TTB 112: Menschen für den Mars
hatten – Mattern würde uns nie eine Fristverlängerung zugestehen, es sei denn, wir stießen auf Entdeckungen, die ihn anderen Sinnes werden ließen. Wir wollten in dieser einen Woche soviel hinter uns bringen, wie nur möglich war. Der Himmel war voller Welten, und diese Welt mochte nie wieder von Menschen besucht werden.
Wir schafften die drei mitgeführten Halbraupenschlepper hinaus und machten sie startfertig. Dann verluden wir unsere Ausrüstung und setzten uns die Atemmasken auf. Matterns Männer halfen uns, wenn auch unwillig. Sie bildeten einen Halbkreis um uns und warteten auf unsere Abfahrt.
»Will keiner von Ihnen uns begleiten?« fragte Leopold. Die Raupenschlepper waren für je vier Mann bestimmt.
Mattern schüttelte den Kopf. »Ziehen Sie los und lassen Sie uns wissen, was Sie entdecken«, sagte er. »Wir nutzen die Zwangspause dazu aus, das Logbuch zu vervollständigen.«
Ich sah, daß Leopold scharf antworten wollte, aber dann beherrschte er sich. »Okay, tun Sie das. Wenn wir auf eine offenstehende Plutoniumader stoßen, gebe ich Ihnen durch Funk Bescheid.«
»Großartig«, sagte Mattern. »Vielen Dank für Ihre Bereitwilligkeit. Lassen Sie es mich auch wissen, falls Sie auf eine Kupferader stoßen.« Er lachte. »Eine Plutoniumader! Sie scheinen es ernst gemeint zu haben.«
Wir hatten eine Skizze des Geländes angefertigt und teilten uns in drei Gruppen. Leopold fuhr allein nach Westen, dem ausgetrockneten Flußbett entgegen, das wir aus der Luft gesehen hatten. Ich nehme an, daß er sich mit den Gesteinsformationen beschäftigen wollte.
Marshall und Webster fuhren nach Südosten, dem Hügelland entgegen, unter dem eine große Stadt begraben zu liegen schien. Gerhardt und ich besetzten den dritten Raupenschlepper und wandten uns nach Norden, wo wir die Überreste einer andern Stadt zu finden hofften. Es war ein trüber, windiger Tag; die endlose Sandwüste, die diese Welt bedeckte, wellte sich in Dünen vor uns, und der Wind warf uns die scharfen Sandkörner gegen die Plastikkuppeln.
Während des ersten Teils der Fahrt schwiegen wir beide, dann sagte Gerhardt: »Ich hoffe, das Schiff ist noch da, wenn wir zurückkommen.«
Ohne den Lenkhebel loszulassen, wandte ich mich nach ihm um. Gerhardt war mir immer ein Rätsel gewesen, ein kleiner, hagerer Mann mit dunklem Haar, das ihm ständig in die zu dicht beieinanderstehenden Augen fiel. Er kam von der Universität Kansas und hatte sich, wie aus seinen Zeugnissen hervorging, als Wissenschaftler bewährt.
Ich sagte: »Was zum Teufel meinen Sie?«
»Ich traue Mattern nicht. Er haßt uns.«
»Unsinn. Mattern ist kein Bösewicht – nur ein Mann, der seine Arbeit hinter sich bringen will, um bald wieder nach Hause zurückzukehren.«
»Er wird ohne uns abfliegen. Darum hat er uns hinausgeschickt und seine Leute zurückgehalten. Er läßt uns im Stich, passen Sie auf.«
»Reden Sie kein verrücktes Zeug. Mattern wird nichts dergleichen tun.«
»Er betrachtet uns als einen Klotz am Bein«, beharrte Gerhardt. »Einfacher kann er uns nicht loswerden.«
Der Raupenschlepper nahm einen kleinen Hügel in der Wüste. Ich hätte sogar den Schrei eines Geiers begrüßt, aber das letzte Leben hatte diesen Planeten vor Ewigkeiten verlassen.
»Ich gebe zu, daß Mattern über unsere Teilnahme nicht gerade entzückt sein mag, aber glauben Sie, daß er drei wertvolle Raupenschlepper aufgeben würde?«
Gegen dieses Argument konnte Gerhardt nichts einwenden. Gezwungen stimmt er mir bei. Mattern würde nie einen Teil der Ausrüstung freiwillig aufgeben, mochte er die fünf Archäologen auch für überflüssig halten.
Wieder fielen wir in Schweigen. Bis jetzt hatten wir zwanzig Meilen durch öde Landschaft zurückgelegt. Ich überlegte, ob es nicht klüger gewesen wäre, im Schiff zu bleiben. Von dort konnten wir wenigstens die Formationen der versunkenen Städte erkennen.
Zehn Meilen weiter kamen wir zu der Stadt, die unser Ziel war. Sie schien aus einer einzigen Reihe von Gebäuden bestanden zu haben, die sich unendlich weit, vielleicht sechs- oder siebenhundert Meilen, erstreckte. Wenn uns Zeit blieb, konnten wir die Ausmaße aus der Luft feststellen.
Von der Stadt war natürlich nicht mehr viel zu sehen. Der Sand hatte alles bedeckt, aber wir erkannten hier und dort die Grundrisse von Gebäuden. Wir stiegen aus und nahmen die Elektroschaufel mit.
Eine Stunde später schwitzten wir unter den dünnen Schutzanzügen. Es war uns gelungen, einige tausend
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