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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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...«
    Sie starrten auf den bleichen, reglosen Körper herab. Der Fremde hatte die Augen geöffnet und sah hilflos um sich.

 
2
     
    »Aber er ist wirklich wie ein neugeborenes Kind.«
    »Gedächtnisschwund, meine Liebe«, meinte Simon und stützte das Kinn in die Hand. »Alles weg. Alles. Und das ist komisch. Gewöhnlich kann sich ein Mensch, der das Gedächtnis verloren hat, an seine Sprache, seine Gewohnheiten und seine allgemeinen Kenntnisse erinnern. Nur die persönliche Vergangenheit geht verloren.«
    »Sein Gehirn arbeitet einfach nicht.« Della legte nachträglich den Finger an die Lippen, als wolle sie die harte Aussage etwas mildern. »Ich meine, das Großhirn arbeitet nicht. Der Thalamus und die gesamte Nervensteuerung sind in Ordnung. Der Mann steht auf einer ziemlich niedrigen Entwicklungsstufe, nicht wahr?«
    Der Raum, in dem sie sich befanden, war nüchtern und spärlich eingerichtet, was durch die grelle künstliche Beleuchtung noch unterstrichen war. Della drehte sich um und studierte den Fremden, der unbekleidet auf dem Tisch lag. Der weiße Kopfverband bildete einen seltsamen Kontrast zu der gesunden, sonnverbrannten Gesichtsfarbe. Die graublauen Augen waren geöffnet und blickten zur Decke – teilnahmslos, ohne etwas wahrzunehmen.
    Ein einziger Blick genügte, um zu erkennen, daß es sich bei dem Fremden um einen zähen, fähigen Kämpfer handelte. Das Gesicht – jetzt schlaff und gelöst – war kantig, aber wohlgeformt, mit einer edel geschwungenen Nase, schmalen Lippen und einem energischen Kinn. Ein starkes Gesicht, das einen starken Charakter verriet – einen Charakter, der es gewohnt war, mit Männern und Situationen fertig zu werden und ihnen seinen Willen aufzuzwingen.
    Doch im Augenblick besaß er keinen Willen, keinen Stolz und – kein Gedächtnis.
    »Einfach ein kleines Kind.« In Dellas Mundwinkeln zuckte ein kleines Lächeln. Sie wußte, daß Simon ihr nicht beipflichten würde. »Wie habt ihr ihn genannt?«
    »Stead«, erwiderte Simon. Er sah seine Assistentin an, die stolze, schöne Della mit den kurzgeschnittenen roten Locken und den großen grauen Augen. Della mit dem geschmeidigen, schlanken Körper, der einem Mann den Verstand rauben konnte. Simon seufzte und bedauerte zum hundertsten Mal, daß er nicht zwanzig Jahre jünger war.
    »Stead«, wiederholte er. »Das war das erste Wort, das wir von ihm hörten, als er aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte. Das erste und letzte Wort.«
    »Stead. Hm, ich kenne keine Sprache, in der dieses Wort etwas bedeutet. Es könnte sein Name sein – vielleicht ...« Della unterbrach sich. Dann fuhr sie fort: »Die Berichte, die du mir ausgehändigt hast, sind ziemlich konfus. Ich würde mir diesen Wildbeuter Thorburn gern selbst einmal vorknöpfen, wenn du nichts dagegen hast. Wenn wir nur wüßten, was dem Fremden zustieß, kurz bevor er bewußtlos wurde. Das könnte uns weiterhelfen ...«
    »Höchstwahrscheinlich war er in Gefahr. Deshalb könnte das Wort auch ein Hilferuf oder eine Warnung an seine Kameraden sein.«
    »Dem Bericht zufolge war er allein.«
    »Das stimmt.« Simon drehte sich um, als von der schlaffen Gestalt auf dem Tisch ein kleiner, gurgelnder Seufzer kam. »Aber bevor du dich auf Vermutungen einläßt, Della, hätte ich gern, daß du dir die Kleidungsstücke ansiehst, die bei ihm gefunden wurden. Eine einmalige Sammlung. Da – jetzt fängt er wieder zu weinen an.«
    Della ging auf die Tür zu. Sie lächelte fein. »Alle kleinen Kinder weinen. So hat man mir jedenfalls gesagt.«
    Simon konnte es nicht ertragen, ihr nachzusehen. Seine verlorene Jugend revoltierte zornig gegen das gnadenlose Fortschreiten der Zeit, die sie auf immer trennte. Er brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, wie hager und runzlig er aussah. Mit einiger Mühe gelang es ihm, Della aus seinen Gedanken zu verbannen. Er wandte sich an das Riesenbaby, das hilflos auf dem Tisch lag.
    Steads Gesicht hatte sich verzogen. Er schloß die Augen. Die Lider zuckten. Dann riß er den Mund auf. »Bääh, ra-bääh!«
    »Flora!« rief Simon. Er kam sich plötzlich verlassen vor – allein mit einem schreienden Baby. Wie sollte er das Geschrei zum Verstummen bringen? Ihm wurde unbehaglich zumute. Angenommen, daß ...
    »Bin schon da, Sir.« Flora eilte geschäftig herein, breit, tröstlich, behäbig lächelnd. Die steife weiße Schürze raschelte bei jedem Atemzug. »Nur keine Sorge, Gouverneur Simon. Ich gebe ihm gleich sein Breichen.« Sie kicherte. »Ein Glück,

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