TTB 109: Unendlichkeit x 5
– meine Frau.«
(War das wirklich seine Frau? Miss Fellowes hatte sie sich völlig anders vorgestellt. Aber warum eigentlich nicht? Sie war der Typ, den Hoskins vermutlich bevorzugte. Wenn er das wollte ...)
Sie zwang sich zu einer höflichen Begrüßung. »Guten Tag, Mrs. Hoskins. Ist das Ihr ... Ihr Junge?«
( Das war eine Überraschung. Sie hatte sich Hoskins zwar als Ehemann, aber nicht als Vater vorgestellt, bis auf ... Sie fing einen Blick aus Hoskins' grauen Augen auf und wurde rot.)
»Ja, das ist mein Sohn Jerry«, antwortete Hoskins. »Gib Miss Fellowes die Hand, Jerry.«
(Hatte er das Wort »das« besonders betont? Wollte er damit ausdrücken, das sei sein Sohn, nicht aber ...)
Jerry klammerte sich fester an seine Mutter und schwieg hartnäckig. Mrs. Hoskins sah durch die offene Tür hindurch, als suche sie dort etwas.
»Gehen wir lieber hinein«, meinte Hoskins. »Komm, Liebling. Auf der Schwelle spürt man ein leichtes Kribbeln, das aber sofort wieder verschwindet.«
»Soll Jerry ebenfalls mitkommen?« erkundigte Miss Fellowes sich.
»Selbstverständlich. Er soll mit Timmie spielen. Sie haben doch selbst gesagt, daß Timmie einen Spielkameraden braucht. Oder haben Sie das schon wieder vergessen?«
»Aber ...« Sie starrte ihn verblüfft an. » Ihr Junge?«
»Wessen Kind denn sonst?« erkundigte Hoskins sich lächelnd. »Sind Sie etwa nicht damit zufrieden? Komm, Liebling, gehen wir.«
Mrs. Hoskins nahm Jerry auf den Arm und trat zögernd über die Schwelle. Jerry stieß einen leisen Schrei aus, weil ihm das Kribbeln nicht behagte.
Mrs. Hoskins fragte mit zarter Stimme: »Ist dieser Timmie hier? Ich sehe ihn gar nicht.«
Miss Fellowes rief: »Timmie. Komm her.«
Timmie streckte den Kopf durch die Tür und sah zu dem kleinen Jungen auf, der ihn besuchte. Mrs. Hoskins wich einen Schritt zurück.
Sie sagte zu ihrem Mann: »Gerald, weißt du bestimmt, daß er nicht gefährlich ist?«
»Selbstverständlich«, warf Miss Fellowes sofort ein. »Timmie ist ein sehr braver kleiner Junge.«
»Aber er ist doch ein Wilder.«
Miss Fellowes sagte nachdrücklich: »Nein, das ist er durchaus nicht. Er ist genauso ruhig und vernünftig, wie man es von einem Fünfeinhalbjährigen erwarten kann. Es ist sehr freundlich von Ihnen, Mrs. Hoskins, daß Sie Ihren Sohn mit Timmie spielen lassen wollen – aber bitte machen Sie sich deswegen keine Sorgen.«
»Ich weiß nicht recht«, meinte Mrs. Hoskins zögernd.
»Wir haben schon lange darüber gesprochen, Liebling«, sagte Hoskins. »Lassen wir das Thema lieber. Du kannst Jerry ruhig herunterstellen.«
Mrs. Hoskins tat wie geheißen, aber der Junge blieb hinter ihr stehen und sah von dort aus zu Timmie hinüber.
»Komm her, Timmie«, sagte Miss Fellowes. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
Nun standen die beiden Jungen einander gegenüber.
Miss Fellowes beobachtete sie gespannt.
Der kleine Neandertaler sprach zuerst. »Wie heißt du?« Gleichzeitig streckte er den Kopf vor, als wolle er Jerrys Gesicht genauer betrachten.
Völlig verwirrt antwortete Jerry mit einem heftigen Stoß, der Timmie zu Boden warf. Beide begannen laut zu weinen, und Mrs. Hoskins hob ihren Sohn auf, während Miss Fellowes Timmie aufrichtete und ihn beruhigte.
Mrs. Hoskins sagte: »Sie verabscheuen sich instinktiv.«
»Auch nicht mehr«, antwortete ihr Mann, »als andere Kinder im gleichen Alter. Jerry soll sich lieber an die veränderte Situation gewöhnen. Wir gehen am besten wieder. Miss Fellowes kann Jerry in mein Büro bringen, wenn er müde wird. Ich nehme ihn dann mit nach Hause.«
*
Die beiden Kinder beobachteten sich während der nun folgenden Stunde ständig. Jerry weinte nach seiner Mutter, wollte Miss Fellowes schlagen und ließ sich schließlich doch mit einem Lutscher beruhigen. Timmie erhielt ebenfalls einen, und kurze Zeit später hatte Miss Fellowes erreicht, daß sie mit den gleichen Bauklötzen spielten – allerdings an den entgegengesetzten Seiten des Raumes.
Sie war Hoskins wirklich dankbar, als sie Jerry zu ihm zurückbrachte.
Sie wollte ihm ihren Dank ausdrücken, aber seine steife Förmlichkeit wirkte abweisend. Wahrscheinlich hatte er ihr noch nicht vergeben, daß sie ihm das Gefühl vermittelt hatte, ein herzloser Vater zu sein. Vielleicht hatte er ihr nur beweisen wollen, daß er Timmies Vater war, obwohl er es nicht war. Beides zur gleichen Zeit!
Deshalb konnte sie nur sagen: »Danke. Vielen Dank.«
Und er konnte nur antworten: »Schon
Weitere Kostenlose Bücher