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TTB 109: Unendlichkeit x 5

TTB 109: Unendlichkeit x 5

Titel: TTB 109: Unendlichkeit x 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Gesicht zu erkennen?
    Er hatte die letzten Nachrichten noch nicht gesehen und strengte sich jetzt an, um die Schlagzeilen zu unterscheiden, die gegen den grauen Nachmittagshimmel projiziert wurden. Ohne Erfolg – aber die Schlagzeilen befaßten sich während der Olympischen Spiele ohnehin nur mit den Ergebnissen der Wettkämpfe und den Siegen, die jeder Kontinent, jedes Land und jede Stadt errungen hatte.
    So würde es noch drei Wochen weitergehen, wobei die Ergebnisse in jeder Stadt manipuliert wurden, bis sie bewiesen, daß die betreffende Stadt im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl besonders ehrenvoll abgeschnitten hatte. Georges Heimatstadt hatte einmal den dritten Platz in den Olympischen Spielen für Fernmeldemonteure errungen. Im Rathaus hing seitdem eine Gedenktafel.
    George entspannte sich und versuchte harmlos zu wirken, ohne sich deswegen sicherer zu fühlen. Er betrat die Halle, suchte sich einen Platz in den vorderen Reihen und war selbst überrascht, daß noch immer kein Polizist aufgetaucht war, um ihn abzuführen.
    Dann bemerkte er, daß der Grauhaarige von vorhin ausgerechnet neben ihm saß. Er sah rasch wieder fort und versuchte nüchtern zu denken. Schließlich hatte der andere unmittelbar hinter ihm gewartet.
    Der Grauhaarige lächelte ihm nur einmal freundlich zu, kümmerte sich aber sonst nicht weiter um George. Außerdem stand der Beginn des Wettbewerbs unmittelbar bevor. George stand auf und versuchte zu erkennen, wo Trevelyan sich im Augenblick aufhielt.
     
    *
     
    Die Halle war nicht übermäßig groß und in der klassischen Form errichtet, so daß die Zuschauer an den Längsseiten auf zwei Balkonen Platz fanden, während die Wettbewerbsteilnehmer sich in der länglichen Arena aufhielten. Die Maschinen waren bereits aufgestellt, aber die Anzeigetafeln über jedem Platz blieben vorläufig noch dunkel, bis auf den Namen und die Nummer jedes Teilnehmers. Die Wettkämpfer unterhielten sich in kleinen Gruppen, denn niemand durfte sich vor dem Startsignal mit den Problemen der gestellten Aufgabe befassen.
    George las das Programm durch, das er auf seinem Platz gefunden hatte, und fand Trevelyans Namen. Er hatte die Nummer zwölf, und George stellte bedauernd fest, daß dieser Platz am anderen Ende der Halle lag. Von hier aus konnte er nur erkennen, daß Trevelyan mit dem Rücken zu seiner Maschine stand und zu den Zuschauern hinauf starrte, als wolle er sie zählen.
    George ließ sich auf seinen Platz zurücksinken. Er überlegte, ob Trev gut abschneiden würde. Pflichtbewußt hoffte er, daß Trev erfolgreich sein würde, aber im Unterbewußtsein spürte er die Ungerechtigkeit, die in dieser Situation lag. George, der Berufslose, saß hier und sah zu, wie Trevelyan, der Metallurg, dort unten an den Olympischen Spielen teilnahm.
    Fast alle Sitze waren belegt. Der Wettbewerb fand also vor einem größeren Publikum statt, was für die Teilnehmer eine größere Belastung bedeutete – oder vielleicht auch einen größeren Ansporn für manche.
    Weshalb eigentlich Olympische Spiele, überlegte er plötzlich. Er hatte nie eine Erklärung gehört. Warum wurde Brot »Brot« genannt?
    Früher einmal hatte er seinen Vater gefragt: »Weshalb heißt das Olympische Spiele, Dad?«
    Und sein Vater hatte geantwortet: »Olympische Spiele bedeutet Wettbewerb.«
    George hatte gesagt: »Sind das auch Olympische Spiele, wenn Stubby und ich uns balgen?«
    Platen senior hatte gesagt: »Nein. Die Olympischen Spiele sind ein besonderer Wettbewerb, und du sollst keine dummen Fragen stellen. Du wirst alles noch erfahren, wenn du erzogen wirst.«
    George fuhr sich mit der Hand über die Stirn und seufzte leise.
    »Du wirst alles noch erfahren!«
    Seltsam, daß er sich so deutlich an diese Szene erinnerte. »Wenn du erzogen wirst.« Niemand sagte jemals, »falls du erzogen wirst.«
    George glaubte sich daran zu erinnern, daß er stets dumme Fragen gestellt hatte – als hätte er bereits damals geahnt, daß er nie erzogen werden könne, und hätte daher schon damals versucht, sein Wissen auf andere Weise zu bereichern.
    Und in der Anstalt hatte man ihn dazu ermuntert, weil sie ihn bei guter Laune halten wollten. Nur deshalb.
    Er richtete sich plötzlich auf. Was sollte das überhaupt? Glaubte er jetzt schon an diese Lügen? Wollte er nur deshalb aufgeben, weil Trevelyan dort unten vor ihm an den Olympischen Spielen teilnahm?
    Er war nicht schwachsinnig. Nein!
    In diesem Augenblick kam Bewegung in die Menge, als die Zuschauer

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