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TTB 112: Menschen für den Mars

TTB 112: Menschen für den Mars

Titel: TTB 112: Menschen für den Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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blickte auf die Straße der Winde herab ...
    Die elfte Dynastie begann mit Chonnigar IV. im achtzehntausendsten Jahr der Stadt. Während der Regierung dieser Dynastie wurden die ersten benachbarten Planeten erreicht ...
    Die Bibliothek von Durab befand sich an diesem Platz. Sie enthielt vierzehn Millionen Bücher aller Art, von denen heute keines mehr existiert. Lange nach dem Ende der Dynastie verbrachte ich meine Zeit mit dem Studium dieser Bücher. Ihr Inhalt ist in meinem Gedächtnis verankert ...
    Für länger als ein Jahr forderte die Pest täglich neuntausend Opfer ...«
    Ununterbrochen flossen die Worte aus Ozymandias' Mundöffnung, eine gigantische Quelle des Wissens tat sich vor uns auf. Je größer der Wortschatz des Roboters wurde, um so mehr konnte er ins Detail gehen. Wir folgten ihm, als er seine massige Gestalt durch den Wüstensand bewegte, und unsere Tonbandgeräte nahmen jedes Wort auf, das er sprach. Längst waren wir über das Stadium des Erstaunens heraus, begriffen, daß wir einen unschätzbaren Fund gemacht hatten. In diesem einzigen Roboter lagen alle Kenntnisse über eine Kultur, die sich über 300 000 Jahre erhalten hatte. Wir konnten Ozymandias für den Rest unseres Lebens Fragen stellen, ohne sein phänomenales Gedächtnis zu erschöpfen.
    Als wir uns schließlich losrissen und Ozymandias allein in der Wüste zurückließen, um zum Schiff zurückzukehren, brach der Überschwang unserer Gefühle durch, und wir fielen uns in die Arme. Nie hatte es in der Geschichte unserer Wissenschaft einen solchen Fund gegeben – den bis in die kleinste Einzelheit vollständigen Bericht über eine längst verflossene Epoche.
    Wir kamen überein, unseren Fund Mattern auch weiterhin zu verschweigen. Aber wir fühlten uns wie Kinder, die ein ungeheuer kostbares Geschenk erhalten haben und die Freude darüber nicht verbergen können. Obwohl wir jedes verräterische Wort vermieden, mußte Mattern an unserer Erregung merken, daß unser Tag nicht so ergebnislos verlaufen war, wie wir es behaupteten.
    Diese Tatsache und die Weigerung Leopolds, Mattern genauere Angaben über unser heutiges Arbeitsfeld zu machen, mußte Matterns Verdacht erregt haben. Nachts, als wir in unseren Betten lagen, hörten wir das Rattern von Raupenschleppern, die sich in die Wüste entfernten. Am Morgen betraten wir den kleinen Frühstücksraum zur üblichen Zeit. Mattern und seine Männer, die unrasiert waren und müde wirkten, wandten sich zu uns um.
    Mattern sagte: »Guten Morgen, Gentlemen. Wir warten schon seit einiger Zeit auf Sie.«
    »Es ist doch nicht später als sonst?« fragte Leopold.
    »Keineswegs. Aber meine Männer und ich waren die ganze Nacht auf den Beinen. Wir haben archäologische Forschung auf eigene Faust betrieben, während Sie schliefen.« Der Colonel beugte sich vor und musterte Leopold scharf. »Dr. Leopold, aus welchem Grund haben Sie sich entschlossen, mir die Tatsache vorzuenthalten, daß Sie ein Objekt von äußerster strategischer Wichtigkeit entdeckt haben?«
    »Was meinen Sie?« fragte Leopold, und seine Stimme zitterte leicht.
    »Ich meine«, sagte Mattern ruhig, »den Roboter, dem Sie den Namen Ozymandias gaben. Warum haben Sie mir nicht über ihn Meldung gemacht?«
    »Ich hatte die Absicht, allerdings erst kurz vor unserer Abfahrt.«
    Mattern zuckte die Achseln. »Mag sein. Tatsache ist jedenfalls, daß Sie uns die Existenz Ihres Fundes verschwiegen. Ihr sonderbares Verhalten gestern abend veranlaßte uns dazu, das von Ihnen durchforschte Gebiet ein wenig genauer in Augenschein zu nehmen. Da die Detektoren etwa zwanzig Meilen westlich ein metallenes Objekt erfaßten, machten wir uns dorthin auf den Weg. Ozymandias war sichtlich erstaunt, daß es noch mehr Erdenbewohner auf diesem Planeten gab.«
    Sekundenlang herrschte tiefe Stille. Dann sagte Leopold: »Ich muß Sie bitten, sich nicht in diese Sache einzumischen, Colonel Mattern. Ich bitte um Entschuldigung, daß wir unseren Fund verschwiegen – aber Sie hatten erklärt, daß Sie sich für unsere Arbeit nicht interessierten. Nun muß ich darauf bestehen, daß weder Sie noch Ihre Männer sich mit unserem Fund befassen.«
    »Ach nein«, sagte Mattern bissig. »Und warum?«
    »Weil Ozymandias ein archäologisches Schatzkästlein ist, Colonel. Ich kann nicht nachdrücklich genug erklären, von welchem Wert er für uns ist. Es besteht die Gefahr, daß Ihre Männer mit ihm experimentieren und dabei die Erinnerungskanäle kurzschließen. Ich berufe mich

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