingen ihre Blicke zu dem Schirm, der ihre Flugbahn anzeigte. Ein roter Tropfen glitt langsam die weiße Linie des gewählten Kurses hinab und bewegte sich auf das massige Riff zu.
So hatten sie es von Anfang an genannt – das Riff. Es mochte andere Riffe geben, die im planetenweiten Meer gefrorener und flüssiger Gase schwammen, aber sie hatten die andern außer acht gelassen, da ihre Ausrüstung ihnen nur das Aussenden einer begrenzten Anzahl von Radiosonden gestattete. Dieses Riff, ihr Riff, war von einer der ersten Sonden gefunden und genau in seinen Koordinaten festgelegt worden. Die Befürchtung, es könnte frei in dem ungeheuren Ozean schwimmen, war widerlegt worden, als es nach genau zehn Stunden durch die Rotation Jupiters am gleichen Platz erschienen war. Sobald sie wußten, an welcher Stelle sie nach dem Riff zu suchen hatten, war es unter ständiger Beobachtung geblieben, bis es keinen Zweifel mehr gab, daß das Riff fest mit der Oberfläche des Planeten verbunden war.
Nun landeten sie auf ihm. Raketenstöße verringerten den Fall des Schiffes auf ein Minimum und preßten die Männer tief in ihre Beschleunigungscouches, während Radarwellen die Oberfläche abtasteten und nach dem für die Landung günstigsten Punkt suchten. Dann zündeten seitlich angebrachte Raketen und brachten sie auf das Gebiet mit der glattesten Oberfläche. Tiefer und tiefer fraßen sich die Düsen in das Eis, gewaltige Dampfwolken stiegen auf, erstarrten sofort und wurden von dem unablässig heulenden Wind fortgetrieben. Schließlich schwebte die Masse des schweren Schiffes fast unbeweglich dicht über der Oberfläche. Trotz der behutsamen Handhabung der Steuerorgane durchlief ein dumpfes Beben das Schiff, als es endgültig aufsetzte.
»Ich habe das Gefühl, daß wir immer noch verlangsamen«, sagte Rand, der Mühe hatte, sich in seinem Sessel vorzubeugen.
Captain Bramley antwortete erst, nachdem er alle Abteilungen durch die Monitoren überprüft und mit ihren Männern ein paar Worte gesprochen hatte. Er brauchte dazu weniger als drei Minuten, da nur ein Drittel der Abteilungen an der Landung des vollautomatischen Schiffes beteiligt war.
»Wir sind unten«, sagte der Captain. »Heil und in einem Stück, und niemand ist verletzt.« Er ließ sich in seinen Sessel zurücksinken. »Diese 3 g werden uns verdammt zu schaffen machen.«
»Wir werden sie nur eine Woche zu ertragen haben«, erwiderte Rand, und im gleichen Augenblick begann der Hexentanz der Instrumente.
Was geschah, kam völlig unerwartet, selbst für den Computer, der blitzschnell nach einer Lösung suchte, ohne sie zu finden. In wenigen Sekunden strahlten alle Instrumente ihr rotes Warnzeichen aus. Nach dem Versagen des Computers machten sich die Offiziere des Schiffes an die Überprüfung der Stromkreise.
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