TTB 111: Im Banne der Zeitmaschine
eigentlich in der Luft, ohne daß es die Flügel bewegt?« erkundigte sich Bandon.
»Wir nützen die Aufwinde aus, die vor den Hügeln entstehen. Der Gleitwinkel des Flugzeugs ist ziemlich schlecht, schätze ich, aber die Aufwinde sind so stark, daß wir trotzdem Höhe gewinnen. Hoffentlich finden wir dort vorn über der Ebene eine wirklich gute Thermik. Im Augenblick sind wir vielleicht neunhundert oder tausend Meter hoch. Ich möchte möglichst fünfzehnhundert Meter erreichen und dann nach Westen bis zu der nächsten Stadt fliegen. Wenn wir das schaffen, sparen wir uns einen Fußmarsch in der Mittagshitze.«
»Mir ist alles recht, Chester. Hier oben gefällt es mir ganz gut.«
»Aus deiner Bemerkung schließe ich, daß du von deiner Philosophie des einfachen Lebens abgekommen bist. Ein Flugzeug – selbst ein so primitiver Gleiter wie dieser hier – ist weit von Pfeilspitzen aus Stein entfernt.«
»Was soll das heißen, Chester? Das Ding besteht doch nur aus Holz und Leim.«
»Und Nylonbahnen und Stahldraht. Das hat außerdem nichts zu sagen, denn schließlich kann man alles aus einfachen Rohstoffen herstellen – sogar eine Fernsehbildröhre. Der Ausgangsstoff stammt auf jeden Fall aus der Natur, aber die Menschen verbessern ihn, damit er ihren Bedürfnissen entspricht. Hast du vielleicht etwas dagegen einzuwenden?«
»Nein, eigentlich nicht. Aber ich mache mir auch wegen der Leute Sorgen. Ich kann es einfach nicht vertragen, wenn jemand mir Befehle zu erteilen versucht. Sobald wir gelandet sind, mache ich mich wieder auf den Rückweg in die Wälder, schätze ich.«
»Bandon, wenn du etwas kannst, was andere nicht beherrschen, brauchst du keine Angst zu haben, daß du unter die Räder gerätst. Die meisten Klagen in dieser Beziehung kommen von Leuten, die nichts leisten, wofür ihnen die Gesellschaft dankbar sein müßte. Warum sind denn die wenigen Talente so erfolgreich? Weil sie so selten sind – jeder einzelne von ihnen ist unersetzbar. Und wenn ein neuer Mann auftaucht, der eine neue Kunst oder Fähigkeit beherrscht, dann braucht er sich keine Sorgen zu machen. Er findet genügend Menschen, die von ihm lernen wollen. Und diese Leute verhindern, daß er in der Masse untergeht und sich herumschubsen lassen muß.«
»Na schön, vielleicht versuche ich es mit Unterricht im Bogenschießen, wie du vorgeschlagen hast. Glaubst du wirklich, daß die Leute zu mir kommen, um es zu lernen?«
»Ein Versuch kann jedenfalls nicht schaden. Wenn du deinen Spaß daran hast, muß es genügend andere geben, die sich ebenfalls dafür begeistern können. Du mußt nur gut sein – und etwas Reklame für dich machen, Bandon. Dann kann nichts mehr schiefgehen.«
»He, Chester, dort drüben liegt eine Straße.«
»Ausgezeichnet«, sagte Chester zufrieden. »Wir brauchen ihr nur noch zu folgen, um geradewegs auf die Stadt zu stoßen.«
»Und dort vorn – das scheinen Häuser zu sein, wenn ich mich nicht irre.«
»Durchaus möglich. Aus dieser Höhe muß die Stadt bereits sichtbar sein; schließlich sind es nur noch zwanzig Kilometer bis dorthin.«
Chester hob den Kopf und suchte nach einer Kumuluswolke. Dann steuerte er die nächste an, wartete gespannt und grinste zufrieden, als der Aufwind das leichte Segelflugzeug erschütterte. »Halt dich fest, Bandon, jetzt geht es los!« rief er. Dann beschrieb er eine leichte Rechtskurve und flog auf die weit vor ihnen liegende Stadt zu.
*
Eine halbe Stunde später segelte das Flugzeug in geringer Höhe über die Bäume eines Parks hinweg und setzte auf der gepflegten Rasenfläche zur Landung an. Es schwebte noch fünfzehn Meter weit dicht über dem Boden und setzte erst dann mit einem Ruck auf, wobei sich die linke Tragfläche in die weiche Erde bohrte. Der Gleiter drehte sich einmal um die eigene Achse und blieb erst dann unbeweglich liegen.
»Puh!« sagte Chester erleichtert. Er richtete sich auf und betrachtete die Häuser am Rande des Parks. Dann bemerkte er ein halbes Dutzend Männer, die herbeigerannt kamen.
»Ich hoffe, daß du auf einen unfreundlichen Empfang vorbereitet bist, Bandon. Vielleicht reagieren diese Leute nicht sehr begeistert auf meinen kleinen Beitrag zu ihrer Zivilisation. Wahrscheinlich versuchen sie es mit handfesten Methoden.«
»Na, dann sind sie bei mir gerade an den Richtigen gekommen«, knurrte Bandon.
»Keine voreiligen Schlüsse; sie sehen zwar harmlos aus, stecken aber voller Überraschungen.«
Der erste Mann war unterdessen
Weitere Kostenlose Bücher