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TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

Titel: TTB 108: Die Pest kam von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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dachten. Der Captain musterte den geheimnisvollen Gegenstand scharf.
    »Es ist fremdartig und kann alles Mögliche sein, aber ich hoffe, daß es eine Art Verständigungsgerät ist.« Er stellte die Verbindung zum Maschinenraum her. »Hallo – Hallo! Können Sie mich hören?«
    Ein Schlitz öffnete sich an der Oberfläche des Fasses, mitten zwischen den Knötchen, und ein greller Laut erklang.
    »Harrrooo ...«, schrie es in mißlungener Nachahmung einer menschlichen Stimme. »Harrroooo ...«
    In den folgenden Wochen befaßten sie sich eingehender mit dem faßförmigen Körper und gewöhnten sich an ihn. Die Männer brachten den größten Teil ihrer Zeit in den Schwimmbetten zu, in denen ihrer Körper das Wasser verdrängten, so daß sie wenigstens vorübergehend der zerrenden Schwerkraft des Jupiter entgingen. Der Captain und die Offiziere wechselten sich ab in dem Versuch, die Jovianer die englische Sprache zu lehren. Ihr Mittler war das Faß, wie sie das biologische Verständigungsgerät nannten. Es schien keine eigene Intelligenz zu besitzen, lebte jedoch unter dem festen Panzer, der es von der Sauerstoffatmosphäre abschirmte. Zuerst lasen sie ihm durch die Lautsprecher vor, aber da es keine Angriffslust zeigte, blieben sie im gleichen Raum mit ihm, wenn auch stets nahe dem Notausgang. Das Faß weigerte sich, Fragen zu beantworten, die nichts mit dem Sprachunterricht zu tun hatten. Nach wenigen Tagen gaben sie es auf, setzten aber den Unterricht fort, der lebenswichtig für sie war. Erst wenn sie sich mit den Jovianern zu verständigen vermochten, konnten sie sie auffordern, das Magnetfeld aufzuheben, das sie gefangenhielt.
    Mitten in einer Unterrichtsstunde, am Ende des siebzehnten Tages, hörte das Faß plötzlich auf, die vorgesprochenen Worte nachzuformen und zog das eine Auge ein, das ihm aus dem Kopf gewachsen war und das die Tafel beobachtete, die zur Demonstration benutzt wurde. Rand, der gerade mit dem Unterricht an der Reihe war, lief zur Tür und verriegelte sie hinter sich. Vom Kontrollraum aus beobachtete er mit den andern, wie das Auge wieder ausgefahren wurde. Es hatte die Farbe gewechselt, ein Hauch von Intelligenz, der bisher gefehlt hatte, schien es zu beleben. »Was seid ihr für Dinge ...?« fragte das Faß.
    Die Verständigung zwischen zwei grundverschiedenen Lebensformen hatte begonnen.
    Worte und die einfache Mechanik der Verständigung schienen den Jovianern keine Schwierigkeit zu bereiten. Ihr Gedächtnis mußte auf hoher Stufe stehen, denn nie vergaßen sie ein Wort, das ihnen erklärt worden war. Dinge, die vorgezeigt werden konnten – wie Stuhl, Glas, Messer –, konnten leicht erklärt werden, ebenso demonstrierbare Verben wie gehen, laufen und schreiben. Schwierigkeiten gab es dagegen, wenn Abstraktionen übermittelt werden sollten; dann nahm das Mißverstehen kein Ende.
    »Woher kommt ihr ...?« fragten die Jovianer, und als ihnen erklärt wurde, daß sie von der Erde, dem dritten Planeten im Sonnensystem, kamen, gab es neue Fragen: »Was ist Erde? Was ist Planet? Was sind Sonnen?«
    Begraben unter Hunderten von Meilen fast flüssiger Atmosphäre, über der feste Wolkenschichten lagen, hatten die Jovianer nie die Sterne gesehen, noch hatten sie eine Ahnung, daß andere Welten außer ihrer eigenen existierten. Aber sie schienen zu begreifen, als es ihnen erklärt wurde, zeigten jedoch wenig Interesse und ließen das Thema schnell fallen, um zu einem andern Punkt überzugehen. Sie schienen nach einem bestimmten Schema vorzugehen, schnitten einen Punkt an, stellten ihre Fragen und wechselten das Thema. Sie schienen nicht die geringste Kenntnis von mechanischen Vorgängen zu haben, begriffen aber schnell, wenn sie ihnen erklärt wurden. Es gab nur einen Punkt, der ständig ihre Aufmerksamkeit erregte, auf den sie immer wieder zurückkamen, ohne von den Antworten befriedigt zu sein:
    »Was seid ihr für Dinge ...?«
    Der Captain schien das Phänomen als erster zu erfassen.
    »Es gibt nur eine Erklärung«, sagte er. »Biochemie und Bioelektrizität.«
    »Sir ...?« fragte Commander Rand.
    »Ich spreche von den Jovianern dort draußen. Versuchen Sie, sich die Welt, in der sie leben, von ihrem Standpunkt aus vorzustellen. Sie haben keine Maschinen, sonst hätten wir sie gesehen. Aber sie besitzen eine Intelligenz, die es ihnen ermöglichte, ein Gerät zu schaffen, durch das sie sich mit uns verständigen können – ohne daß sie unser Verständigungsmittel erkannten. Sie müssen nur mit

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