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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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fetter Arbeiter und schwenkte seinen Becher wild umher. Stead fühlte eine tiefe Zuneigung zu dem dicken verschwitzten Mann. Es wäre eine Tragödie, den Armen noch länger schmachten zu lassen.
    »Wein für meinen Freund!« schrie nun auch Stead und sah sich mit glasigen Augen um. Er war ärgerlich, daß nicht sogleich jemand gesprungen kam, um ihre leeren Becher zu füllen.
    Ein magerer, schiefgesichtiger Kerl – der Lehrling des Silberschmieds – stolperte auf sie zu und platschte das kostbare Naß in einem heftigen Guß in den Becher des Fetten. Ein Mädchen tauchte hinter ihm auf und hielt ihre Hände unter den roten Strahl. Sie hatte den Kopf zurückgeworfen. Ihre weißen Zähne schimmerten, und die Augen blitzen. Dann trank sie aus den zu einem Becher geformten Händen.
    »Mehr Wein!« rief Stead und stolperte zu ihr. Das Mädchen drehte sich blitzschnell um, erblickte ihn und stieß einen spitzen kleinen Schrei aus. Dann hielt sie die Hände wieder unter den Krug und wandte sich Stead zu.
    »Hier! Hier ist Wein zur Erhaltung deiner unsterblichen Seele.«
    Stead wußte kaum noch, was er tat. Er beugte sich herunter und trank den warmen, süßen Wein. Die Hände des Mädchens bebten, als er sie mit dem Mund berührte. Dann öffneten sie sich, und die letzten Tropfen spritzten auf den Boden. Sie lachte. Stead stand noch immer über sie gebeugt. Er sah sie an und lachte auch.
    Das braune Haar war mit Goldpuder überstäubt. Ihr gelbes Mieder mit dem tiefen Ausschnitt und den großen roten Knöpfen war zerrissen. Der schwarze Rock glänzte im Lampenlicht. So stand sie vor ihm, lachend, zerzaust, begehrlich, fremd – und plötzlich erinnerte er sich an Belle.
    »Komm! Heute ist Bacchanal – also komm!«
    Ihre Zunge fuhr über die Lippen. Sie holte tief Atem – und warf sich auf Stead. Er fühlte ihre warmen Arme und den heißen Atem. Wieder regte sich der schlafende Dämon in ihm.
    Schwindel erfaßte ihn. Seine Hände zitterten. Er beugte sich vor und umfaßte das Mädchen, ohne zu wissen, was und weshalb er es tat.
    Rauhe Hände rissen das Mädchen von ihm weg. Sie fluchte, als sie zu Boden fiel. Ihre Hand fuhr in das Mieder und brachte mit geübtem Griff ein kleines Stilett zum Vorschein. Immer wüstere Schimpfworte warf die Schöne den Störenfrieden an den Kopf. Ihre Stimme wurde schrill und keifend.
    Stead taumelte ernüchtert zurück.
    Die beiden Männer in gutsitzenden dunklen Anzügen und mit breiten Gesichtern, die kaum voneinander zu unterscheiden waren, packten sie an den Armen. Das Stilett klirrte zu Boden. Sie schleppten sie einfach weg. Einen Augenblick sah er das verzerrte, erschreckte Gesicht des Mädchens, bevor ihm die breiten Schultern der Männer die Sicht verdeckten.
    In dem Lärm und Gelächter konnte er nicht verstehen, was sie zu ihr sagten. Aber sie warf einen entsetzten Blick auf Stead und drehte sich dann zitternd um. Dann rannte sie weg, als sei ein Köter hinter ihr her.
    Die beiden Männer in Schwarz durchbohrten Stead einen Augenblick mit ihren Blicken – forschend, kalt. In diesem Augenblick hatte er das Fest vergessen. Dann drehten sie sich um, mit abgezirkelten, mechanischen Bewegungen. Sie gingen im Gleichschritt weg. Stead wischte sich mit der Hand über die Stirn. Sie triefte von Schweiß.
    Das waren also die Spürhunde der Gouverneure. Purvis hatte recht gehabt. Er wurde beobachtet – und nicht nur das! Della und Simon wollten mit Gewalt verhindern, daß er in das unbekannte Land der Beziehungen zwischen Mann und Frau eindrang.
    Als Charakter und Persönlichkeit war Stead noch sehr unreif. Ein neugeborenes Wesen, das noch lernen mußte und das Leben nicht kannte. Ein paar Sekunden stand er unentschlossen und schwankend da. Er hatte das Gefühl, daß Simon und Della das Recht hatten, ordnend in sein Leben einzugreifen. Schließlich hatten sie es aus dem Nichts geschaffen. Aber etwas Unbestimmtes rebellierte in ihm, lehnte sich gegen die unwürdige Behandlung auf. Er wollte sich nicht als ihr Sklave fühlen müssen. Die Freiheit der Wildbeuter war etwas ganz anderes. Er war nicht mehr so sicher wie früher, welcher der beiden Klassen er angehörte.
    Diese Wissenschaftler von Arkon – seine früheren Freunde – wußten, was sie taten. Soviel stand fest.
    Und doch brannte in ihm der Wunsch, durch die Menge zu rennen, das erste beste Mädchen in eine dunkle Ecke zu ziehen und zu erfahren, worin das Geheimnis einer Frau bestand – das Geheimnis, das weder die Bilder noch

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