TTB 111: Im Banne der Zeitmaschine
bleiben die Dinosaurier? In dieser idyllischen Umgebung ...«
Cases Kommentar wurde von einem schrillen Schrei unterbrochen, der in den Pfiff einer Dampflokomotive überging, bevor er mit einem dumpfen Grollen verstummte. Die beiden Männer zuckten zusammen.
»Was zum ...«
»Damit ist deine Frage schätzungsweise beantwortet«, keuchte Chester und streckte den Zeigefinger aus. Zwischen den Baumstämmen ragte ein schuppenbedeckter Rücken auf, dessen grün-graue Färbung sich kaum von der Umgebung unterschied. Ein riesiges Bein, das in scharfe Krallen auslief, bewegte sich und riß dabei die Rinde von den Bäumen. Der lange muskulöse Schwanz schlug unruhig hin und her, wobei ein fünfzehn Zentimeter dicker Baum, der zufällig im Weg stand, wie von einer Axt gefällt zu Boden krachte.
Case lachte unsicher. »Einen Augenblick lang hätte ich fast vergessen, daß alles nur ...«
»Ruhig! Sonst hört er uns noch!« zischte Chester.
»Was soll der Unsinn?« erkundigte sich Case heiter. »Das ist doch alles nur eine Illusion! Aber wir brauchen mehr Dinosaurier, damit etwas Leben in die Bude kommt. Die Zuschauer wollen etwas für ihr Geld sehen. Wie steht es damit, Computer?«
Die körperlose Stimme schien aus den unteren Zweigen eines Ahorns zu kommen. »In Ihrer unmittelbaren Umgebung befinden sich noch einige Tiere, Mister Mulvihill. Wenn Sie nach links sehen, haben Sie einen kleinen Megalosaurier vor sich. Einige Meter dahinter ist ein prächtiger Nodosaurier zu beobachten.«
»Dabei fällt mir etwas ein«, sagte Case, während er aufstand und nach weiteren Reptilien Ausschau hielt. »Wenn wir die Schau für Geld ablaufen lassen, können wir dieses Frage-und-Antwort-Spiel eigentlich beibehalten. Es macht sich wirklich nett. Die zahlenden Zuschauer werden bestimmt eine Menge wissen wollen – welches Parfüm Marie Antoinette benutzt hat oder wie viele Frauen Salomo wirklich hatte.«
»Ich weiß nicht recht«, sagte Chester und beobachtete, wie der nächste Dinosaurier sich gegen einen mächtigen Baum lehnte, der unter dem Aufprall erzitterte. »Diese Geisterstimme ist vielleicht für empfindliche Gemüter nicht zu empfehlen. Findest du nicht auch, daß ein sichtbarer Lautsprecher, aus dem die Erklärungen kommen, besser wäre?«
»Hmm ...« Case ging auf und ab und zog an seiner Zigarre, Chester spielte nervös mit seinen Fingern. Zwanzig Meter von ihnen entfernt kam ein Iguanodon hinter einem Baum hervorgekrochen. Äste brachen knackend ab, als der riesige Salamanderkopf zehn Meter über dem Waldboden an ihnen vorüberstrich.
»Jetzt weiß ich, was wir unbedingt tun müssen«, sagte Case und klopfte sich vor Begeisterung selbst auf die Schulter. »Wieder ein großartiger Einfall! Chester, du hast eben gesagt, daß wir einen Lautsprecher brauchen. Aber was für einen?«
»Nicht so laut«, flüsterte Chester. Er stellte sich hinter seinen Sessel und beobachtete das Iguanodon nervös. »Ich glaube wirklich, daß uns das Ungeheuer hören kann.«
»Na, und? Also – der Lautsprecher muß vor allem beweglich sein, damit er jeden Zuschauer persönlich erreicht, der eine Frage beantwortet haben möchte. Deshalb lassen wir uns von dem Computer einen Lautsprecher liefern, der in allen Einzelheiten seiner Stimme entspricht!«
»Sieh nur«, sagte Chester mit zitternder Stimme, »das Biest kommt immer näher.«
»Hör lieber gut zu, Chester. Wir lassen uns also von der Maschine einen gutaussehenden weiblichen Roboter bauen. Das ist bestimmt eine Sensation – eine hübsche Puppe mit allem Drum und Dran, die jede Frage beantwortet.«
»Es scheint sich nur langsam bewegen zu können«, stellte Chester fest.
»Wir könnten sie Miß I-Cutie nennen.«
»Es sieht uns.«
»Hast du nicht verstanden? I.Q. – I-Cutie.«
»Ja, natürlich. Du hast völlig recht; ich bin mit allem einverstanden.«
Das Iguanodon bewegte gravitätisch den riesigen Schädel und starrte Chester an. »Wie ein Vogel, der einen Wurm gesehen hat«, sagte er bebend. »Bleib ruhig stehen, Case; vielleicht verliert es dann das Interesse an uns.«
»Unsinn.« Case trat einen Schritt nach vorn. »Wer fürchtet sich denn schon vor einer Illusion?« Er stemmte die Hände in die Hüften und sah zu dem riesigen Ungeheuer auf. »Keine schlechte Illusion«, stellte er anerkennend fest. »Selbst aus dieser Nähe wirkt das Ding tatsächlich echt. Es riecht sogar echt.« Er rümpfte die Nase und kam zu Chester und den beiden Sesseln zurück. »Nicht so
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