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TTB 112: Menschen für den Mars

TTB 112: Menschen für den Mars

Titel: TTB 112: Menschen für den Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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geologischen Geräten umgraben.«
    Mattern nickte. Er musterte Leopold neugierig, als hätte dessen offensichtliche Ausflucht seinen Verdacht erregt. Ich fragte mich, ob es klug sei, Mattern Informationen vorzuenthalten. Nun, es war Leopolds Sache, sein kleines Spiel zu spielen, dachte ich. Wenn Mattern nicht wußte, wo wir arbeiteten, würde er Ozymandias sicher nicht zu Gesicht bekommen.
    »Ich dachte, Sie hätten gemeint, der Planet sei von Ihrem Gesichtspunkt aus nutzlos, Colonel«, sagte ich.
    Mattern starrte mich an. »Dessen bin ich sicher. Aber da wir nun schon hier sind, wäre es idiotisch von mir, nicht wenigstens einen Blick zu riskieren.«
    Ich mußte zugeben, daß er recht hatte. »Erwarten Sie dennoch etwas zu finden?«
    Er zuckte die Achseln. »Ganz bestimmt kein spaltbares Material. Es kann als ziemlich sicher angenommen werden, daß alle radioaktiven Substanzen auf diesem Planeten sich längst aufgelöst haben. Aber es besteht immer die Aussicht, auf Lithium zu stoßen.«
    »Oder auf reines Tritium«, spöttelte Leopold. Mattern lachte nur und erwiderte nichts.
    Eine halbe Stunde später waren wir wieder nach Westen unterwegs, der Stelle entgegen, an der wir Ozymandias zurückgelassen hatten. Gerhardt, Webster und ich fuhren zusammen in einer Raupe, Leopold und Marshall in der anderen. Die dritte, bemannt mit zwei von Matterns Männern, entfernte sich nach Südosten, in die Richtung, die Marshall und Webster tags zuvor ohne Erfolg abgesucht hatten.
    Ozymandias war da, wo wir ihn verlassen hatten. Die Sonne ging hinter ihm auf und hüllte ihn in ein glühendes Gewand. Ich überlegte, wie viele Sonnenaufgänge er wohl schon gesehen hatte. Wahrscheinlich Milliarden.
    Wir parkten die Fahrzeuge nicht weit von dem Roboter und näherten uns ihm. Webster filmte ihn im hellen Morgenlicht. Ein nördlicher Wind ließ den Sand in Wirbeln über den Boden tanzen.
    »Ozymandias ist hiergeblieben«, sagte der Roboter, als wir dicht vor ihm stehenblieben.
    Er sagte es auf Englisch.
    Sekundenlang begriffen wir nicht, was geschehen war. Während wir verwirrt durcheinanderredeten, sagte der Roboter: »Ozymandias hat die Sprache entziffert. Scheint eine Art Fremdenführer zu sein.«
    »Zum Teufel, er wiederholt wie ein Papagei unsere Unterhaltung von gestern«, sagte Marshall.
    »Ich glaube nicht, daß er nur nachplappert«, sagte ich.
    »Er spricht zusammenhängende Sätze. Er unterhält sich mit uns.«
    »Von seinen Vorfahren gebaut, um Besuchern Informationen zu geben«, sagte Ozymandias.
    »Ozymandias«, sagte Leopold. »Sprichst du Englisch?«
    Die Antwort war ein klickendes Geräusch, dem die Worte folgten: »Ozymandias versteht. Er hat nicht Worte genug. Sprecht mehr.«
    Wir fünf zitterten vor Erregung. Es war uns klar geworden, daß das, was geschehen war, an ein Wunder grenzte. Ozymandias hatte geduldig unseren Worten vom Abend zuvor gelauscht. Nachdem wir ihn verlassen hatten, war er daran gegangen, den Lauten, die er gehört hatte, einen Sinn zu geben. Mit Hilfe seines Millionen Jahre alten Verstandes war ihm dies gelungen. Nun kam es nur darauf an, ihm immer neue Worte zuzuwerfen und darauf zu warten, daß er ihnen einen Sinn gab.
    Die nächsten beiden Stunden vergingen so schnell, daß wir uns dessen kaum bewußt wurden. So schnell wir konnten, fütterten wir Ozymandias mit immer neuen Worten und Begriffen und erläuterten sie, um ihm Gelegenheit zu geben, sie in seinen schon vorhandenen Wortschatz einzufügen.
    Nach diesen zwei Stunden war es möglich, mit ihm eine Unterhaltung zu führen. Er befreite seine Beine aus dem Sand, der sie seit Jahrtausenden umgeben hatte, und nahm die Funktion wieder auf, für die er geschaffen worden war – er führte uns durch die Zivilisation jener längst vergangenen Zeit. Sein Gedächtnis war eine Schatzkammer archäologischer Daten, die uns auf Jahre hinaus mit Angaben über jene zurückliegenden Zeiten versorgen würde.
    Sein Volk, so erzählte er uns, hatte den Namen Thaiquen geführt. 300 000 Jahre ihrer Zeitrechnung hatten sie ein glückliches Leben geführt. Als der Abstieg begann, hatten sie ihn geschaffen, um ein unvergängliches Zeichen ihrer großen Zeit zu hinterlassen. Ihre Städte waren zerfallen, Ozymandias allein war geblieben, und mit ihm die Erinnerung an jene große Zeit.
    »Dies war die Stadt Durab. Zu ihrer Zeit wohnten acht Millionen Menschen in ihren Mauern. Wo ich jetzt stehe, erhob sich der Tempel von Decamon mit seiner Höhe von 1600 Fuß. Er

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