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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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seinen Platz hier auf der Erde gefunden hatte.
    Nach den feierlichen Riten würden die Parties stattfinden.
    Obwohl er den Glanz und die Farbenpracht diesmal versäumte, war Stead nicht sehr traurig darüber. Denn statt dessen nahm er am Bacchanal der Wildbeuter teil.
    Angeblich feierten auch die Jäger und Wildbeuter den Tag der Ankunft des Unsterblichen. Aber in Wirklichkeit war dieser Tag in den weiter entfernten Gehegen schon vor langer Zeit zu einem Tag der ausgelassenen Freude geworden. Alle Einschränkungen fielen weg. Wein, Gelächter und Sorglosigkeit regierten.
    Stead ließ sich von den fieberhaften Vorbereitungen und von der fröhlichen Ausgelassenheit der Gruppe anstecken. Selbst an solchen Tagen blieb die Gruppe zusammen.
    Überall brannten die Lichter. Überall gerötete Gesichter und lachende Mienen. In den düsteren Gehegen war Leben und Fröhlichkeit eingekehrt. Viele waren verkleidet. Die Heizkörper strahlten Wärme aus. Keiner dachte heute daran, daß man mit dem Strom sparen mußte.
    Musikkapellen zogen durch die Straßen und erfüllten die Luft mit Lärm. Närrische Pappmasken grinsten die Vorüberziehenden an. Grelle Farben, Schreie, schrilles Gelächter. Aus harmlosen Pfeifchen schnellten plötzlich Schlangen, und die Kinder johlten vor Begeisterung, wenn sie wieder jemanden erschreckt hatten. Es gab so viel zu essen und zu trinken, wie man wollte. Essensgerüche, heißes Fett, das schwere süße Aroma des Weins, dazu der Staub und die Parfüme der Frauen – sie alle vermischten zu einer wahren Orgie von Gerüchen.
    Stead wurde mit seiner Gruppe weitergeschoben und gestoßen. Geschminkte Frauen packten ihn am Arm. Papierschlangen fuhren ihm ins Gesicht. Er wich lachend aus. Irgend jemand blies ihm mit einer riesigen Trompete ins Ohr – und dann zog ihn Honey lachend weiter. In die Nischen waren Tische eingebaut, auf denen sich die Leckerbissen türmten. Wein floß in Strömen. Stead trank, wenn seine Kameraden tranken.
    Thorburn prahlte. »All dieser Reichtum stammt von den Wildbeutern. Nur von den Wildbeutern. Wir erhalten die Menschen am Leben. Ohne uns wären sie tot.«
    Niemand widersprach ihm.
    Honey klammerte sich an seinen Arm und lachte ihn an. Sie trug ein rot-schwarzes Kostüm. Ihre Beine – eines rot, eines schwarz – steckten in hochhackigen Schuhen. Auf ihrem Kopf trug sie eine spitze rot-schwarze Mütze, die sich blitzschnell zu den Rhythmen der verschiedenen Kapellen bewegte. Ihre Augen leuchteten, und ihre Wangen hatten sich gerötet. Stead war der Blick Julias nicht entgangen – überrascht zuerst und dann verständnisvoll –, aber er konnte ihn nicht so recht deuten.
    Honey, die scheue, dunkle, zurückhaltende Honey, blühte an diesem Tag im Licht der elektrischen Lampen auf.
    Stead hatte nur sein altes blaues Hemd und die blauen Hosen angezogen. Aber unter den Wildbeutern wirkte seine alte Gouverneurskluft schon als Phantasiekostüm. Es war ihm gleich. Er lachte, trank Wein und ließ sich von Honey und den anderen fortziehen.
    Eine Flut singender, schwankender Masken kreuzte ihren Weg. Sie zogen Weinfässer auf Handkarren und hatten ganze Essensberge bei sich. Überall sah Stead, wie Männer und Frauen einander umarmten, tanzten, lange Ketten bildeten und Fremde mitrissen. Die Erinnerung an die feierlichen Tänze der Gouverneure ließ ihn auflachen. Hier tanzten die Menschen mit einem Schwung und einer Begeisterung, die in der Welt der Gouverneure als äußerst unpassend empfunden worden wäre.
    Und dann wurde Stead von Honey und seiner Gruppe getrennt. Er sah noch, wie Thorburn Julia etwas zurief, und dann verschwanden sie hinter einer Woge ausgelassener Menschen, die, von Erregung und Wein zugleich berauscht, umhertorkelten.
    Ohne Zögern schloß er sich den Fremden an und tanzte mit ihnen einen erleuchteten Weg entlang. Jemand drückte ihm einen Becher Wein in die Hand. Er leerte ihn und tanzte weiter.
    Er hatte keine Ahnung, wo er war. An jeder Seite des Weges befanden sich die üblichen Holztüren und die Glasfenster. Lichter flackerten, Blumen und Pflanzen waren zu kunstvollen Girlanden geschlungen und hingen von den Türbalken herab. Buntbestickte Tücher und Fahnen wurden geschwenkt. Die Gesichter um ihn wechselten. In seinen Ohren dröhnte Musik und Gelächter.
    Endlich schöpfte er Atem. Er lehnte sich schwankend gegen eine Mauernische. Erst jetzt merkte er, wie sehr ihm der Wein zu Kopf gestiegen war.
    Das war das wahre Leben!
    »Mehr Wein!« schrie ein

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