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TTB 109: Unendlichkeit x 5

TTB 109: Unendlichkeit x 5

Titel: TTB 109: Unendlichkeit x 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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nein. Wir bringen ständig etwas aus der Stasis heraus. Luftmoleküle. Bakterien. Staub. Ungefähr zehn Prozent unseres Energieverbrauchs dient als Ausgleich für Verluste dieser Art. Aber selbst größere Gegenstände haben keine allzu bedeutenden Auswirkungen. Nehmen wir zum Beispiel einmal den Felsbrocken – weil er zwei Wochen nicht an seinem Platz war, fand ein Insekt kein Versteck und kam deswegen um. Das könnte größere Veränderungen nach sich ziehen, aber unsere Berechnungen haben ergeben, daß die Wahrscheinlichkeit im Lauf der Zeit ständig abnimmt. Schließlich ist doch alles wieder wie zuvor.«
    »Das heißt also, daß die Wirklichkeit sich selbst wieder heilt?«
    »So könnte man es auch sagen. Wenn man einen Menschen aus der Vergangenheit holt oder ihn dorthin zurückschickt, dann entsteht natürlich eine größere Wunde. Handelt es sich dabei um einen gewöhnlichen Menschen, ist die Veränderung so gering, daß die Wunde sich ohne weiteres wieder schließt. Selbstverständlich bekommen wir jeden Tag eine Menge Briefe von Leuten, die verlangen, daß wir Lincoln, Mohammed oder Lenin in unsere Zeit holen sollen. Das ist allerdings unmöglich, denn selbst eine kurze Abwesenheit würde die Zeit der Betreffenden entscheidend verändern. Wir beschäftigen uns deshalb absichtlich nicht mit solchen Experimenten.«
    Miss Fellowes nickte. »Timmie ist also ...«
    »Nein, sein Fall stellt kein besonderes Problem dar. Aber ...« Er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu und fuhr dann fort: »Sie haben gestern gesagt, daß Timmie Gesellschaft braucht.«
    »Ja.« Miss Fellowes lächelte. »Ich dachte schon, Sie hätten es vergessen.«
    »Natürlich nicht. Ich mag den Kleinen gern. Ich weiß, daß Sie ihn auch gern haben, deshalb wollte ich Ihnen alles erklären. Sie haben jetzt gesehen, wie wir arbeiten; Sie haben von den Schwierigkeiten gehört, denen wir gegenüberstehen. Darum müssen Sie auch einsehen, daß wir mit bestem Willen keinen Spielkameraden für Timmie herbeischaffen können.«
    »Aber warum denn nicht?« fragte Miss Fellowes enttäuscht.
    »Ich habe es Ihnen doch eben erklärt. Wir könnten nur durch einen unwahrscheinlichen Zufall einen zweiten Neandertaler in seinem Alter ausfindig machen. Und selbst wenn wir es könnten, dürften wir nicht riskieren, daß ein zweites menschliches Wesen innerhalb der Stasis leben muß.«
    Miss Fellowes legte ihre Gabel beiseite und sagte energisch: »Aber das wollte ich überhaupt nicht, Doktor Hoskins. Ich dachte nicht an einen zweiten Neandertaler, sondern an ein anderes Kind, mit dem Timmie spielen kann.«
    Hoskins starrte sie besorgt an. »Ein menschliches Kind?«
    »Ein anderes Kind«, antwortete Miss Fellowes kalt. »Timmie ist vollkommen menschlich.«
    »Das ist unmöglich!«
    »Weshalb? Sie haben das Kind zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Sind Sie ihm nicht etwas schuldig? Doktor Hoskins, Sie sind schließlich der geistige Vater des Jungen. Warum wollen Sie ihm dann nicht wenigstens diesen kleinen Gefallen tun?«
    »Sein Vater? « wiederholte Hoskins erstaunt. Er stand plötzlich auf. »Miss Fellowes, ich bringe Sie besser jetzt wieder zurück.«
    Sie gingen schweigend nebeneinanderher und verabschiedeten sich mit einem stummen Kopfnicken.
     
    *
     
    Danach dauerte es längere Zeit, bis Miss Fellowes Hoskins wieder zu Gesicht bekam.
    Timmie lernte von Tag zu Tag besser und deutlicher sprechen, verlor aber nie den fremdartigen Akzent, den Miss Fellowes so entzückend fand. Er schien seine Vergangenheit allmählich zu vergessen, obwohl er gelegentlich noch davon träumte.
    Als er älter wurde, interessierten die Physiologen sich kaum noch für ihn, aber die Psychologen um so mehr. Miss Fellowes verabscheute die zweite Gruppe fast noch mehr, denn jetzt wurde Timmie zwar nicht mehr mit endlosen Untersuchungen belästigt, sondern noch endloseren Tests unterworfen.
    Miss Fellowes wollte sich trotzdem nicht hilfesuchend an Hoskins wenden, weil sie sich noch zu deutlich an das gemeinsame Mittagessen mit ihm erinnerte.
    Dann erklang eines Tages völlig unerwartet seine Stimme außerhalb des Puppenhauses. »Miss Fellowes.«
    Sie kam langsam heraus und blieb überrascht stehen, als sie eine schlanke blonde Frau vor sich sah, die wie eine zerbrechliche Puppe wirkte. Hinter ihr stand ein rotbäckiger Junge von etwa vier Jahren, der sich krampfhaft an ihrem Rock festhielt.
    Hoskins sagte: »Liebling, das ist Miss Fellowes, die für den Jungen sorgt. Miss Fellowes

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