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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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oder?«
    Sollte er Cardon wissen lassen, daß er über die Geschehnisse Bescheid wußte? Dieses Problem beschäftigte Stead, als sie so herumsaßen und auf Befehle warteten, die sie wieder in die grauenhafte Außenwelt schicken würden. In die Welt der Schleimer und Yobs – und in die Welt der Dämonen.
    Cardon regelte die Sache selbst.
    Vance hatte sich zurückgelehnt, und Cardon flüsterte ihm zu: »Stead! Vergiß das alles – verstehst du? Es wird dir nichts geschehen.«
    Stead nickte. »Ich danke dir, Cardon. Du kannst mir wirklich glauben, daß ich dir nur folgte, weil ich glaubte, du gingst zur Gruppe zurück. Du ...«
    »Vergiß es einfach, Stead. Das ist alles.«
    Als sich Stead wieder zurücklehnte, fühlte er, wie Widerwillen in ihm hochstieg. Vergiß es. Natürlich, ihm mußte es ja leichtfallen. Er war der Mann ohne Gedächtnis. Ein Kind, das sich in der Erwachsenenwelt zurechtfinden mußte. Was konnte er zu den großen Entscheidungen beitragen, die die Männer in ihren Nischen und Ecken planten? Er wollte lernen, erfahren, verstehen. Simon und Della hatten ihm geholfen und ihm viel beigebracht. Aber mit jedem Tag zeigte sich deutlicher, daß ihr Wissen mit der Realität nicht übereinstimmte. War das Leben ein Betrug?
    Gab es hinter jeder Wahrheit noch eine andere Wahrheit? War Sagen und Tun zweierlei? Was erwartete man von ihm? Das Richtige zu sagen oder zu tun?
    Als Honey hereinkam und sich neben ihn setzte, grübelte er immer noch. Die Nachdenklichkeit in seinen Zügen zeigte ihr, daß er mit seinen Gedanken weit weg von den Dingen war, die sie selbst mit jedem Tag heftiger beschäftigten. Er sah sie an. Stead hatte das Gefühl, daß Honey mit der Zeit immer trauriger und blasser aussah. Aber er hatte keine Ahnung weshalb. Und natürlich sagte es ihm auch niemand.
    Sie führten ein belangloses Gespräch, während sie auf Thorburn warteten.
    »Immer mehr Wellenlängen sind gestört«, meinte Honey und spielte wie üblich mit ihrem Funkgerät herum. »Irgend etwas in der Atmosphäre stimmt nicht.«
    »Du hast Sorgen«, warf Julia ein – blond, frisch mit roten Wangen wie immer. »Lorna – das ist die Radarexpertin von Rogers – hat mir erzählt, daß sie gestern auf einen Detektorstrahl gestoßen sind, der nur zwei Handbreit über dem Boden angebracht war. Stellt euch das vor!«
    »Da könntest du dich niemals durchquetschen«, ärgerte sie Old Chronic.
    »Halt den Mund, du Köterfraß«, fauchte Julia. Aber Stead sah, wie sie heimlich die Hände an die Taille hielt. »Ich werde noch unter Detektorstrahlen durchrutschen, wenn sie dich schon lange in den Fluß geworfen haben.«
    »In den Fluß?« Stead schüttelte den Kopf.
    »Da werfen sie die Toten hinein«, erklärte Cardon. Er deutete mit dem Daumen nach unten. »Durch die Graböffnungen in den Fluß mit ihnen. Ein schöner, trauriger Gottesdienst, ein paar Tränchen – und dann ist alles vergessen.«
    »Lethe«, sagte Honey mit einem kleinen Schauder in der Stimme. »So nennen sie den Fluß.«
    Stead wollte gerade fragen, wohin er führte, als Thorburn mit den anderen Führern zurückkam. Sofort verstummten die Unterhaltungen, die Stimmung wurde gespannt. Man würde zumindest erfahren, wohin der nächste Beutezug ging. Denn es war nur zu oft der Fall, daß er in den Tod führte – weit weg von den reinigenden Wassern Lethes.
    »Ein großer Coup«, meinte Thorburn, als sich seine Gruppe um einen der Tische gesammelt hatte und ihn erwartungsvoll ansah. Old Chronic breitete geräuschvoll die Karten aus. Er schnaubte und zeterte wie immer. Vance sagte kein Wort. Er lümmelte sich in seinen Stuhl, aber seine Augen waren so wachsam wie die eines sprungbereiten Köters. Sims und Wallas saßen wie üblich nebeneinander. Sie versuchten in Thorburns Gesicht zu lesen. Cardon hatte sich vorgeneigt. Seine Finger spielten mit dem Messergriff, und die dunklen Brauen bildeten einen einzigen Strich. Julia und Honey hatten ihre Notizbücher geöffnet. Sie warteten auf Positionsangaben.
    Diese Gruppe bildete ein Team, das gut aufeinander eingespielt war. Auch Vance und Stead waren jetzt volle Mitglieder. Jeder einzelne bildete ein Rädchen in dem großen Uhrwerk, und von der Leistung jedes einzelnen hing es ab, ob dieses Uhrwerk funktionierte.
    Es war ein schönes Gefühl, den ruhigen Worten Thorburns zuhören zu können.
    Thorburn sprach entschieden und doch sachlich. Er hob nichts hervor. Doch bei jedem Wort schwand das schöne Gefühl in Stead ein bißchen

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